Verein übernimmt ehrenamtlich alle anfallenden Aufgaben
Unverhofft kommt oft: Als 2011 das Gesundheitsamt den Weiterbetrieb des Hengstfelder Freibads untersagte, war der Förderverein gefragt: Er übernahm kurzerhand die Sanierung und den Weiterbetrieb.
„Wir waren damals schon recht blauäugig“, blickt Harald Kochendörfer, 2.Vorsitzender des Trägervereins Familienfreibad Hengstfeld lachend zurück. „Wir hatten uns die Sanierung einfacher vorgestellt.“ Trotzdem haben sie es schneller geschafft, als gedacht – Rückblick:
Das Freibad wurde 1972 als Kombination eines Löschwasser- und Badeteichs eingeweiht. Die Wände waren von Beginn an betoniert, sodass der kleine Wallhauser Teilort ein „richtiges“ Freibad sein Eigen nennen konnte. Die Einwohner – Jung und Alt – freuten sich im Sommer an der Freizeitmöglichkeit vor Ort. Als dann die Hiobsbotschaft kam, wollten sich viele Hengstfelder nicht damit abfinden, dass „unser Bad“ geschlossen werden sollte. Da die Gemeinde die umfassende Sanierung nicht stemmen konnte (es gibt noch zusätzlich das Naturfreibad im Hauptort), waren die Mitglieder des damaligen Fördervereins gefragt. Im Laufe der Jahre hatten sie schon viele Aufgaben übernommen, „jedes Jahr kam etwas hinzu“. Da musste das Kioskgebäude gestrichen werden, das Bad zu Saisonbeginn gereinigt und am Ende wieder eingewintert werden. Und auch die benötigten Rettungsschwimmer stellte der Verein.
„Wir haben die geforderten Sanierungsmaßnahmen selbst kalkuliert und sind anstatt der ursprünglich geplanten 300000 Euro bei nur 40000 Euro gelandet“, rechnet Harald Kochendörfer vor. „Die Reduzierung klappte natürlich nur mit vereinten Kräften und viel ehrenamtlicher Arbeit.“ Firmen in der Gegend wurden angeschrieben und um eine Material- oder Geldspende gebeten, die Anlagen stammen aus anderen Bädern, bei denen sie ausgemustert wurden, und durch eine Aktion eines Radiosenders reduzierten die Hengstfelder die Kosten noch einmal um 10000 uro. „Wir waren alle keine Fachleute, aber jeder hat einen gekannt, den wir fragen konnten, wie beispielsweise Rohre verlegt werden müssen.“ Anstatt der geplanten drei Jahre Renovierungszeit feierten die Hengstfelder die Wiedereröffnung schon im Sommer 2012.
Seitdem ist der Verein Pächter des Bades und darf sich um alles kümmern: Wasser, Strom, Heizung, Chemie und die Wartung der Anlagen müssen jedes Jahr finanziert werden. Neben den Eintrittsgeldern helfen dabei die Beiträge der rund 220 Mitglieder und auch mehrere Veranstaltungen, die organisiert werden. Seit 2005 findet jährlich Ende Juni/Anfang Juli „Rock am Pool“ mit überwiegend lokalen Heavy Metal Bands statt: Am 30. Juni wird es jedoch eine Ausnahme geben, denn die Hamburger Heavy Glam Metal-Band „Night Laser“ spielt zusammen mit der Coverband „Bit of All“ (B.O.A.) aus Feuchtwangen. Die „Bädles-Bühne“ unterstützt das Freibad seit 2013 mit vier Theateraufführungen im Februar und März. Im Herbst veranstaltet der Verein ein Schlachtfest.
„Bei allen Veranstaltungen sind wir natürlich bei der Organisation gefragt“, erzählt Harald Kochendörfer. Auch der laufende Freibadbetrieb erfordert einen Einsatzplan für die vereinseigenen Rettungsschwimmer, Kassierer und die Instandhaltung der Anlage. Der Verein hat seitdem so gut gewirtschaftet, dass in der Zwischenzeit eine Fotovoltaikanlage den Strom für die Pumpen sowie für die Wasseraufbereitung bereitstellt und seit 2017 Solarthermiemodule die Freibadsaison verlängern – geöffnet wird je nach Witterung von Mai bis September.
Das Bad erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit: 2017 kamen 5600 Besucher, vorwiegend Familien mit Kindern – Tendenz steigend. th