Ebbes aus Hohenlohe
Ohne Zusammenarbeit bleibt das Bad zu

Ohne Zusammenarbeit bleibt das Bad zu

Die Freibadfreunde Langenburg haben das Freibad vor der Schließung bewahrt. Der neu gewählte Vorstand plant nun für das nächste Jahr und will sich weiterhin für den Erhalt der Einrichtung einsetzen. Von Thorsten Hiller

Das wichtigste Ziel der Freibadfreunde Langenburg für dieses Jahr wurde erreicht: „Wir wollten nicht hinnehmen, dass das Freibad geschlossen wird“, sagte die scheidende Vorsitzende Roswitha Scharf. Die Freibadfreunde wurden ursprünglich 2004 als Förderverein gegründet, mussten aber in diesem Jahr als Betreiber einsteigen. Darum trat fast der gesamte Vorstand zurück und es musste die außerordentliche Mitgliederversammlung angesetzt werden.

„Die Idee für das Langenburger Freibad wurde 1971 geboren“, blickte die bisherige Beisitzerin Anette Sperber zurück. Acht Langenburger Vereine hatten damals den Bau des Bads angeregt und geschrieben: „Wir wünschen uns, dass die Gemeinde für unser Vorhaben steht.“ Dieser Satz sei, meinte sie, nach wie vor aktuell. Hans Schaeff, damals Mitglied des Gemeinderats, berichtete von der Standortsuche und der Überlegung, die umliegenden Gemeinden von vorneherein einzubinden. 1977 wurde das Bad eröffnet. Der Bau des Bads habe die Gemeinde sehr beschäftigt, „darum darf man es nicht untergehen lassen”, bekräftigte Hans Schaeff.

Ein Blick in die Annalen zeigt, dass den Langenburgern „ihr“ Freibad sehr am Herzen liegt. Als sich die schwierige finanzielle Situation von Langenburg in den letzten Jahren immer weiter zuspitzte, stand unter anderem das Freibad zur Disposition: Die Kommunalaufsicht zwang die Stadt dazu, alle freiwilligen Aufgaben zu kürzen oder einzustellen. Da das Freibad 2023 ein Defizit von 160.000 Euro und 2024 sogar eines von 180.000 Euro erwirtschaftete, stand es ganz oben auf der Streichliste. Dann sprang der Verein ein und organisierte den Betrieb für 2025 mit dem Ziel, das Defizit auszugleichen.

Rainer Baumann hatte 2025 die Fäden in der Hand und zeigte auf, was dazu nötig war. „Vor allem viele freiwillige Helferinnen und Helfer“, sagte er. „Es war Wahnsinn, wie viel Unterstützung wir erhalten haben.“ Dazu gehörte auch die Beschaffung der nötigen finanziellen Mittel sowie der Zuspruch der umliegenden Gemeinden, die den Freibadfreunden mit Spenden halfen. Die DLRG bildete 30 Rettungsschwimmer aus, damit der Badebetrieb starten konnte. Dafür musste jedoch zunächst die Technik auf Vordermann gebracht und zahlreiche Lecks in den Leitungen und der Folie gestopft werden. „Das Becken ist dichter als seit vielen Jahren.“ Rainer Baumann freut sich: „Der Appell, wir brauchen eine starke Gemeinschaft und mehr Eigenverantwortung, schlug voll ein.“

Ein Dienstleister übernahm die technische und organisatorische Betriebsführung, während die Freibadfreunde in die Lehre gingen. Es wurde eine Website aufgebaut und die Kommunikation über die sozialen Medien eingerichtet. Außerdem wurde ein Online-Ticket-System eingeführt, viele Feste, Partys und Kurse (unter anderem „’s Freibad tanzt“) veranstaltet, ein Poolroboter und ein Aufsitzrasenmäher angeschafft sowie die Verpflegung neu organisiert. Insgesamt haben die Ehrenamtlichen über den Daumen gepeilt rund 6.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.

Der bisherige Vorstand, bestehend aus Roswitha Scharf (Vorsitzende), Inge Rommer (Stellvertreterin), Roswitha Kirschner sowie den beiden Beisitzerinnen Anette Sperber und Ute Schnepf, ist zurückgetreten – Jürgen Brück (Kassier) macht weiter. Für ihr Engagement erhielten sie einen großen Dank, Geschenke und einen lang anhaltenden Applaus. Bei den Wahlen, die von Alt-Bürgermeister Wolfgang Class geleitet wurden, stimmten alle 80 anwesenden Mitglieder (von rund 600) für den neuen Vorstand: Philipp Höche (Vorsitzender), Anette Sperber (Stellvertreterin), Florian Kastner (Schriftführer) sowie die beiden Beisitzer Rainer Baumann und Achim Meissner.

Philipp Höche dankte zunächst vor allem Rainer Baumann für seine Arbeit: „Ohne dich hätten wir das Jahr nicht durchgestanden.“ Anschließend stellte er die Überlegungen für 2026 vor. Diese müssen noch mit der Stadt und dem Gemeinderat endgültig fixiert werden. Die Saison 2025 war 115 Tage lang, davon 27 Tage mit eingeschränktem Schwimmen wegen des regnerischen Wetters und es gab einen Schließtag. Trotzdem kamen rund 25.000 Besucher nach Langenburg. „Die Kosten, vor allem für das Personal, konnten wir drastisch reduzieren“, kommentierte er die Zahlen. „Wir haben 2025 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen!“ Der Abmangel der Stadt Langenburg von gut 41.000 Euro wurde ausgeglichen. „Auch 2026 sind wir sicher, dass wir das wieder hinbekommen”, warb Philipp Höche in Richtung der Gemeinderäte, die einer Zusammenarbeit im Jahr 2026 zustimmen müssen. Zudem muss die Kommunalaufsicht den weiteren Betrieb genehmigen. Die Verantwortlichen waren jedoch zuversichtlich, dass dies gelingen wird, da es in den letzten Monaten viel Lob für ihre Arbeit aus den umliegenden Städten und Gemeinden, von Landrat Gerhard Bauer und von der Fachaufsicht gab.

Im nächsten Jahr plant der Verein, die Besucherzahlen zu steigern (was auch vom Wetter abhängt), und unter anderem einen Kassenautomaten anzuschaffen, der mithilfe des Bürgerbudgets Künzelsau finanziert wurde. Der neue Vorsitzende betonte, dass das Hauptaugenmerk darin liege, mehr zu automatisieren, um die Ehrenamtlichen zu entlasten. Der Betrieb soll mit externen Partnern und einem angestellten Rettungsschwimmer organisiert werden. „Die Freibadfreunde werden aber dafür sorgen, dass der Badebetrieb läuft und die Deckung aller Kosten für die Stadt garantieren”, unterstrich Philipp Höche.

„Wir werden für die Zukunft stärker an der Einbindung der umliegenden Gemeinden arbeiten müssen. Vielleicht findet sich in zwei bis drei Jahren auch eine rechtlich fundierte Lösung dafür“, stellte der neue Vorsitzende Überlegungen in den Raum. Schließlich kämen viele Besucherinnen und Besucher aus der Region. Der Verein wolle das Freibad nur vorübergehend betreiben und es anschließend wieder komplett in die öffentliche Hand zurückgeben. Philipp Höche stellte klar, dass ohne die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Stadt und Verein das Freibad geschlossen werden müsste und „für immer zu bleibt“. th

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