Ebbes aus Hohenlohe
Für die Extraportion Strom

Für die Extraportion Strom

Um Stromkosten zu sparen, denken viele Mieterinnen und Mieter über eine Stecker-PV-Anlage („Balkonsolaranlage“ oder „Balkonkraftwerk“) nach. Die Verbraucherzentrale gibt Tipps, worauf beim Kauf geachtet werden muss.

Was ist ein Steckersolar-Gerät und wie funktioniert es?
Sie haben einen Balkon, eine Terrasse oder ein Garagendach? Dann können Sie dort eigenen Solarstrom gewinnen und aktiver Teil der Energiewende werden – mit einem Steckersolar-Gerät. Diese kleinen Photovoltaiksysteme werden oft auch Mini-Solaranlagen, Plug & Play-Solaranlage oder Balkonkraftwerke genannt, weil sie sich beispielsweise an die Balkonbrüstung montieren lassen. Um eine „Anlage“ im technischen Sinn handelt es sich dabei aber nicht, sondern eher um ein stromerzeugendes Haushaltsgerät.

Der Strom aus dem Steckersolar-Gerät fließt beispielsweise in die Steckdose am Balkon und von dort zu Fernseher, Internet-Router oder Waschmaschine, die an anderen Steckdosen in der Wohnung angeschlossen sind. Dann zählt der Stromzähler langsamer, weil weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wird. Reicht der Strom vom Balkon nicht für den Betrieb der Haushaltsgeräte aus, fließt einfach Strom vom Versorger aus dem Netz dazu.

Es ist nicht relevant, an welcher Steckdose (Stromphase) das Steckersolar-Gerät angeschlossen ist. Alle Stromzähler in Deutschland „saldieren“, das heißt, sie zählen den Strom über alle Phasen zusammen. Wenn ein Steckersolar-Gerät auf Phase 1 angeschlossen ist und ein Haushaltsgerät den Strom auf Phase 2 benötigt, zählt der Stromzähler nicht, weil sich zeitgleiche Erzeugung und Verbrauch ausgleichen.

Ohne Netzanschluss produzieren die Solargeräte keinen Strom. Beim Camping oder im Schrebergarten können Sie stattdessen sogenannte „Inselsysteme“ mit einer Batterie und einer anderen Art von Wechselrichter nutzen.

Steckersolar-Geräte bestehen meist aus einem oder zwei Standard-Solarmodulen, einem Wechselrichter und dem passenden Montagematerial. Je nach Ausstattung kommen noch weitere Bauteile hinzu.

Was ist der Unterschied zu einer Photovoltaikanlage?
Im Gegensatz zu großen Photovoltaikanlagen ist die Leistung, die der Wechselrichter bei einem Steckersolar-Gerät maximal einspeisen darf, auf 800 Watt begrenzt. Die wesentlich kleineren Steckersolar-Geräte sind dafür gedacht, dass Privatpersonen sie selbst anbringen, anschließen und den produzierten Strom direkt nutzen. Auch die Anmeldung im Marktstammdatenregister dürfen Sie selbst vornehmen.

Die Mini-Solaranlagen lassen sich außerdem einfach entfernen und woanders weiterbetreiben, zum Beispiel bei einem Umzug. Wenn Solarmodule und Wechselrichter nach vielen Jahren ausgedient haben, können Sie diese zur Entsorgung und Wiederverwertung beim örtlichen Recyclinghof oder bei der Verkaufsstelle abgeben.

Photovoltaikanlagen auf Privathäusern haben dagegen eine Leistung von typischerweise deutlich über 800 Watt – häufig liegt sie zwischen 5 und 15 Kilowatt auf einem durchschnittlichen Einfamilienhaus. Die Anlagen bestehen aus mehreren Komponenten, deren Installation und Wartung von einem Fachbetrieb durchgeführt werden muss, der auch die nötigen technischen Anfragen und Anmeldungen beim örtlichen Netzbetreiber erledigt. Die PV-Anlage ist für den dauerhaften Betrieb fest installiert und kann nur mit erheblichem Aufwand entfernt und an ein anderes Gebäude versetzt werden.

Was sollte ich beim Kauf beachten?
Ganz wichtig ist aus technischer Sicht, dass der enthaltene Wechselrichter eine Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105 enthält, nur dann darf er am Stromnetz betrieben werden. Achten Sie auch darauf, dass der Wechselrichter auf eine Ausgangsleistung (AC-Leistung) von maximal 800 Watt (AC) begrenzt ist. Die Solarmodule dürfen mehr Leistung haben.

Die Verbraucherzentralen empfehlen beim Kauf darauf zu achten, dass Herstellerfirmen für das Steckersolar-Gerät den DGS-Sicherheitsstandard (DGS 0001:2023-01) einhalten. Voraussichtlich Ende 2024 wird eine Produktnorm für Steckersolar-Geräte vorliegen. Bis dahin bietet der Sicherheitsstandard eine gute Orientierung für technisch sichere Geräte.

