Ebbes aus Hohenlohe

„Es wohnt wieder ein Georg im Haus“

In Langenburg wird es nach wie vor einen Metzger geben: Matthias und Sarah Wolz betreiben ab Mitte November das gleichnamige Geschäft weiter. 

Frisches Fleisch und frische Wurst – in Langenburg war das in den letzten Monaten Mangelware. Nun wird es ab Mitte November wieder hausgemachte Spezialitäten zu kaufen geben: „Wir werden ein volles Sortiment bieten, nicht aber in der breiten Vielfalt“, betont Matthias Wolz. Der Name ist Programm: Er übernahm zusammen mit seiner Frau Sarah Ende letzten Jahres die Metzgerei, das „Vesperstüble“ und die Pension seines Verwandten Helmut Wolz. Die Metzgerei war schon seit 2016 geschlossen, im Vesperstüble bliebt die Küche seit Anfang des Jahres kalt.

Die Familie stammt ursprünglich aus Mittelfischach. Sohn Richard ging 1938 nach Waiblingen und eröffnete dort eine Metzgerei (sie hat mittlerweile ihren Sitz in Schorndorf) und seinen Bruder Georg zog es nach Langenburg: Er kaufte 1959 ein bestehendes Geschäft. Nach 63 Jahren vereinen sich die beiden Familienstämme in Langenburg wieder.

Matthias Wolz lernte nach dem Abitur zunächst Metzger, wie davor schon seine beiden Brüder Christian und Oliver. Als klar war, dass sie in den elterlichen Betrieb in Schrondorf einsteigen, entschied sich Matthias für ein Studium der Lebensmitteltechnologie an der Universität Stuttgart-Hohenheim, dort lernte er auch seine Frau Sarah kennen. Die Familie zog es anschließend nach München: Der 41-Jährige arbeitete bei vinzenzmurr, eine der größten Metzgereien in Deutschland.

Helmut Wolz wollte, dass sein Geschäft weiter „in der Familie bleiben soll“. So nahm er mit den Verwandten in Schorndorf Kontakt auf. Matthias und Sarah schauten sich die Metzgerei, das angegliederte „Vesperstüble“ und die kleine Pension an. „Wir haben alles durchgerechnet und dann entschieden, nach Langenburg zu ziehen“, erklärt Sarah Wolz. Mit Helmut Wolz wurden sie schnell handelseinig – er bewohnt in dem Häuserkomplex in der Langenburger Hauptstraße weiterhin eine separate Wohnung. Das Ehepaar baute die bisherige Wurstküche in ein neues Zuhause für sich und ihre drei Kinder Georg, Katharina und Johanna um. „Damit wohnt wieder ein Georg im Haus.“ Ursprünglich war der Umzug für Dezember 2022 geplant, da sich der Umbau aber verzögerte, lebten sie bis zum April in der ebenfalls zum Haus gehörenden Ferienwohnung.

Ihre Bekannten aus München verstanden nicht, warum die Familie aufs Land ziehen wollte. „Als ich ihnen ein Foto aus der ,Wurstküche mit dem schönsten Ausblick Deutschlands‘ schickte, verstanden sie es“, lacht Matthias Wolz. Aus dem Fenster hat man – wie im Café in der direkten Nachbarschaft – eine malerische Sicht ins Jagsttal nach Bächlingen. Das Ehepaar ist sich außerdem einig, dass ihre Kinder lieber auf dem Land aufwachsen sollten als in der Stadt, wo sie nicht mehr allein vor die Tür dürfen.

Nun sind sie in Langenburg angekommen und „wagen das Abenteuer Selbstständigkeit“: Der Lebensmitteltechnologe arbeitet hauptberuflich bei einer großen Metzgerei in Kupferzell, nebenberuflich wird er das Geschäft in Langenburg betreiben. Dafür wandelte er das ehemalige Schlachthaus in eine Wurstküche um: Hier entstehen aus Schweinefleisch von regionalen Erzeugern in handwerklicher Tradition Brüh-, Koch- sowie Rohwürste und das Fleisch wird koch- und grillfertig vorbereitet. Ein offenes Ladengeschäft wird es allerdings nicht geben: „Wir werden nach dem System Click & Collect arbeiten: Unsere Kundinnen und Kunden bestellen im Internet oder telefonisch die gewünschten Waren und können sie zweimal in der Woche bei uns abholen.“ Dem Ehepaar ist die Nahversorgung der Langenburgerinnen und Langenburger wichtig. Darum sind seit November 2022 schon ausgewählte Produkte in Dosen und regionale Spezialitäten in einem Automaten erhältlich. „Ich möchte später auch selbstgemachte Fertiggerichte anbieten, die sich die Menschen zu Hause einfach nur aufwärmen können – an diesen Produkten muss ich allerdings noch etwas tüfteln“, berichtet der Fachmann.

Derzeit ist die Frühstückspension schon in Betrieb: Radfahrer und Wanderer schätzen die Unterkunft. „Allerdings sind manche Biker total außer Atem, wenn sie aus dem Tal nach Langenburg hoch gestrampelt sind“, stellt Sarah Wolz fest. Das „Vesperstüble“ ist dagegen noch nicht geöffnet, „wir suchen weiterhin einen Pächter“, unterstreicht ihr Mann. „Wir wollen es traditionell betreiben, das passt besser hier her.“ Am Oster- und Herbstmarkt bietet das Ehepaar bereits an einem Stand Grillspezialitäten an.

Für die Zukunft könnte sich Matthias Wolz einen kleinen Partyservice vorstellen, „den ich als Ein-Mann-Betrieb ausfüllen kann“. Er denkt dabei an rustikale oder einfache Gerichte, die er den Kundinnen und Kunden liefert. Der leidenschaftliche Jäger überlegt auch, später einmal Wildspezialitäten in sein Sortiment aufzunehmen und für Kollegen einen Zerlegeservice anzubieten. th

Foto: Sind in Langenburg angekommen – Ehepaar Sarah und Matthias Wolz mit ihrer jüngsten Tochter Johanna. Sie werden ab Mitte November wieder Wurst- und Fleischwaren anbieten.

Zur Info:

www.metzgerei-wolz.de

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