Ebbes aus Hohenlohe
Europaweit mit Klöstern vernetzt

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Die Forschungen zu Unterregenbach bringen immer neue interessante Details zutage. Die Ergebnisse könnten in einem neuen Museum in Schwäbisch Hall präsentiert werden.

Eine große Ausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum (HFM) in Schwäbisch Hall brachte 2023 das „Rätsel von Unterregenbach“ rund 28.000 Besucherinnen und Besuchern aus der Region und darüber hinaus nahe. Bei Ausgrabungen, die schon im 19. Jahrhundert begannen, stießen Archäologen in dem kleinen Ort im Jagsttal auf die Reste einer ungewöhnlich großen Kirche, Vorgängerbauten der heutigen Pfarrkirche St. Veit sowie die Überreste eines möglichen Herrensitzes und einer Befestigungsanlage. Die Ursprünge wurden auf das 8. oder 9. Jahrhundert datiert. Die Basilika war zu ihrer Zeit einer der größten Sakralbauten Württembergs.

Moritz Foth beschäftigt sich seit drei Jahren mit der Anlage und den Funden. Für seine Doktorarbeit bewertet er die Ausgrabungen aus den 1970er- und 80er-Jahren, stellt sie in neue Zusammenhänge und begab sich auch auf eigene Spurensuche. In Verbindung mit den neuen Erkenntnissen ergibt sich ein neues Bild der Anlage, die dank der Stiftung „Archäologische Erforschung Unterregenbach“ von Christian Neuber, der Wüstenrot-Stiftung, der Stiftung der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim, des Unternehmers Claus Wilhelm, des Landesamts für Denkmalpflege sowie der Universität Tübingen gewonnen wurden.

Moritz Foth erläutert, dass die bisherige Forschung die nur die einzelnen Fundstätten beschrieben habe. Da diese Gebäude allerdings zeitweise parallel nebeneinander existierten, müssen sie in einen neuen Zusammenhang gebracht werden. Der Doktorand geht davon aus, dass es sich damals um ein überregional bedeutendes religiöses Zentrum gehandelt haben muss. Er leitet dies auch aus den vier Innenbestattungen in der Kirche ab. Diese waren nur für bedeutende Menschen und gesellschaftliche Eliten erlaubt. Die Datierung der menschlichen Überreste lässt darauf schließen, dass die Anlage bereits im 7. Jahrhundert existierte. In den letzten Tagen nahmen Moritz Foth und Olaf Goldstein vom Landesamt für Denkmalpflege Mörtelproben aus den alten Mauern der ursprünglichen Kirche, die heute noch unter St. Veit zu finden sind. Mithilfe der Proben möchten sie feststellen, ob die bekannten Bauten tatsächlich die ältesten sind oder ob es an dem Standort möglicherweise eine noch ältere Kapelle oder Kirche gab. Die Proben werden im renommierten Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim ausgewertet.

Neben den Bestattungen aus dem 7. Jahrhundert deuten auch andere Funde aus Unterregenbach darauf hin, dass sich hier einst eine bedeutende Anlage befunden haben muss. Die Kirche war mit hochwertigen Glasfenstern ausgestattet, was damals sehr teuer war. Es wurden auch andere qualitativ hochwertige Bauplastiken wie bemalte Wandputze und Kapitelle gefunden. „Das zeigt, dass an der Anlage in Unterregenbach fachlich sehr versierte Handwerker gearbeitet haben, die von andernorts kamen oder die Handwerker vor Ort geschult haben“, folgert Moritz Foth. „Unterregenbach muss also mit anderen Klöstern aus der Karolingerzeit, wie St. Gallen, Corvey, Lorsch oder Fulda, gut vernetzt gewesen sein, was wiederum für einen wichtigen sakralen Ort spricht.“

„Es gibt noch viele Rätsel zu lösen, aber wir wollen nicht alle beantworten, denn dann gäbe es keine spannenden Geschichten mehr“, lacht der Doktorand. Ein Punkt ist allerdings merkwürdig: Die erste urkundliche Erwähnung von „Regenbach“ stammt aus dem Jahr 1033 und ist eine Schenkungsurkunde. Davor existieren keine bekannten schriftlichen Überlieferungen. Dabei vermachte Gisela, die Frau des damaligen Kaisers, den Teil eines Immunitätsbezirks „Regenbach“ dem Bischof von Würzburg. Dieses und manch andere Details, deuten womöglich darauf hin, dass das religiöse Zentrum enge Kontakte zum Königs- beziehungsweise Kaiserhof unterhielt, was wiederum für die Bedeutung des vermuteten Klosters spricht. „Gab es vielleicht einen lateinischen Namen, den wir bisher noch nicht kennen?“, fragt er sich. Diese Überlegung sieht er als eine Spur, der in Zukunft weiter nachgegangen werden könnte.

Nach der großen Sonderschau 2023 gab es immer wieder Überlegungen, eine Dauerausstellung nur für die Funde und Erkenntnisse über Unterregenbach einzurichten. Christian Neuber berichtete von konkreten Plänen, das HFM ins benachbarte „Haus des Müllers“, der Stadtmühle in Schwäbisch Hall, zu erweitern. „Damit könnte das lebendige Thema und zukünftige Forschungsergebnisse weiterhin der Öffentlichkeit nahegebracht und nicht vergessen werden.“ Derzeit würden Förderer und Partner gesucht. th

Foto: Moritz Foth nahm in den letzten Tagen Mörtelproben aus den Fundamenten der Kirche St. Veit in Unterregenbach. Die Ausgrabungen unter der heutigen Kirche deuten auf ein wichtiges religiöses Zentrum vermutlich seit dem 7. Jahrhundert hin.

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