Die Forschungsergebnisse von Unterregenbach sollen in einer Erweiterung des Hällisch-Fränkischen Museums in Schwäbisch Hall präsentiert werden. Ein Blick in die Planungen.
Bei den Ausgrabungen in Unterregenbach kommen immer wieder neue Erkenntnisse zutage (wir berichteten). So wurden die Reste einer ungewöhnlich großen Kirche, Vorgängerbauten der heutigen Pfarrkirche St. Veit sowie die Überreste eines möglichen Herrensitzes und einer Befestigungsanlage neuerdings auf das 7. Jahrhundert vordatiert. Die Ausstellung der bisherigen Befunde im Jahr 2023 im Hällisch-Fränkischen Museum (HFM) in Schwäbisch Hall zog rund 28.000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region an – das Interesse der Menschen ist vorhanden.
Die Sonderausstellung „Über 1000 Jahre Unterregenbach. Auf archäologischer Spurensuche“ wurde vor allem durch das hohe bürgerschaftliche Engagement der „Stiftung Unterregenbach“ von Christian Neuber ermöglicht. Dank der neuen Forschungsergebnisse und der Verwendung moderner Ausstellungstechnik konnten die Erkenntnisse auch einem jüngeren Publikum vermittelt werden. Nun haben sich mehrere Institutionen zusammengetan und Planungen für eine Erweiterung des HFM um eine Dauerausstellung angeregt. Neben dem Museum selbst sind die Stadt Schwäbisch Hall, der Historische Verein für Württembergisch Franken, die „Stiftung Unterregenbach“, das Landesamt für Denkmalpflege, das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen sowie die Wüstenrot-Stiftung beteiligt. In der Präsentation sollen den Besucherinnen und Besuchern nicht nur die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse vermittelt, sondern auch künftige Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Forscherinnen und Forscher erhoffen sich beispielsweise zusätzliche Erkenntnisse zur überregionalen Bedeutung der Anlage. Die Kirche war mit hochwertigen Glasfenstern ausgestattet, was damals sehr teuer war. Es wurden auch andere qualitativ hochwertige Bauplastiken wie bemalte Wandputze und Kapitelle gefunden. Diese Details deuten womöglich darauf hin, dass das religiöse Zentrum enge Kontakte zum Königs- beziehungsweise Kaiserhof unterhielt.
In dem Exposé zur Erweiterung wird auf die Vorteile des HFM hingewiesen: „Aufgrund seiner gebäudetechnischen, wissenschaftlichen und touristischen Infrastruktur eignet sich das Hällisch-Fränkische Museum ideal als Vermittlungszentrum zur Präsentation der Forschungsergebnisse.“ Durch die räumliche Nähe zu Unterregenbach (nur etwa 30 Kilometer entfernt) sollen die Besucherinnen und Besucher motiviert werden, das Grabungsmuseum in der Kirche in Unterregenbach und die Krypta direkt zu besuchen. Umgekehrt könnten vor Ort beispielsweise Informationsstelen auf das Museum in Schwäbisch Hall hinweisen.
In unmittelbarer Nähe zum HFM, am Steinernen Steg, liegt das „Haus des Müllers“, das zum Ensemble der im Kern mittelalterlichen Stadtmühle gehört. Es ist bereits mit dem Museum baulich verbunden. Dort befinden sich Räumlichkeiten des HFM. Laut der Initiative ist das Gebäude renovierungsbedürftig. Bei der Sanierung der bisherigen Wohnungen könnte die Dauerausstellung eingerichtet werden. Die Präsentation im Erdgeschoss und im ersten Stock würde über einen Steg an das Museum angebunden werden. Im zweiten Stock und unter dem Dach würden die Wohnungen erhalten bleiben.
Wie auch schon 2023 sollen im 1. Stock mittels moderner und interaktiver Technik die verschiedenen Aspekte von Unterregenbach präsentiert werden, beispielsweise das religiöse Zentrum, die Siedlung und Herrschaft, die Krypta sowie die eigentlichen Ausgrabungen. Hier werden auch die originalen Grabungsbefunde zu sehen sein, die das Landesdenkmalamt als Leihgaben zur Verfügung stellt. Das Erdgeschoss soll für museumspädagogische Kurse und Aktionen zu wissenschaftlichen Bereichen wie Archäologie, Paläogenetik und Archäobotanik genutzt werden.
Durch die Erweiterung des HFM erhoffen sich die Initiatoren eine Steigerung der kulturellen Identität, eine wissenschaftliche Aufarbeitung der archäologischen Sensation und eine Vermittlung der Ergebnisse an eine breite Öffentlichkeit. Die Stadt Schwäbisch Hall wird die Kosten für die Sanierung der Gebäude übernehmen. Für die Finanzierung der Ausstellung werden derzeit Unterstützer gesucht. Die „Stiftung Unterregenbach“, die Wüstenrot-Stiftung und die „Stiftung Hanke“ haben ihre Zusage bereits gegeben. Die zusätzlichen Sponsoren können ihr gesellschaftliches Engagement stärken und zur Bewahrung eines einmaligen Kulturerbes von europäischem Rang beitragen. Alle Unterstützer sollen auf einer Tafel genannt werden. th
Bild: Die Planungsskizze macht es deutlich: Die neue Dauerausstellung zu Unterregenbach soll im „Haus des Müllers“ (rechts) ihren Platz finden. Sie wird durch einen Steg mit dem bisherigen Hällisch-Fränkischen Museum (links) verbunden.

