Ebbes aus Hohenlohe
Reduzierte Arbeitszeit – weniger Angebot

Reduzierte Arbeitszeit – weniger Angebot

Seit Kurzem fehlt auf dem Kirchberger Markt etwas: das frische Obst und Gemüse in Demeter-Qualität der Weckelweiler Gemeinschaften wird nicht mehr angeboten.

Vier Zwiebeln, ein Bund Petersilie, ein paar Stücke Blootz, ein Glas Honig und ein Päckchen fair gehandelter Kaffee: Das landet in den Einkaufskörben der Kirchberger. Die Menschen lieben ihren Markt, auch wenn er nur jeden zweiten Freitag stattfindet. Er ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und nicht zuletzt gibt es frische Produkte aus der Region. Ein großer Anziehungspunkt war immer der Obst- und Gemüsestand aus Weckelweiler. Seit Kurzem fehlt nun das Angebot. „Aus personellen Gründen ist es der Gärtnerei der Weckelweiler Gemeinschaften nicht mehr möglich, am Kirchberger Wochenmarkt teilzunehmen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Einrichtung. „Dies liegt insbesondere an verkürzten Arbeitszeiten für die Werkstattbeschäftigten.“

Bisher haben die Beschäftigten des Sozialunternehmens der Eingliederungshilfe täglich von 8.30 bis 16.30 Uhr gearbeitet. Jetzt ist freitags bereits um 13.30 Uhr Feierabend: „Die Arbeitszeitverkürzung geht auf eine Initiative des Werkstattrates, der Interessensvertretung der Werkstattbeschäftigten, zurück“, ist in der Mitteilung zu lesen. Da der Wochenmarkt in Kirchberg freitags von 14 Uhr bis 16 Uhr stattfindet, sind die Weckelweiler Gemeinschaften jetzt nicht mehr vertreten.

Bürgermeister Axel Rudolph findet es schade, dass das beliebte Angebot nun wegfällt: „Hier wurden die betreuten Menschen sichtbar, sie haben ihre eigenen Produkte verkauft und den sozialen Treffpunkt bereichert.“ Der Stand sei auch Teil der Ausbildung der Frauen und Männer gewesen. „Jetzt gibt es ein Angebot weniger auf dem Markt.“ Im Bioladen in Weckelweiler könnten die Produkte in Demeter-Qualität aber weiterhin gekauft werden, auch bei vielen Direktvermarktern in der Gemeinde gebe es heimische Erzeugnisse: Unter anderem in Eichenau, Lobenhausen, Diembot und Lendsiedel seien Verkaufsstände und Automaten zu finden, an denen die Produkte rund um die Uhr gekauft werden könnten. „Die Versorgung hat sich in den letzten Jahren verbessert“, betont Axel Rudolph.

Die Stadt unterstützt den Markt mit dem Aufbau der Stände, „wir sind froh über dieses Angebot“. Neben dem großen Obst- und Gemüsesortiment, das jetzt weggefallen ist, gibt es weiterhin Gemüse und Backwaren der Familie Blumenstock (Kleinallmerspann) und Honig von Rainer Herrmann, zählt Hauptamtsleiterin Simone Muley auf. Hinzu kommen der Dritte-Welt-Laden der evangelischen Kirchengemeinde und der Naturschutzbund (NABU) Kirchberg. Nun sucht die Verwaltung nach einer Alternative für das fehlende Angebot der Weckelweiler Gemeinschaften. Neben frischem Obst und Gemüse könnten auch Eier, Wurst und Käse verkauft werden. Kunsthandwerk und Selbstgebasteltes könnten das Marktangebot ebenfalls bereichern. Auch für den Weihnachtsmarkt vom 6. bis 8. Dezember sucht die Stadtverwaltung bereits Anbieter dieser Artikel.

Anita König kauft gerne auf dem Markt ein, „so kann ich Kirchberger unterstützen“. Sie bedauert es, dass die Weckelweiler nicht mehr kommen, „ich kenne die Leute alle“. Auch Robert Schmidt-Denkler trifft auf dem Markt Bekannte, „der Einkauf hat für mich Tradition“. Seit 1992 gibt es den Markt in Kirchberg, seit mindestens 30 Jahren bot die Gärtnerei aus Weckelweiler ihre Waren dort an. Marta Blumenstock, Mitinitiatorin und „gute Seele“ des Marktes, schätzt die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für sie passt die Inklusion perfekt zum Konzept des lokalen Marktes: Jeder helfe mit, es sei eine gute Gemeinschaft. Der direkte Kontakt zu den treuen Kundinnen und Kunden sei ihr wichtig, „das fehlt uns in der Landwirtschaft“. Neben frischen Backwaren bietet sie Gemüse an, „was gerade im Garten reif ist“. Der Markt belebe das Städtle, aber das Angebot erreiche nicht alle Bürgerinnen und Bürger, „den neu Zugezogenen fehlt die Bindung“. Sie sei noch etwas „geschockt“ von der Nachricht. „Wir müssen jetzt gemeinsam überlegen, wie es weitergeht“, gibt Marta Blumenstock zu bedenken. th

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