In Gerabronn treffen sich Franzosen und Deutsche, um ihre Städtefreundschaft zu feiern. Im Mittelpunkt des Besuchs standen zwei Umzüge.
Die Tür des Busses öffnete sich, die Menschen fielen sich freudig um den Hals und küssten sich auf beide Wangen. Die Gerabronner empfingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Treffens aus ihrer französischen Partnerstadt Nouan-le-Fuzelier sehr herzlich. Kein Wunder, denn der Austausch besteht seit 59 Jahren und manche Familien sind inzwischen in der dritten Generation dabei. „Es ist ein Wiedersehen mit guten Freunden und Bekannten“, brachte es Bürgermeister Christian Mauch auf den Punkt. Der Stellvertreter des französischen Bürgermeisters, Jean Yves Weydert, überbrachte die Grüße des erkrankten Bürgermeisters und sagte: „Diese Begrüßung zeigt die tiefe Verbundenheit, die weit mehr als nur ein Zusammensein ist, sie ist eine echte Freundschaft.“ Einmal im Jahr, an Pfingsten, treffen sich die offiziellen Delegationen der beiden Städte abwechselnd in Deutschland und in Frankreich.
Mehr als 60 Personen im Alter von drei bis über 80 Jahren kamen die 830 Kilometer von Nouan-le-Fuzelier mit dem Bus nach Gerabronn, um die Städtepartnerschaft zu feiern. Das Geheimnis dieser innigen Verbindung ist ihre Verwurzelung in den Familien. Die Besucherinnen und Besucher wohnen nicht in Hotels, sondern leben vier Tage lang mit ihren Gastgebern unter einem Dach. In den letzten Jahren ist es zudem gelungen, neue Teilnehmer zu gewinnen. „Es ist wichtig, diese schöne Tradition fortzuführen“, sagte Mathilde Blanc, die Vorsitzende des französischen Partnerschaftskomitees. Ihre deutsche Kollegin Birgit Wankmüller ergänzte: „In diesen turbulenten Zeiten ist das Treffen der Freunde aus zwei Nationen ein Vorbild für die internationale Konfliktbewältigung.“
Nach dem Empfang gingen die Familien und ihre Gäste zunächst zum Abendessen auseinander, um sich dann zu einem abendlichen Umtrunk wiederzutreffen. Am nächsten Tag stand üblicherweise ein Ausflug auf dem Programm. Da in Rothenburg, der typisch deutschen Stadt, über Pfingsten der „Meistertrunk“ aufgeführt wird, hat das Partnerschaftskomitee dieses Ziel bisher gemieden. In diesem Jahr wurde das Experiment jedoch mit großem Erfolg gewagt. Die französischen Gäste waren von den mittelalterlichen Gebäuden, dem traditionellen Umzug und der lebendigen Kultur begeistert. Um die Eindrücke der hohenlohisch-fränkischen Lebensweise zu vertiefen, fand der Abend ein zünftiges Ende im Dünsbacher Festzelt. Die Blas- und Stimmungsmusik der „Vellberger“ riss die Gäste mit.
Um die Partnerschaft auch nach außen sichtbar zu machen, nahm ein Großteil der Gruppe am Umzug bei den Dünsbacher Heimattagen teil: Die Franzosen waren überwiegend in Schwarz-Rot-Gold gekleidet, die Deutschen in den Farben der blau-weiß-roten Trikolore. So formte die große Gruppe ein buntes Bild und trug auch zur Vertiefung der bereits sehr guten Kontakte untereinander bei.
Beim Abschlussabend in der Gerabronner Stadthalle blickten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ein ereignisreiches und intensives Wochenende zurück. „Es ist einzigartig, dass eine solche Partnerschaft in Europa seit 59 Jahren mit Leben gefüllt wird“, betonte Bürgermeister Christian Mauch. Dies sei nur möglich, weil die Menschen ein echtes Interesse aneinander haben. In einer von Krieg und Unruhen verunsicherten Welt suchte er nach einem passenden Geschenk für seinen französischen Amtskollegen: „In einem Liegestuhl kann man das friedliche Miteinander und die Ruhe genießen. Beides ist gerade jetzt ein umso wichtiger gewordenes Gut.“ Der Stellvertreter des französischen Bürgermeisters, Jean Yves Weydert, dankte für die „vielen Begegnungen, neuen Eindrücke und die herzliche Freundschaft. Wir reisen mit schönen Erinnerungen im Herzen zurück.“ Er überreichte Christian Mauch eine Spinnspindel und einige Wollproben, denn in der Umgebung von Nouan-le-Fuzelier gibt es viele Schafe. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: „So können Sie die langen Gemeinderatssitzungen dazu nutzen, ein Geschenk für das 60-jährige Jubiläum im nächsten Jahr vorzubereiten.“ Die Leiterin der französischen Delegation, Mathilde Blanc, lud die Gerabronner schließlich herzlich zu der Feier an Pfingsten 2026 nach Frankreich ein. Zusammen mit Birgit Wankmüller erinnerte sie an Hans-Jürgen „Jeng“ Gaal, der im Herbst 2024 „viel zu früh von uns gegangen ist“. Er war jahrelang das Herz und der Stimmungsgarant der Partnerschaft. th
Bild: Bunt ging es dieses Jahr bei der Partnerschaft zu: Eine große Gruppe nahm am Umzug der Heimattage in Dünsbach teil – die Deutschen meist in den Farben Blau-Weiß-Rot, die Franzosen in Schwarz-Rot-Gold. Foto: Andreas Wankmüller