Wie wurde früher das Salz gesiedet?
Die Sole gelangte vom Haalbrunnen über Holzrinnen in den Kasten, ein Solebehälter an der Außenwand des Haalhauses. Von hier aus lief die Sole durch ein Sieb in den Naach, ein durch die Wand mit dem Kasten verbundenen Holztrog. Hier fügten die Sieder der Brunnensole Gewöhrd aus der Gewöhrdstadt zu. Das Gewöhrd bestand aus salzüberkrustetem und salzdurchtränktem Material, wie zerklopftes salzhaltiges Mauerwerk von abgebrochenen Siedeherden, Pfannsteinen oder Tonstücken, die durch ihre poröse Struktur der Sole Wasser entzogen. Durch enorme Hitze in den Haalhäusern verdampfte schon ein Teil des Wassers. Dadurch erhöhte sich die Salzkonzentration, die Sole wurde gradiert. Anschließend kam die konzentrierte Sole in die schiffsförmigen, normierten Siedepfannen. Diese standen auf einem gemauerten Herd. Beim Siedevorgang wurde zunächst langsam angeheizt, dann bei starkem Feuer scharf aufgekocht, wobei sich schmutziger Schaum bildete, der abgeschöpft wurde. Nach dem Ausschwenken der Pfannen mit Rohsole schöpfte man die geläuterte Sole in die Pfannen zurück. Zur weiteren Läuterung setzte man schaumbindende Mittel ein. Nach und nach kristallisierte das Salz aus, welches man auf ein Brett am Pfannenrand schaufelte. Zum Trocknen kam das Salz nun ins Pfaunstle, eine längliche Grube in der glühende Holzkohle mit Sand abgedeckt wurde. Darüber formte man mit Brettern eine Salzmauer. Nach dem Trocknen des Salzes sägte man 16 gleichgroße Schilpen, die Handelseinheit des Haller Salzes. Diese kamen zum völligen Trocknen ins Löchle und wurden dann in Holzfässern auf Fuhrwerken zu den großen Salzmärkten nach Speyer, Frankfurt oder Straßburg transportiert.
Statistik
Die Produktion der Haller Saline lag im 16. Jahrhundert bei 800.000 Kilogramm Salz pro Jahr, erreichte um 1700 ca. 1 Millionen Kilogramm pro Jahr und um 1750 ca. 3 Millionen Kilogramm pro Jahr. Sie war die bedeutendste Produktionsstätte im Südwesten und verkaufte ihr Salz bis in die Pfalz und ins Elsass. Der Produktionsanstieg im 18. Jahrhundert geht auf die Einführung der sogenannten „Luftgradierung“ zurück. Dazu wurden große Konstruktionen aus Holz im Kochertal und auf anliegenden Höhen errichtet. In ihnen leitete man das salzige Wasser über Schwarzdornwände, wobei ein Teil des Wassers verdunstete und sich der Salzgehalt der Sole erhöhte. Auf diese Weise konnten die Sieder beim anschließenden Erhitzen massiv Holz sparen. Nach der Übernahme der Stadt durch Württemberg im Jahr 1802 wurde die Saline verstaatlicht, die vorherigen Besitzer („Lehenherren“ und Erbsieder) erhielten Entschädigungen. Die Rente der Erbsieder wird aufgrund des Vertrages von 1827 bis heute gezahlt und im Haalamt verwaltet. Durch die Inflation reduziert sich der Wert der Renten allerdings fortwährend. Eine neue staatliche Saline wurde an der Salinenstraße errichtet; sie produzierte bis 1924, dann wurde sie stillgelegt. Die Konkurrenz der Steinsalzbergwerke im Heilbronner Raum hatte sich als übermächtig erwiesen.
(Quelle: Stadt Schwäbisch Hall)