Ebbes aus Hohenlohe

Besser als in Mergentheim

Als Langenburg fast zu einem „Bad“ wurde.

Damen in Cocktailkleidern und Herren im Anzug drehen sich zur Tanzmusik einer Kapelle: Der Tanztee im Langenburger Kursaal ist gut besucht. Zuvor haben sich die Gäste in mondänen Geschäften am Marktplatz mit neuen Handtaschen und Jacken eingekleidet.

Vor knapp 60 Jahren wäre das fast Wirklichkeit geworden: In Bächlingen hatte der renommierte Landesgeologe Dr. Walter Carlé Mitte der 1960er Jahre eine Mineralquelle in rund 60 Metern Tiefe vorhergesagt. Hintergrund war die Suche nach neuen Trinkwasservorkommen am Fischfeld. Bei einer Bohrung stießen die Arbeiter dann in 63 Metern Tiefe auf stark mineralhaltiges Wasser. Die Laboranalyse ergab, dass die Quelle einer der besten im Kurort Bad Mergentheim glich: Sie übertraf die Qualität sogar durch einen geringeren Schwefel- und Chlorgehalt sowie höhere Eisen- und Spurenelementgehalte. Carlé war Spezialist für die Hydrogeologie von Mineralwässern und hatte seine Erkenntnisse 1966 mit dem Aufsatz „Das salinare Mineralwasser bei Langenburg“ im Jahresheft des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg öffentlich gemacht. Der damalige Bürgermeister Fritz Gronbach schöpfte Hoffnung und sah schon den Zusatz „Bad“ auf dem Ortsschild. Der als findig bekannte Schulz versuchte, Ärzte und Investoren nach Langenburg zu locken. Er träumte von einem 100 Hektar großen Freizeit- und Kurpark, wie das Hohenloher Tagblatt damals berichtete.

Wegen der Nähe zum bekannten Kurort im Taubertal blieb die Resonanz jedoch verhalten. So floss das Heilwasser zunächst mit Hilfe einer Pumpe aus der Tiefe – die wegen der hohen Kosten bald wieder abgeschaltet wurde. In einem Holzhäuschen konnten Gäste und Einheimische einen Schluck des Wassers nehmen, das gut für Magen, Darm und Leber sein soll. Die Rohre und der Hahn, aus dem das sehr aggressive Wasser floss, korrodierten schnell. Die Quelle wurde mit Steinen gefasst und plätschert zwar noch, aber das Wasser fließt meist ungenutzt in die nahe Jagst.

Übrigens: Das Brunnenhäusle steht seit Ende 1975 in Langenburg am Tennisplatz und dient heute noch als Lagerraum.

Foto: Die Quelle in Bächlingen: Im Unterstand tröpfelt das mineralhaltige Wasser – viel schüttet die Quelle heute nicht mehr.

 

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