Ebbes aus Hohenlohe

„Muss man einfach mal gemacht haben“

Im Vorfeld wird in Gerabronn ein großes Geheimnis um die Faschingsprinzessin und den Faschingsprinzen gemacht. Drei Paare erzählen von ihren Erlebnissen.

Wer noch nie Faschingsprinzessin oder Faschingsprinz in Gerabronn war, kann eigentlich nicht mitreden, meinen die drei ehemaligen Prinzenpaare. Sie haben die närrische Zeit intensiv erlebt, aber jedes auf seine Weise: Walter und Gudrun (damals Wenig) Kraft 1980, Volker und Ilka (damals Sawitzki) Beck 1992 sowie Daniel Kurr und Melissa Steuer (damals Schmidt) 2011.

„Wir haben damals schon Theater gespielt“, erzählt Walter Kraft aus Unterweiler. „Fritz Frank war seinerzeit das ganze Faschingskomitee in einer Person und hat in seinem Umfeld gesucht und mögliche Paare angesprochen.“ Beim Ball der Vereine, der am Samstag vor dem Faschingswochenende stattfand, wurden die glücklichen Gewinner hinter der Bühne ausgelost und dem närrischen Volk in der Stadthalle präsentiert. „Ich hatte einen weiten grünen Samtrock mit Gummizug an“, lacht Gudrun Kraft, ihr Mann bekam einen grünen Umhang umgelegt. Danach war vorerst Schluss – das Programm ging erst am darauffolgenden Wochenende weiter, „da gab es am Donnerstag noch keinen Weiberfasching“, betont Gudrun Kraft. Doch die Tage forderten Kondition: Samstag-, Sonntag-, Montag- und Dienstagabend war Tanz in der Halle, den ganzen Dienstag zog das Prinzenpaar durch die Gasthäuser: „Wir mussten uns überall sehen lassen und ,repräsentieren‘“.

Volker Beck erinnert sich noch gut an den schweren grünen Samtumhang und die Insignien wie Krone, Zepter und Kette. „Nicht zu vergessen die weißen Handschuhe – aber die waren nach dem Dienstag nicht mehr weiß“, schmunzelt er. Dazu trug er eine schwarze Hose, „und wir hatten Glück mit dem Wetter, es blieb trocken“. Für ihn und seine Frau Ilka war das Programm nicht ganz so umfangreich, dafür aber heftig: Sie waren nur am Dienstag im Einsatz. „Da hat uns Erich Söll den ganzen Tag begleitet“: Beim Festzug fuhr das Paar standesgemäß in einer Pferdekutsche, warf Bonbons und winkte majestätisch, bevor es durch die Gasthäuser und schließlich in die Halle ging. „Das war schon ein bisschen schwierig“, sinniert Ilka Beck. „Denn an jeder Station gab es natürlich etwas zu trinken.“

Karin Schmidt vom Faschingskomitee erzählt von den Herausforderungen, ein Faschingspaar zu finden: „Es gab Zeiten, da haben wir Bewerbungen bekommen, in anderen Jahren mussten wir gezielt auf die Leute zugehen und sie zum Mitmachen überreden.“ Das lässt Gudrun Kraft nicht gelten: „Bei uns war das klar: Was Fritz Frank sagt, wird gemacht.“

Der grüne Umhang hatte später ausgedient: Melissa Steuer und Daniel Kurr trugen blaue Roben und auch die Garde trat in dieser Farbe auf. Die Kostüme waren zwar geliehen, sorgten aber für einen königlichen Auftritt des Prinzenpaares. „Wir waren am Samstagabend und am Sonntag beim Kinderfasching aktiv“, erzählt Daniel Kurr. „Am Montag hatten wir Ruhetag, um am Dienstag wieder fit zu sein“, ergänzt Melissa Steuer. Und das war auch nötig: Geschicklichkeitsfahren, Umzug, Büttenreden, Besuche in allen Wirtschaften und zum Abschluss in der Halle: „Wir sind ’rumgekommen, wir haben alles gesehen“, stellt die Prinzessin auf Zeit fest. Der ehemalige Prinz bringt es auf den Punkt: „Das war ein ganz anderer Fasching als sonst“. Sie waren in einer großen Gruppe unterwegs, mit dem ganzen Faschingskomitee und einigen Musikern der Stadtkapelle, „das fand ich richtig schön“. Die Gruppe war so groß, dass sie in viele Lokale nicht hineinkamen – alles war überfüllt. „Wir haben den ganzen Tag kein Geld gebraucht“, freut sich Melissa Steuer noch heute im Gespräch. „Wir wurden überall eingeladen, aber man musste schon trinkfest sein.“

Mit Wehmut blicken die Tollitäten auf ihre Zeit als Prinzenpaar zurück: „Es ist der Traum eines jeden Mädchens, einmal im Leben Prinzessin zu sein“, gesteht Gudrun Kraft. „Es war schon eine Ehre“, meint Daniel Kurr. „An diesem Tag ist man die Hauptperson“, macht Melissa Steuer deutlich. „Es war ein schönes Erlebnis, das wir einfach genießen konnten“, fasst Volker Beck seine Eindrücke zusammen. Alle würden sich wieder als Prinzenpaar zur Verfügung stellen: „Damals schon, heute nicht mehr“, konkretisiert Gudrun Kraft, „jetzt sind wir zu alt dafür“. Walter Kraft ist sich sicher: „Das muss man einfach mal gemacht haben“ und bestätigt damit das diesjährige Faschingsmotto: „Gerebrinner Prinzepaar, will jeder werre, is doch klar!“ th

Zur Info:

Das diesjährige Prinzenpaar ist Alice Hesser und Tobias Schwenk (beide aus Amlishagen). Am Samstag spielt die Band The Cockroach in der Halle. Die Kinder kommen am Sonntag ab 14 Uhr auf ihre Kosten. Am Dienstag beginnt das närrische Treiben mit dem Traktor-Geschicklichkeitsfahren um 8.30 Uhr, die Pferdeprämierung ist um 9 Uhr, der Umzug durch Gerabronn startet um 13.30 Uhr und am Abend legt DJ Chorly ab 17.30 Uhr in der Halle auf.

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