Am 1. und 2. April gehen Roboter auf Torejagd in der Crailsheimer Karlsberghalle. Das Turnier gilt als Vorbereitung für die Weltmeisterschaft 2023 im französischen Bordeaux in der Small Size League. Ausgerichtet wird der Wettbewerb von der Stadtverwaltung, die gemeinsam mit der Firma Schubert die Thematik KI und Robotik in der Horaffenstadt vorantreiben möchte.
Während die FIFA neue WM-Modi beschließt, trainieren am ersten Aprilwochenende die Fußballstars der etwas anderen Art in Crailsheim. Die Themen Robotik und KI nehmen einen immer größeren Platz sowohl im gesellschaftlichen Alltag als auch in der Wirtschaft ein. Die Stadtverwaltung möchte diesem Bereich mehr Bedeutung zukommen lassen. Der Vorschlag des Crailsheimer Unternehmens Gerhard Schubert GmbH, ein RoboCup-Turnier in der Horaffenstadt auszutragen, stieß daher auf offene Ohren. Die Stadtverwaltung wird daher die Veranstaltung am 1. und 2. April ausrichten.
Das Turnier und ein durch die Firma Schubert begleiteter und parallel stattfindender Maker Space mit den weiterführenden Schulen markieren den Startpunkt dafür. Schülerinnen und Schüler können eben nicht nur als Gäste und als Zuschauende beim RoboCup dabei sein. Manche von ihnen haben auch die Möglichkeit, beim Maker Space mitzumachen. „Die ausgewählten Schülerinnen und Schüler bauen beim Maker Space Roboter zusammen, wobei die Bausätze von der Gewerblichen Schule zur Verfügung gestellt werden. Schubert-Mitarbeitende wirken dabei als helfende Hände“, sagt Horst Herold, von der Stadtverwaltung. „Für den Herbst ist ein KI-Tag an den Schulen geplant, bei dem unter anderen diese Roboter einen wichtigen Part spielen werden. Eine zusätzliche Rolle soll dabei der KI-Bundesverband, der seine bisherigen Sitze in Berlin und Heilbronn hat, übernehmen.“
Janine Gromes, bei Schubert verantwortlich für Themen Personalmarketing und Employer Branding, leitet die firmeninterne Projektgruppe zum RoboCup: „Lukas Wegmann ist als Werkstudent der Uni Erlangen bei uns und arbeitet auch an einem Schubert-Projekt in der Vorausentwicklung mit. Er ist mit ER-Force amtierender Vizeweltmeister in der Small Size League. Wir unterstützen ER-Force durch die Fertigung von zum Beispiel Fräs- und Blechteilen und der Antriebsreglerplatinen.“ Zudem wird bei regelmäßigen Terminen an gemeinsamen Projekten gearbeitet, um beispielsweise die neue Generation Fußballroboter aufzubauen.
WM-Vorbereitung und Training bei Schubert
Vizeweltmeister Lukas Wegmann von ER-Force beschreibt, wie die WM-Vorbereitung und das Training aussehen: „Neben dem RoboCup selbst gibt es keine offizielle Veranstaltung, bei der europäische Teams für Freundschaftsspiele zusammenkommen. Für den Großteil des Jahres kann also nur gegen sich selbst auf dem kleinen Werkstattspielfeld getestet werden. Ohne einen Gegner, der Lücken ausnutzt oder genügend Platz, dass die Roboter auf Geschwindigkeit kommen, bleiben Schwachstellen der eigenen Software und Hardware damit unbekannt.“ Daher freut er sich auf das Vorbereitungsturnier in Crailsheim und sieht es als hervorragende Gelegenheit, für alle teilnehmenden Teams, die Fähigkeiten ihrer Roboter und KI unter Realbedingungen auf die Probe zu stellen.
Volker Haaf, Leiter Entwicklung Elektronik und Software bei Schubert, betont, dass es um mehr geht, als nur um Spaß an der Technik und am Fußball an sich: „Ansprechende und anspruchsvolle Wettbewerbe helfen als Plattformen dabei, die Aufmerksamkeit für die Robotik und die Künstliche Intelligenz zu steigern. Wir halten das für eine spannende Möglichkeit, das allgemeine Interesse an Wissenschaft und Technik zu stärken und dauerhaft zu etablieren.“
Menschliches Eingreifen beim Spiel verboten
Die WM-Topfavoriten spielen am ersten Aprilwochenende in Crailsheim. Das sind die Teams ER-Force aus Erlangen, TIGERS Mannheim, luhbots aus Hannover, RoboTeam Twente aus Enschede und NAMeC aus Bordeaux. Die Weltmeister aus Mannheim und der Vizeweltmeister von ER-Force treffen direkt in Crailsheim aufeinander. Beide gehören erneut zum engsten zum Kreis der Titelanwärter. Über dem Spielfeld hängen Kameras. Die Roboter tragen Gehäuse, auf deren Oberseiten verschieden angeordnete Farbfelder angebracht sind, damit die Kamera den jeweiligen Spieler erkennt. Ein PC empfängt diese Kameraaufnahmen, erfasst die Spielsituation, entwickelt in Sekundenschnelle Entscheidungsmuster und gibt sie via Funk an die Spieler weiter. Diese düsen daraufhin mit bis zu 15 Stundenkilometern über das 12×9 Meter große Spielfeld, um mit einer Schussgeschwindigkeit von bis zu 30 Stundenkilometern möglichst viele Tore zu erzielen. Fouls werden geahndet, es gibt einen Schiedsrichter, Freistöße und Elfmeter. pm
Foto: ER-Force
Was ist der RoboCup?
Beim RoboCup gibt es verschiedene Ligen, die sich der Art und Größe der Roboter richten. Zu den wichtigsten gehören die Ligen Small Size, Middle Size und Humanoid League. In der Small Size League spielen Roboter 11 gegen 11, die einen Durchmesser von 18 Zentimeter und eine Höhe von 15 Zentimeter haben. Über dem Spielfeld ist eine Kamera angebracht, mit der die Spielsituation erfasst wird. Steuerung und Teamkoordination sind auf einen externen PC ausgelagert. Die Roboter sind schnell und passen den Ball gezielt zu Mitspielern.
In der Middle Size League kicken bis zu sechs, vollständig autonome Roboter pro Mannschaft auf einem 24×18 Meter großen Feld. Die Roboter sind meist mit omnidirektionalen Fahrwerken und omnidirektionalen Sichtsystem ausgestattet. Es gibt spezielle Schussmechanismen, die den Ball auch hoch kicken können.
Von den Teams selbst konstruierte Roboter mit menschenähnlicher Körperform und menschenähnlicher Sensorik agieren in der Humanoid League in drei Größenklassen KidSize, TeenSize und AdultSize. Die Wahrung des Gleichgewichts bei der Fortbewegung und beim Schießen sind die Hauptanforderungen.