Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg öffnete einige Keller des Schlosses zugunsten der Renovierung des Torwachthauses. Besucher freuten sich über die seltenen Einblicke.
„Den fürstlichen Weinkeller besuchen wir nicht“, stellte Fürst Philipp klar. Er warnte die 25 Besucherinnen und Besucher auch davor, dass die Führung „höchst illegal und sicherungstechnisch schwierig“ sei. „Passen Sie auf: Wenn einer sich den Haxen bricht, dann bleibt er unten liegen“, schloss er unter allgemeinem Gelächter seine einführenden Anmerkungen. Im Anschluss besuchte die Gruppe einige der Keller von Schloss Langenburg.
Die außergewöhnliche Führung ermöglichte Heide Ruopp vom Geschichts- und Kulturverein Langenburg: Das alte Torwachthaus am Torturm soll saniert und wieder zugänglich gemacht werden (wir berichteten). Um Geld für die Renovierung zu sammeln, bietet der Verein exklusive Rundgänge in Langenburg an. „Die Tour durch die fürstlichen Keller war schnell ausgebucht“, erzählte die Organisatorin, „und auch eine zusätzliche Führung ist schon voll“.
Mit Taschenlampen und gutem Schuhwerk ausgestattet, ging es in den ersten Keller unter der Remise des ehemaligen Marstalls: In dem hohen Gewölbekeller des Wirtschaftsgebäudes, das heute das Automuseum beherbergt, wurden seit dem 15. Jahrhundert wahrscheinlich Lebensmittel und später dann Kohlen und Kartoffeln gelagert. Große Holzbalken dienten vermutlich als Lagerplatz für große Fässer. „Nach wie vor bin ich von den vielen Räumlichkeiten fasziniert“, erläuterte Fürst Philipp während der Führung. „Vieles, das ich erzähle, ist allerdings spekulativ. Die ganze Geschichte des Schlosses und seine Fundamente sind noch nicht bekannt.“
Der Bereich vor dem Schloss und den beiden Gräben wurde um 1480 bebaut. Im Bereich der Vorburg standen bis 1860 noch Gebäude, die dann abgerissen wurden – die Keller sind aber noch heute zugänglich. Nördlich des Schlosses, am Parkplatz auf der Höhe des 1. Grabens („Parkgraben“) befindet sich das Tummelhaus. Hier gab es wohl mal eine Mühle, die mit Pferden betrieben wurde. Der Platz wurden nach dem Schlossbrand 1963 durch den abgetragenen Schutt auf die heutigen Ausmaße vergrößert.
Vom 2. Graben, dem eigentlichen Burg- oder Schlossgraben, geht es ebenerdig in einen Keller, der in der Mauer zwischen den beiden Gräben liegt. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch aus Künzelsau, Öhringen und Schwäbisch Hall angereist waren, staunten, dass die Keller meist gar nicht so tief unter dem Schloss liegen. Durch den Bergsporn mit seinem Felsen wurde hier eher in die Höhe als in die Tiefe gebaut, ließ Fürst Philipp seine Besucher wissen. Allerdings gebe es auch Bereiche, in dem Keller übereinander angelegt wurden.
Am Ende des Grabens betrat die Gruppe durch die ehemalige Brauerei und Garage die einstige Zufahrt der mittelalterlichen Burg, die seit 1516 ständig bewohnt ist: Sie verlief im Süden, auf Höhe des Schlosscafés, und stieg bis zum Niveau des heutigen Schlosshofes an. Wahrscheinlich gab es hier auch eine Zugbrücke, die bei Gefahr hochgezogen werden konnte, erklärte der Schlossherr. Das höhlenartige Gewölbe faszinierte die Besucher durch seine Ausmaße. Vorbei am Fundament des Kapellenturms stieg die Gruppe durch den ehemaligen Wohnbereich der Mitarbeiter hoch in den Hof. Diesen Zwischenbau will Fürst Philipp in nächster Zeit sanieren lassen. „Das morbide Flair hat etwas“, begeisterte sich eine Besucherin, „das sind richtige ,Lost Places‘“.
Der Hof wurde zwischen 1610 und 1616 im Renaissance-Stil mit seinen für diese Zeit typischen Volutengiebeln neu erbaut und aus der mittelalterlichen Verteidigungsburg wurde ein Residenzschloss. Später, Mitte des 18. Jahrhunderts, kam der Ostflügel im Barockstil dazu, der dem Schloss sein heutiges Aussehen gibt. Vom Hof ging es ein paar Stufen in die Brunnenstube mit dem ehemaligen Wasserspeicher hinunter. Auch Fürst Philipp weiß nicht, wie tief der Brunnen ist. In einem anderen Keller des Nordfügels sind die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen zu sehen, die nach dem verheerenden Brand 1963 nötig waren, der den Nord- und Ostflügel des Schlosses verwüstete.
Je weiter die Gruppe im Gebäudekomplex Richtung Westen kam, desto älter wurden die Mauern. „Hier betreten wir die ursprüngliche Langenburg“, berichtete der Hausherr. Die Anfänge gehen auf eine alte Burg aus dem 12. Jahrhundert zurück. 1234 wurde sie zerstört und vergrößert wieder aufgebaut, „die Fundamente und die Keller sind aber nicht mehr zugänglich“. In dieser Zeit kam die Burg an die Hohenloher, „sie ist somit seit gut 800 Jahren im Eigentum der Familie und damit der älteste Besitz“, unterstich Fürst Philipp die Bedeutung der alten Lindenstamm-Festung. „Weit sind wir in dieser Zeit allerdings nicht gekommen“, schloss er mit einem Augenzwinkern die Führung. th
Foto: Der Zugang in die alte Burg ist höhlenartig schmal und liegt heute ungenutzt südlich des Kapellenturms tief unter der Erde.
