Ebbes aus Hohenlohe

Mit viel Zeit zum Schmuckstück

Manfred Doberer sucht, findet und bearbeitet Hohenloher Feuersteine.

Manche Landwirte in Hohenlohe wissen gar nicht, dass auf ihren Äckern wahre Schmuckstücke zu finden sind: Feuersteine. Für sie sind sie einfach nur lästig. Manfred Doberer arbeitet sie jedoch auf und macht richtige Kleinode daraus.

Feuersteine schillern überwiegend gelb und rotbraun, zeigen ihren Reichtum aber zunächst nicht. Erst wenn sie gesägt und geschliffen sind, entfalten sie ihre volle Schönheit: vielfarbige Marmorierungen und seltene kristalline Einschlüsse. Hohenloher Feuersteine liegen quasi überall herum und haben früher Landwirte geärgert: Die Steine sind so hart, dass sie die Pflüge beschädigt haben. Sie sind vor allem auf Höhenzügen zu finden: „Das harte Gestein bleibt eher oben“, weiß Feuersteinspezialist Manfred Doberer. „Dort wo Wassertürme sind, liegt das Mineral herum.“ 

Schon vor 500000 Jahren wurden Feuersteine gezielt von Menschen gesucht und weiterverarbeitet. Das harte Material eignete sich zum Herstellen von Schneidwerkzeugen.

Der so genannte Keuperhornstein liegt auf dem Muschelkalk in Hohenlohe und ist 180 Millionen Jahren alt, „in diesem Zeitraum tut sich in den Mineralien schon etwas“. Vor allem in einem Streifen von Schrozberg bis Tiefenbach sind viele Feuersteine zu finden.  „Ich mache aus meinen Fundorten kein Geheimnis“, betont der Schrozberger. Seine Spezialität ist auch nicht das Finden, sondern das Bearbeiten der Steine.

Der Findling wird zunächst genau begutachtet und auf kleine Risse untersucht. In diesen Bereichen verstecken sich meist farbliche Veränderungen oder Einschlüsse. Dann kommt die Entscheidung: Wo wird die Steinsäge angesetzt?

Manfred Doberer hat zusammen mit seinem Bruder eine Steinsäge und die anderen Berarbeitungsgeräte gebaut. Fast der ganze Keller ist dem Hobby gewidmet: In einem Teil sind die bearbeiteten Steine ausgestellt, im anderen ist die Werkstatt mit der Säge und den verschiedenen Schleifstationen.

Erst das Zersägen der Steine bringt die eigentliche Schönheit hervor. „Da muss man auch Glück haben und etwa einen Einschluss mit Kristallen direkt ansägen“, erzählt der Experte. Ist das Schnittbild vielversprechend, wird der Stein geschliffen: Dabei kommen verschieden große Stücke mit der geschnittenen Seite nach unten in eine große Trommel. Mit unterschiedlich feinen Granulaten drehen sich die Steine einen Monat lang Tag und Nacht im Kreis. „Das Material ist halt hart“, lacht Manfred Doberer. „Nichts für eine schnelle Arbeit.“ In weiteren Bearbeitungsschritten wird aus dem großen Brocken durch den Cabochonschliff ein runder oder ovaler Schmuckstein, der an der Unterseite flach ist und sich nach oben hin wölbt. Daraus lassen sich dann beispielsweise Ketten oder Colliers anfertigen. Oder die Steine werden aufwändig zu Intarsien-Schmuck und Schmetterlingen verarbeitet.

Der Mineralien-Experte interessiert sich in seiner 40-jährigen Sammlerlaufbahn aber nicht nur für die Hohenloher Steine, er sucht im Urlaub auch bekannte und in der Fachliteratur beschriebene Fundstätten für Quarzsteine in den Alpen auf. Oder er kauft bei Mineralienbörsen Steine aus aller Herren Länder. Besonders angetan haben es ihm versteinerte Bäume: In den Mineralien sind je nach Schnitt entweder die Holzstrukturen wie bei einem Brett oder die Jahresringe wie im Stirnholz zu sehen.

Das Hobby macht Manfred Doberer großen Spaß, aber gerade im Sommer will er auch einmal heraus aus seinem Keller, an die frische Luft und an die Sonne. Damit seine Sammlung zusammenbleibt und mehr Menschen sie sehen können, soll sie im Laufe des Jahres nach Schmalfelden ins alte Schulhaus kommen. Dort werden die Steine entsprechend präsentiert und auf Bildschirmen Vergrößerungen von Details zu sehen sein. th

Auch versteinertes Holz sammelt Manfred Doberer: Je nach Schnitt sind Astansätze oder die Jahresringe zu sehen.

 

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