Die Vorbereitungen für den Gerabronner Faschingsumzug laufen auf vollen Touren. Die Vereine und Gruppen arbeiten an ihren Wagen – ein erster Blick durchs Schlüsselloch.
In Gerabronn schmücken sich einige Menschen schon mit dem traditionellen Faschingsbutton. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass der höchste Gerabronner Feiertag nicht mehr weit sein kann: der Pferdemarkt mit dem Faschingsumzug. In gut zehn Tagen ist es so weit und in fast jeder Garage und Scheuer im gesamten Gemeindegebiet sind Akkuschrauber, Sägen und Hämmer zu hören. Nur wenige Gruppen und Vereine lassen sich beim Bauen über die Schulter schauen, die Themen und deren Umsetzung sind meist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Gerabronner Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat eine Ausnahme gemacht und einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht.
Fünf Männer sind seit dem Morgen aktiv und haben den Wagen gebaut. Ganz wichtig ist die feste Brüstung, denn niemand soll während des Umzugs aus Unachtsamkeit vom Wagen fallen. Auch die Seiten sind verkleidet, damit keine Zuschauerin oder kein Zuschauer buchstäblich unter die Räder kommt. „Das Thema stand dieses Jahr ganz schnell“, erzählt Vorstand Julian Kuzio. Zunächst war die Idee da und dann kommen mit der Zeit die einzelnen Elemente dazu. „Das braucht manchmal ein bis zwei Bierle“, lacht er.
Die Vereinsmitglieder versuchen jedes Mal ein aktuelles Thema zu finden, das den Verein, die Stadt Gerabronn oder die ganze Republik beschäftigt. Dieses Jahr sei es die Energieknappheit, „aber wie wir das umsetzen, bleibt noch ein Geheimnis“. Neben der kompletten Ausstattung des Wagens fehlen auch noch die Farbe und die seitliche Beschriftung.
In den letzten Jahren haben sich die Lebensretter mit Themen wie Zirkus (2015), „Bauer sucht Frau“ (2009), der „Alt-Weiber-Schüle“ (2007), dem schlechten Wetter („Winter pfui, Schneebar hui“; 2012) oder dem „Airport Hauptstraße“ (2014) beschäftigt. Letzteres Thema habe sich angeboten, weil die damals frisch sanierte Hauptstraße kerzengerade sei und seitlich Lichter wie an einer Rollbahn habe. Die Ortsgruppe ist seit vielen Jahren beim Fasching mit dabei: mit dem Faschingswagen, einem Stand vor der ehemaligen Gastwirtschaft „Alte Post“ in der Hauptstraße und mit einem fahrbaren Schnapsfass. „Das haben wir seit ungefähr acht Jahren in Betrieb“, überlegt der Vorsitzende. „Davor war es bestimmt vierzig Jahre lang ein Schnapswagen.“ Das Fass und die Männer, die es schieben, sind den ganzen Faschingsdienstag im Ort unterwegs, „sie pendeln zwischen dem Lagerhaus und dem dort stattfindenden Traktorengeschicklichkeitsfahren und dem Krämermarkt in der Hauptstraße hin und her“.
Die DLRG-Ortsgruppe ist gerne beim Fasching mit dabei, auch wenn „immer die Gleichen“ (Kuzio) beim Bauen Hand anlegen. „Dass wir mitmachen, ist historisch gewachsen, das erwartet die Bevölkerung von uns.“ So könne sich die DLRG der Öffentlichkeit zeigen und für ihre Angebote werben. „Die Vereine tun auf diese Weise etwas für Gerabronn, jemand anders macht das nicht“, ist der Vorsitzende überzeugt.
An Teilnehmerinnen und Teilnehmern mangelt es zunächst etwas, denn auf dem Wagen und als Fußgruppe werden rund 25 Frauen und Männer benötigt. Für das Schnapsfass und den Stand müssen noch einmal 25 Personen gewonnen werden. „Zu Beginn läuft es immer etwas schleppend“, stellt Julian Kuzio fest. Ein Motivationsproblem habe die Ortsgruppe jedoch nicht: Während der Corona-Zeit sei man mit einer Teststation und letztes Jahr beim Gassenfest in Eberbach mit einem Stand aktiv gewesen. „Fasching erfordert keinen großen Kraftakt, es läuft am Ende so gut wie immer.“
Rund 560 Mitglieder hat die Ortsgruppe Gerabronn aktuell, vom Alter her gut gemischt, „wir sind sehr breit aufgestellt“. Die Mitglieder wollen an Fasching etwas bewegen und spornen sich gegenseitig an. Am Stand seien eher die Älteren und auf dem Wagen eher die Jüngeren aktiv. „Auch sonst haben wir keine Nachwuchsprobleme. Bei den einzelnen Trainingsstunden haben wir rund 120 Kinder und Jugendliche“, rechnet der Vorsitzende vor. Kinder aus anderen Ortsgruppen kommen nach Gerabronn, weil Schwimmbäder gerade wegen Umbau geschlossen sind. Aus diesem Grund gab es in den letzten Jahren auch kaum Austritte, „40 Euro sind nicht zu viel und so sichert sich jeder einen Platz bei den Trainingsstunden“, ist Julian Kuzio überzeugt.
In den nächsten Tagen wird weiter am Wagen gearbeitet, damit sich die Ortsgruppe sehen lassen kann, „denn wir wollen die alten Traditionen pflegen und sie aufrechterhalten“. th