Zum Muswiesen-Mittwoch dem „Leddichedooch“ gehört auch der Historische Metzgertanz
Der Sage nach hatten Metzger vor langer Zeit Räuber von der Muswiese verjagt und dafür das Privileg erhalten, einen Tanz um das Feuer abhalten zu dürfen. Das Recht beinhaltete, dass vom jeweiligen Amt 25 Stück Wellen für das Feuer, den Tänzern zwischen vier und acht Maß Wein gestellt wurden und dass die Muswiesenmusikanten dazu aufzuspielen hätten.
Seit vielen Jahren erfreut sich der Tanz großer Beliebtheit, nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei den Teilnehmern. Im Schnitt treffen sich rund 30 Paare zu den sechs Übungsabenden vor der Muswiese. Das war nicht immer so. Anfangs der zwanziger Jahre war es sogar so weit gekommen, dass jeder, der sich einen weißen Schurz mitbrachte und umband, direkt am „Metzgertanz“ teilnehmen konnte. Vor diesem Hintergrund erkannte man, dass eine Neubelebung und Neugestaltung des Tanzes unbedingt erforderlich war.
1928 wurde der Metzgertanz von Gustav Müller und dessen Tochter Ella, vom Heidenheimer Naturtheater, im Auftrag des Rot am See’r Oberlehrer Gabler, neu überarbeitet. Der Text des Metzgertanzliedes, die Musik und die Choreografie werden noch heute in dieser Form aufgeführt. Am Mittwochabend schreiten die Metzgertanzpaare, angeführt vom „Hohen Rat“ und dem Musikverein Rot am See, durch die Marktstände auf den Reitplatz. Sie bilden einen Kreis um den brennenden Holzstoß und der Amtsdiener ruft den Besuchern zu: „Silentium dem Hohen Rat!“.
Nun tritt der Schultheiß vor: Nach alter Weis tret ich als erster in den Kreis, zu grüßen die Metzger in großer Zahl, zu grüßen die Maidelein allzumal. Ich grüße auch der Gäste Schar, die uns beehren dieses Jahr! Wir wollen den Jungen füglich nicht wehren, dass sie in Züchten und allen Ehren nach altem Brauch und ihrer Weise, im Tanze springen in dem Kreise. Wer weiß zu singen von den Geschichten, warum den Metzgertanz wir richten, dem sei der Kranz. Es beginne der Tanz.
Ein Metzger tritt in den Kreis: „Mit Lust tret’ ich an diese Statt: Gott grüß mir den ehrbar‘n weisen Rat, ein’ ehrbar‘n Rat nit alleine darzu die ganze Gemeine! Ein‘ ehrbar‘n Rat hab ich wohl zu Grüßen Macht, Gott grüß mir ein ‘ganze Nachbarschaft! Gott grüß mir all die Jungfräwelein zart, und die das Kränzelein gemachet hat. Die fremden Lande sind so weit, doch hier wachsen zur Sommerzeit viel zarte Blümlein rot und weiß, die brechen die Jungfrau‘n mit großem Fleiß, und machen daraus einen Kranz und tragen ihn bei frohem Tanz. Lond die Gesellen darum singen, bis einer‘s Kränzlein tut gewinnen.
(Tritt vor ein Mädchen) Jungfrau ich kumm vor euch getreten, hab nie vorher eine andre gebeten, und bitte euch zart‘s Jungfräwelein, zum ersten Mal um euer Kränzelein.
Erstes Mädchen: Singer, so merk‘ dir eben, ich will dir eine Frag‘ aufgeben: Sag‘ mir, weshalb der Metzgertanz, so sollst du haben meinen Kranz.
Erster Metzger: Was du mich tuest fragen, ist nicht gar leicht zusagen, Doch hab‘ vom Tragmund ich erfahren, es hab vor vielen hundert Jahren, in einer schaurig dunklen Nacht, der Muswiese Besuch gemacht ein großer Haufe Räuber und Vaganten, wie man sie find`in allen Landen. Die haben mit gar viel Begier, gestohlen was zu nehmen hier, an Geld und Gut es floß das Blut von manchem braven Bürger durch diese bösen Würger. Und nur der Metzger Mut und Kraft, hab`den Banditen halt geschafft. Drum ward vom Rat den Metzgerleut, alljährlich dieser Tanz geweiht.
Erstes Mädchen: Richtig hast du mir Anwort geben, drum sollst das Kränzelein mir aufheben.
Zweites Mädchen: Auch ich möchte eine Frage aufgeben, und wer es weiß, der sag mir eben: Ist‘s wahr, daß auch zu jener Frist, ein Kind gestohlen worden ist? Wer mir darauf will Antwort geben, der darf mein Kränzelein aufheben.
Zweiter Metzger: Da tret ich in den Kreis geschwind, erzähl dir vom gestoh‘nen Kind: Ein‘ alte Sage uns vermeld‘, um zu erlangen Lösegeld, dem Kaufmann Oßwald aus Heilbronn, gestohlen wurd‘ dabei der Sohn. Den hat die freche Gauklerbande entführt in weite fremde Lande. Bis er nach Not und viel Gefahr, nach langem Irr- und Wanderjahr, geführt von Gottes starker Hand, die Eltern fand im Heimatland.
Zweites Mädchen: Du hast mir richtig Antwort geben, drum will ich dir mein Kränzlein geben.
Beide Paare treten vor den Rat:
Hoher Rat wir bitten eben, ihr möchtet nun Erlaubnis geben, daß zum Metzgertanz wir schreiten, und die Spielleut uns begleiten.
Schultheiß: Weil ihr befolgt mit vielem Fleiß in Zucht und Sitte mein Geheiß, will ich euch nit verwehren, daß ihr der Metzgerzunft zu Ehren, sollt diesen Reigen schreiten, die Spielleut soll‘n begleiten!
Lied zum Tanz: 1. Singet und springet und schmücket euch mit buntem Kranz! Fidelt und trommelt zum frohen Metzgertanz! Laßt fröhlich uns in flinken Reih‘n umkreisen lichten Flammenschein, singet und springet und spielet auf zum Tanz!
2. Dreht euch im Kreise und singt ein frohes Lied dabei nach alter Weise und alter Melodei.
Solange steht das Frankenland,
solang wir schreiten Hand in Hand
lustig und fröhlich zum rechten Metzgertanz.
3. Schwinget die Kränze, laßt lustig weh‘n die Bändelein, Lieder und Tänze soll`n unser Herz erfreu`n. Juheisa, Bursch und Mägdelein, springt munter mit und stimmt mit ein:
Heisa, juheisa, beim frohen Metzgertanz.
4. Fort mit den Sorgen, hinweg mit aller Grübelei, bald tagt der Morgen, das Fest ist bald vorbei.
Doch kommt die Zeit im nächsten Jahr, trag wieder ich den Kranz im Haar,
beim Metzgertanze, juheisa und juhei!
Amtsknecht (mit einer Kanne Wein):
Nach altem Brauch und alter Sitte tret ich in dieses Kreises Mitte. Der hohe Rat, mit viel Verstand, hat mich zu euch hierher gesandt. Er spendet euch die Kanne Wein, sie soll den Tänzern eigen sein, daß nach dem Springen und dem Singen ein guter Trank euch mög‘gelingen. Derweil die Kanne geht im Kreise, sing alles mit die alte Weise
„Kein schöner Land in dieser Zeit“.
Text- und Bild-Quelle: www.muswiese.com