Ebbes aus Hohenlohe

Entwicklung eines Meilensteins zu sehen

Das Langenburger Automobilmuseum hat eine neue Konzeption bekommen: neueste AMG-Mercedes Fahrzeuge und Oldtimer stehen nun Seite an Seite. 

Wie eine NSU Quickly aus den 1950er Jahren repariert wird, können die Besucher ebenso sehen wie einen vollelektrischen AMG-Antriebsstrang, der in den 2010er Jahren seiner Zeit weit voraus war. Dieser Gegensatz von alten und neuen Fahrzeugen, der Vergangenheit und der Gegenwart der Mobilität macht seit über 50 Jahren den Reiz des Langenburger Automuseums aus. Kürzlich wurde die neue Saison mit einem neuen Konzept eröffnet.

„Wir sind professionell wie immer an die Arbeit gegangen“, erzählte Klaus Groninger, Vorsitzender des Vereins Deutsches Automuseum, bei der Eröffnung augenzwinkernd die Herangehensweise. „Wir hatten zu Beginn keinen Plan und auch keine Ahnung.“ Aber das Team hat mit Begeisterung die neue Aufgabe angenommen, denn „das Museum liegt in einer tollen Gegend, bietet ein unvergessliches Ambiente und hat Charme“. Beim Ausräumen waren sie sehr schnell, „wir wollten Platz schaffen, die Zelte weghaben und für mehr Luft sorgen“. Die frei gewordene Fläche gleicht nun der Startaufstellung eines DTM-Rennens: Wagen aus verschiedenen Jahren stehen nebeneinander und können verglichen werden. Dazu kam die AMG-Ecke: Hier zeigt die Motorsport-Schmiede von Mercedes einige exklusive Ausstellungsstücke, etwa den Prototyp und ein Serienfahrzeug der SLS AMG Black Series.

Auch der Hausherr Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg freute sich an der neuen Ausrichtung: „Das Automuseum ist eine meiner ersten Kindheitserinnerungen. Hier bin ich an der Hand meines Vaters durch die Ausstellung gelaufen.“ Der Mix aus historischen Fahrzeugen und ihrer Geschichte mit dem modernen Rennsport war die Idee der beiden Gründer, Fürst Kraft zu Hohenlohe-Langenburg und Rennfahrer Richard von Frankenberg, bei der Eröffnung 1970. Das Ergebnis der aktuellen Überlegungen sei für die Präsentation „einfach gigantisch“. Das Museum sei das klassische Ziel von Motorsportbegeisterten, die eine Ausfahrt mit ihrem Old-, Young-Timer oder Sportwaren mit einem Besuch des Museums verbinden möchten, betonte Fürst Philipp. „Sie können die Gegend und das Fahrergebnis genießen.“ Er lud die Fans von Bezingesprächen ein, am Sonntag, 7. Mai, nach Langenburg zum Castle & Cars Motorsporttag zu kommen.

Auch Bürgermeister Wolfgang Class war begeistert, „das ist eine gelungene Ausstellung mit fabelhaften AMG-Fahrzeugen“. Die Stiftung „Windpark Brüchlinger Wald“ fördere die Neukonzeption mit einem Zuschuss von 3600 Euro. Ostern sei immer die Saisoneröffnung für den Tourismusort Langenburg, und er freue sich auf gute Monate mit vielen Besucherinnen und Besuchern.

Beim AMG-Talk warfen sich drei Mitarbeiter der Mercedes-Tochter die Bälle zu: Projektmanager Oliver Kurz erklärte, wie es überhaupt zu einer Zusammenarbeit mit dem Automuseum kam: „Nach einem Besuch der Langenburger bei uns im Werk reifte die Überlegung: Wir haben ein paar tolle Autos, die könnten wir dort hinstellen.“ Doch darauf beschränkt sich die Zusammenarbeit nicht: Der Motorsportspezialist aus Affalterbach präsentiert auch den Motorsporttag am 7. Mai. AMG-Markenbotschafter und Ex-DTM-Seriensieger Bernd Schneider kennt das Automuseum schon lange und besucht es gerne mit Kunden, denn in Langenburg könne man schön die Geschichte des Rennsports sehen und erzählen. Nicht nur sein Unternehmen habe im Motorsport viel erreicht, sondern auch er selbst: Seit 1991 sei er bei Mercedes unter Vertrag, „das ist meine Familie“. Als Deutscher für das Unternehmen zu fahren, sei „ein Ehre“. Nach seiner Karriere als Rennsportler dürfe er nun bei der Entwicklung neuer Serienfahrzeuge mitwirken. Er habe beispielsweise bei der Neukonzeption der SLS AMG Black Series mitgearbeitet, die in Langenburg zu sehen ist. „Das war für mich ein Meilenstein.“

Chefingenieur Holger Strahl gab einige Einblicke in die Zeit von 2006 bis 2010, in der sich AMG von der Tuningtochter zu einem Fahrzeugbauer entwickelte. Die Tüftler nutzten die Karosserie einer Dodge Viper, um dort das Fahrgestell und den Antriebsstrang der SLS AMG Black Series ausprobieren zu können: „Wir hatten den Vorteil, dass wir das Fahrzeug nicht vor dem Wettbewerb tarnen mussten.“ Er schwärmte auch von der Entwicklung eines ebenfalls in Langenburg ausgestellten, elektrischen Antriebsstrangs vor zehn Jahren, bei dem jedes Rad einen eigenen E-Motor hatte. „Wir waren damals unserer Zeit voraus, das hat bis heute kein Hersteller.“

Die Entwicklung der Rennfahrzeuge bei AMG sei nicht nur ein Schneller und Weiter, sondern auch die Sicherheit der Fahrzeuge spiele eine wichtige Rolle, betonte Bernd Schneider. Für ihn als Rennfahrer sei es egal, ob der Motor mit Benzin oder mit Elektronen angetrieben werde, die Konkurrenz sei wichtig und der Wille, zu gewinnen. Diese Idee begeistere heute noch immer viele Menschen, wie man an den 250.000 Besucherinnen und Besuchern bei Rennen am Nürburgring sehen könne. Allerdings sei der Motorsport in Deutschland etwas aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit geraten. „Wir stehen für Motorsport und ich hoffe, das sehen alle bei uns so“, schloss der Ex-Rennfahrer seinen Bericht. th

Bild: Freuen sich auf die neu konzipierte Ausstellung (von links): Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg, Oliver Kurz, Bernd Schneider und Holger Strahl von AMG sowie Klaus Groninger (Verein Deutsches Automuseum).

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