Mini-Solarsysteme, auch Balkonkraftwerke genannt, können Sie teilweise beim örtlichen Photovoltaik-Fachhandel erwerben. Die meisten Angebote gibt es aber im spezialisierten Onlinehandel.

Inzwischen finden sich auch Angebote bei Discountern oder Elektronikmärkten. Teilweise sind die Angebote zwar günstiger, dafür sind jedoch auch kleinere, leistungsschwächere Solarmodule enthalten. Achten Sie darauf, dass die Angebote technisch vollständig sind und zum Beispiel auch die Unterkonstruktion enthalten ist.

Sind alle Voraussetzungen gegeben, können Sie das Gerät selbst einstecken und in Betrieb nehmen. Mancherorts helfen auch Selbstbauworkshops, die beispielsweise von regionalen Energiegenossenschaften oder anderen Initiativen durchgeführt werden und Menschen aus der Nachbarschaft, die bereits eigene Erfahrungen mit Steckersolar-Geräten gesammelt haben.

Wie erkenne ich, ob es funktioniert und wie viel es leistet?
Solarmodule oder Modulwechselrichter selbst zeigen die Funktionstüchtigkeit oder aktuelle Leistung nicht direkt an. Einige Wechselrichter bieten eine Leistungsmessung, die Sie mit Hilfe einer App des Herstellers vornehmen können. Damit können Sie auf dem Handy ablesen, wie viel Strom erzeugt wird.

Bei einem Anschluss über eine Steckdose – sofern diese für das gekaufte Gerät zulässig ist – können Sie ein handelsübliches Strommessgerät verwenden, wie es auch zwischen Steckdose und Kühlschrank gesteckt werden kann, um den Stromverbrauch zu ermitteln. Viele dieser Geräte können auch in die umgekehrte Richtung messen und eignen sich so auch als Erzeugungszähler bei einem Steckersolar-Gerät.

Nach dem gleichen Prinzip funktionieren sogenannte „intelligente Steckdosen“, die sich per WLAN vom Router oder von Smart-Home-Steuerungen schalten lassen und oft auch eine Energiemessung ermöglichen.

Häufig wird der umweltfreundlich am Balkon oder auf der Terrasse erzeugte Strom aber nicht direkt komplett selbst genutzt. Ein Batteriespeicher, der zusätzlich gekauft werden kann, könnte den überschüssigen Sonnenstrom zwischenspeichern und abends oder nachts bereitstellen. Hierzu weitere Tipps der Verbraucherzentrale.

Wie funktioniert ein Batteriespeicher für eine Stecker-PV-Anlage?
Das Solarmodul erzeugt aus Sonnenlicht elektrischen Strom, den ein Wechselrichter in „Haushaltsstrom“ umwandelt. Dieser fließt beispielsweise in die Steckdose am Balkon und von dort zu Fernseher, Internet-Router oder Waschmaschine, die an anderen Steckdosen in der Wohnung angeschlossen sind. Gibt es einen Überschuss, wird diese Energie in der nachgerüsteten Batterie gespeichert und kann abends oder nachts verbraucht werden.

Wie viel Kapazität hat ein Batteriespeicher für eine Stecker-PV-Anlage?
Die Speicher haben eine Kapazität im unteren einstelligen Kilowattstunden-Bereich. Das ist mehr als ausreichend für alle gängigen Stecker-PV-Anlagen. Je nach Haushalt wird ein mehr oder weniger großer Anteil des erzeugten Stromes sowieso direkt selbst verbraucht. Bei manchen Modellen ist die Speicherkapazität nachträglich erweiterbar. Das ist für alle sinnvoll, die die Stecker-PV-Anlage in Zukunft mit zusätzlichen PV-Modulen vergrößern wollen.

Wie lassen sich Batteriespeicher für Stecker-PV-Anlage installieren?
Der Speicher lässt sich nach dem Kauf schnell installieren. Fachmännische Unterstützung ist meist nicht notwendig. Die mitgelieferte Anleitung benennt Anforderungen an den Aufstellort, die genau befolgt werden sollten. Zu achten ist auf Steckverbindungen, die mit den bestehenden Wechselrichtern kompatibel sind. Die Geräte sollten bestenfalls an einem schattigen, wettergeschützten Platz auf dem Balkon oder im Haus aufgestellt werden.

Wann lohnt sich ein Speicher für die Stecker-PV-Anlage?
Mit einem zusätzlichen Speicher wird überschüssige Energie aufgefangen und gespeichert. Das funktioniert natürlich nur, wenn der produzierte Strom nicht direkt verbraucht wird. Ein Speicher zahlt sich also vor allem dann aus, wenn die Leistung des Balkonkraftwerks entsprechend hoch ist. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind die Kosten und die Häufigkeit der Nutzung der Speicherkapazität. pm

Foto: sunset-solar.de

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