Ebbes aus Hohenlohe

„Selbstverständlich will man gewinnen“

Brigitte Jung (82, Mitte, geringeltes T-Shirt) ist auf Platz 6 der Tennis-Weltrangliste

Wer Brigitte Jung das erste Mal trifft, ist von der dynamischen Frau sehr angetan: Sie macht keinen großen Wirbel um ihre Person. Dabei gehört die 82-Jährige zu den Top-Tennisspielerinnen der Welt.
Sie steht wie keine andere für den Tennissport in Crailsheim: Als 14-Jährige machte sie zusammen mit einer Freundin die ersten Schritte auf dem Platz. Damals war Tennis etwas ganz Ungewöhnliches, ihre älteren Schwestern waren Leichtathletinnen, „aber ich wollte Tennis spielen“, erzählt die topfitte Sportlerin. Da war es nur naheliegend, dass  sie den guten Tennispieler Hans-Joachim Jung heiratete. Unter seinem Vorsitz baute die Tennisabteilung Anfang der 1960er-Jahre vier Plätze in Crailsheim, und Brigitte Jung lernte viel von ihm. Als er 1975 viel zu früh starb, konzentrierte sie sich voll und ganz auf Tennis: Neben den Verbandsspielen der Mannschaft des TSV Crailsheim nahm sie an Meisterschaften in Deutschland und Europa teil: „Meinen kompletten Urlaub verbrachte ich auf Tennisplätzen.“ Während sie sich in den ersten Jahren den Sport selbst beibrachte und durch die Matches viel lernte, bekam sie den letzten Schliff durch den damaligen Crailsheimer Trainer Lubomir Petrov. „Er hat dafür gesorgt, dass ich deutlich besser geworden bin.“ Nachdem in Crailsheim die gleichaltrigen Gegnerinnen weniger wurden, reiste sie zu den auswärtigen Turnieren in Baden-Baden, Österreich, Italien, Kroatien und in die USA. Dabei ist sie flexibel: Je nach Lust und Laune sowie den Terminplänen ihrer Bekannten tritt sie im Einzel, Doppel oder auch Mixed an – meist erfolgreich. „Selbstverständlich will man gewinnen, wenn man auf den Platz geht, aber ich bin nicht so verbissen wie andere“, erzählt die sympathische Sportlerin, die derzeit in der Klasse 80+ gelistet ist. So ist sie mehrfache Deutsche Meisterin, gewann des Öfteren gegen die europäische Konkurrenz, nur bei den Weltmeisterschaften hat es nie ganz nach oben gereicht, der 2. Platz war für Brigitte Jung immer Endstation.
Bei den Turnieren wird sie immer gesetzt, sie gehört schließlich zu den Top-Spielerinnen. So hat sie zwar 2016 die Hallen-Europameisterschaft im österreichischen Seefeld gewonnen, dieses Jahr reichte es allerdings nicht: „Dabei hätte ich gegen meine Gegnerin eigentlich nicht verlieren dürfen“, wundert sie sich immer noch enttäuscht, „aber die Tagesform ist entscheidend“. Nach einer Niederlage ist sie schon etwas geknickt, aber man könne auch nicht immer gewinnen.
Sie geht gerne zu den Turnieren, denn dort trifft sie auf bekannte Gesichter, „in der Zwischenzeit kennt man sich gut, aber es werden jedes Jahr weniger“. Die Wiedersehensfreude ist jedes Mal groß und der Zusammenhalt stark. Am Abend sitzt man zusammen und redet, am nächsten Tag treffen sich die Frauen auf dem Court und spielen gegeneinander. „Nach wie vor muss ich Leistung bringen, denn nur so bleibe ich auf den vorderen Plätzen“, sagt die derzeit Weltranglistensechste.
Um fit zu bleiben, spielt sie zwei bis drei Mal die Woche Tennis, oft mit ihrem Trainingspartner Hans Halbritter. Im Sommer geht sie noch auf den Golfplatz, „und dann ist die Woche rum“. Ihr macht das Spielen nach wie vor Spaß, sie steht gerne auf dem roten Sand. „Bewegung tut mir gut“, ist sie überzeugt. Auch Verletzungen konnten sie nicht lange bremsen. Nach einer Hüftoperation nahm sie relativ schnell wieder den Schläger in die Hand. Ans Aufhören denkt die 82-Jährige nicht. Sie will so lange es geht Meisterschaften spielen und natürlich gewinnen. „Tennis ist mein Jungbrunnen, wenn ich erschöpft vom Platz gehe, bin ich einfach zufrieden.“ th

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