Ebbes aus Hohenlohe

Vor Ort die Not mildern

Monika Dittrich und engagierte Menschen haben einen Verein gegründet, um in Tansania zu helfen.

Es fehlt an allen Ecken und Enden – kleine Kinder müssen auf dem Boden sitzen, die sanitären Anlagen sind völlig unzureichend: Monika Dittrich und ihr letztes Jahr verstorbener Mann Rudolf lernten 2009 die Situation in Tansania kennen. Nun hat sie zusammen mit engagierten Menschen in Langenburg den Verein „Urithi wa Rudolf“ (Suaheli für „Der Nachlass von Rudolf“) gegründet. „Wir wollen damit die Idee meines Mannes fortführen“, erklärt sie.

Das Ehepaar, das bis letztes Jahr das Schlosscafé in Langenburg betrieb, flog 2009 das erste Mal nach Tansania, als ihr Sohn Adrian sein freiwilliges soziales Jahr absolvierte. Er kam über den Großonkel von Monika Dittrich, den Münsterschwarzacher Benediktiner-Pater Witmar Metzger, in das ostafrikanische Land. Der Orden betreibt dort Hilfsprojekte. Die Dittrichs sahen „wo es fehlte“, und halfen direkt vor Ort die Not zu lindern. Nach ihrer Rückkehr beschlossen sie, weiter zu helfen: „So ist die Partnerschaft entstanden.“ Sie organisierten Vorträge und motivierten Menschen, mit Spenden zu helfen.

Über Pater Witmar lernten sie die „Schwestern des Erlösers“ kennen, die ihren Sitz in Würzburg haben. Der Orden kümmert sich in Chihangu im Süden Tansanias um die Ärmsten, bringt ihnen Lebensmittel sowie Medikamente und hilft, wo die Trostlosigkeit am größten ist. Den Schwestern ist vor allem die Bildung der Kinder wichtig, darum eröffneten sie in einer ehemaligen Kirche einen Kindergarten und eine Vorschule. Mit dem Geld aus Deutschland und durch die tatkräftige Unterstützung von Monika und Rudolf Dittrich wurde das Gebäude umgebaut, zwei Räume abgetrennt, die Wände bemalt und Toiletten eingerichtet. „Das Projekt ist nie fertig, es gibt immer etwas zu tun“, erklärt Monika Dittrich.

In Tansania, das über zweieinhalbmal so groß wie Deutschland ist, leben gut 62 Millionen Menschen. Rund 40 Prozent der Einwohner sind Muslime, etwa 40 Prozent sind katholisch, die restlichen sind Anhänger von traditionellen Religionen. Es herrscht zwar bis zu einem Alter von 15 Jahren Schulpflicht, der Anteil der Analphabeten ist mit 30 Prozent trotzdem hoch.

Die katholische Kirchengemeinde St. Josef in Langenburg hat eine offizielle Partnerschaft mit den „Schwestern des Erlösers“, die vor Ort den zweckgebundenen Einsatz der Spendengelder sicherstellen. Das Opfer, das die Sternsinger in Gerabronn und Langenburg jedes Jahr sammeln, kommt ebenfalls den Projekten in Ostafrika zugute. Um die Akzeptanz der Kindergärten und sonstigen Aktivitäten zu erhöhen, arbeiten die Einheimischen (Muslime und Christen) mit – es werden durch die Spenden nur Baumaterialien und -geräte finanziert. Die Wände wurden verputzt und mit Buchstaben bemalt, sodass sie gleichzeitig als Tafel dienen. Das Dach wurde repariert und die Nebenräume ausgebessert. „Damit die Kinder nicht auf dem Boden sitzen müssen, haben wir 150 Stühlchen angeschafft“, erklärt die Langenburgerin. „Dazu kommen Dinge, die sonst noch benötigt werden.“ Ihr Sohn Adrian ist weiterhin die Hälfte des Jahres in Ostafrika. „Damit wir nicht betrogen werden“, kümmert er sich um die Projekte.

„Wenn wir als Ehepaar vor Ort waren, wurden wir immer mit viel Jubel empfangen“, berichtet Monika Dittrich. „Sogar Männer waren mit dabei, die sich traditionell nicht um die Erziehung der Kinder kümmern.“ Der Dank, der den beiden bei ihren Besuchen entgegenschlug, „war einfach toll“. So waren sie sich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg sind.

Ein großes Problem der Region ist der ständige Wassermangel: Nur von Dezember bis März regnet es, das Wasser fließt aber schnell ab. Darum unterstützen Dittrichs die Kindergärten mit dem Bau von Zisternen. Das so gesammelte Wasser hilft den Menschen, über die Trockenzeit zu kommen.

Als Monika und Rudolf Dittrich im März 2022 das letzte Mal gemeinsam in Tansania waren, haben sie ein neues Projekt begonnen – die Umgestaltung von drei Räumen zu weiteren Kindergärten. Rudolf Dittrich war sich sicher, „da haben wir viel Geschäft vor uns“. Als er Ende Mai 2022 überraschend starb, wollte sie das Erbe ihres Mannes fortsetzen: Über den Verein „Urithi wa Rudolf“ soll das Projekt weiterhin unterstützt und finanziert werden. „Hier in Deutschland beschäftigen wir uns mit manchen Dingen, die total nebensächlich sind“, betont sie. „In Afrika können wir mit relativ kleinen Beträgen Großes bewirken.“ Einer der bedeutendsten Unterstützer ist Schott und Meißner in Blaufelden: Der Maschinen- und Anlagenbauer verzichtet seit Jahren auf Weihnachtsgeschenke für die Kunden. Geschäftsführer Achim Meißner spendet das Geld lieber an die „Schwestern des Erlösers“ bzw. an den neu gegründeten Verein.

„Bei meiner ersten Reise ohne Rudolf nach Tansania im Herbst letzten Jahres erfuhr ich eine große Anteilnahme der Bevölkerung“, erzählt Monika Dittrich. „Das war für mich sehr emotional.“ Damit ihr Mann weiterhin im Gedächtnis der Menschen in Tansania lebendig bleibt, hat sie drei Bilder anfertigen lassen, „sie hängen jetzt in den Kindergärten“. th

Sie stehen für den Verein „Urithi wa Rudolf“:

Monika Dittrich (Vorsitzende), Nils Neudenberger (stellvertretender Vorsitzender), Manfred Fuchs (Kassier), Sophia Nägele (Schriftführerin) sowie Bernhard Glück und Martin Dierolf (Beisitzer).
Mehr zum Verein und zu seinen Zielen: www.urithi-wa-rudolf.de

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