Alfred Albrecht aus Kirchberg teilt sein wertvolles Wissen mit Besuchern
Verblüffend, spannend oder gruselig: Eine Schatztruhe voller Geschichten öffnet Alfred Albrecht bei seinen Führungen durch das Kirchberger Schloss. Seit zwölf Jahren unterhält er die Besucher bestens.
„Ich bin nicht der Schlossgeist, ich seh‘ nur so aus“, eröffnet Alfred Albrecht seine Führungen. Es gibt wohl keinen, der das barockisierte Renaissanceschloss besser kennt als der 74-Jährige. Sein ganzes Leben lang zog es ihn magnetisch an. Als Schüler lieferte er mit dem Leiterwagen Brot in die Küche des Altenheims im Schloss. Als junger Mann traf er dort seine heutige Frau Roswita während ihres freiwilligen sozialen Jahres. Das Haus der beiden befindet sich in Sichtweite, neben dem Rathausbrunnen.
Alfred Albrecht hat sich intensiv mit der knapp 750-jährigen Historie beschäftigt. Sein umfassendes Wissen ist kostbar wie ein Schatz, der Charme seiner Führungen einmalig. Formgewandt erklärt er die Teilnehmer zu „Staatsgästen von Schloss Hohenlohe-Kirchberg“. Über 10000 Besucher führte er bereits durch die Räume. Den Reinerlös seiner Eintrittsgelder spendet der berentete kaufmännische Angestellte für die Restaurierung des Schlosses.
Das Datum seiner Premiere weiß Alfred Albrecht noch haargenau: „Es war der 26. April 2005.“ Zu dieser Zeit war die größte Schlossanlage in ganz Hohenlohe noch im Besitz der evangelischen Heimstiftung. Seit 2015 gehört sie der gemeinnützigen Stiftung Haus der Bauern.
Für die Vorbereitung zu seiner ersten Schlossführung blieben Alfred Albrecht nur wenige Tage, da er vom Leiter des Alten- und Pflegeheims kurzfristig zu der Führung gebeten worden war. In der Schule hatte er sich sehr für Heimatgeschichte interessiert. „Davon wusste ich noch was, aber das hat nicht ausgereicht“, erinnert sich der Kirchberger. So wälzte er Bücher und räumte alle Gegenstände weg, über die er keine Geschichten erzählen konnte. „Es nützt nichts, wenn ich den Leuten Zahlen um die Ohren haue“, findet der Schlossführer. Stattdessen bringt er die Exponate zum Sprechen. Alfred Albrecht weiß, was sich in den Räumen abgespielt hat und kennt erstaunliche Geheimnisse über die früheren Fürsten. Fast ehrfürchtig zeigt er auf das Gemälde eines korpulenten Perückenträgers: Fürst Carl August zu Hohenlohe-Kirchberg steigerte das Ansehen des Hofes beträchtlich, indem er häufig zu musikalischen Darbietungen einlud. Der adlige Musikliebhaber starb mit 60 Jahren, beim Singen in der Kirche. Eine Ironie des Schicksals oder göttliche Fügung?
Die Teilnehmer passieren mit Alfred Albrecht fünf Stationen. Momentan sind das: Wachhaus, Wappenstein über der Schlossdurchfahrt, Rittersaal, Turmzimmer und Rokokosaal. Besonders begeistert sind die Besucher stets von den 14 Deckengemälden der dritten Station. Am Schluss bekennt der Schlossführer: „Wenn du mich nach Heimat fragst, ich nenne dir mein Kirchberg/Jagst.“
Hier lebt auch Teilnehmerin Elke Müller: „Eine unglaublich spannende und lebendige Führung, wie ich sie selten erlebt habe“, zeigt sie sich begeistert. Es sei nicht selbstverständlich, vor Ort eine Persönlichkeit zu haben, die sich so gut auskenne und so vieles miterlebt habe.
Die Frage, wie lange er die Führungen noch machen will, hört der zweifache Vater und Opa oft. „Solange es mir Spaß macht“, antwortet er dann. „Aber wenn ich lauter so interessierte, nette Besucher wie Sie habe, dann mache ich es noch bis ich 100 bin.“
Info:
Die ca. 80-minütige Schlossführung ab vier Personen findet in der Regel an jedem zweiten Sonntag um 14 Uhr statt (siehe Tagespresse und Amtsblätter). Treffpunkt ist das Wachhaus. Der Preis liegt je nach Teilnehmerzahl zwischen drei und fünf Euro pro Person. Andere Wochentage oder Themenführungen wie „Mysteria im Schloss“ sind nach Absprache möglich. Telefon: 07954/402. (sab)