Ebbes aus Hohenlohe

Töne wie Samt und Seide

Foto: Hans Kumpf

Stephanie Reinhardt spielt erfolgreich Querflöte

Wenn sie auf ihrem Instrument spielt, geht die Sonne auf: Stephanie Reinhardt ist Bundespreisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“.   

Ihre Fingerspitzen drücken behutsam auf die Klappen der Querflöte. Stephanie Reinhardt bläst in die ovale Öffnung und entlockt dem Instrument außergewöhnlich klare Töne. Sie klingen so, wie Samt und Seide sich anfühlen. Einige akzentuiert die Gymnasiastin mit gänsehauterzeugendem Vibrato. „You raise me up“, heißt der Song, der bekannt ist durch Künstler wie Josh Groban und Westlife. Die gefühlvolle Melodie spielt die 17-Jährige gelegentlich bei feierlichen Anlässen. 

Stephanie ist ein bildhübsches Mädchen und sehr eloquent im Gespräch. Ihre musikalische Karriere begann im Kindergartenalter mit einer Blockflöte. Schon damals legte sie das Instrument gerne einmal schräg an. „Das hat mich irgendwie fasziniert“, erinnert sie sich schmunzelnd. 

In der Bläserklasse ihrer Schule versuchte sich Stephanie erstmals an der Querflöte. Sie kam flott voran. Ab 2013 nahm sie jedes Jahr an „Jugend musiziert“ teil. Der Wettbewerb unter dem Dach des Deutschen Musikrats wird unter anderem vom Bundesfamilienministerium gefördert. Laut Homepage handelt es sich um das renommierteste Musikförderprojekt Deutschlands. Schüler stellen sich dem Vergleich mit anderen und lassen ihr Instrumentenspiel von einer Fachjury bewerten. Die letzten drei Male in Folge qualifizierte sich Stephanie vom Regional- über den Landeswettbewerb bis zur Bundesebene. Eine überragende Leistung! „Damit habe ich mein größtes Ziel erreicht“, sagt sie. Im Trio und als Solistin erhielt sie den zweiten Preis. 

Um sich der Jury adäquat zu präsentieren, benötigte sie ein Profi-Instrument. Ein Bremer Händler schickte ihr drei Stück zur Auswahl. Nach und nach freundete sich Stephanie mit einem 20 Jahre alten Modell der Marke Sankyo an. Liebe auf den ersten Griff war es nicht, denn die Querflöte ist nicht ganz einfach zu spielen und hat gewisse Eigenheiten. „Das ,E‘ ist auf meiner Flöte sehr hoch“, erklärt sie. Deshalb korrigiert die Musikerin den Ton durch Spannungsänderung der Mundmuskulatur. Inzwischen hat sie sich daran gewöhnt und ist komplett zufrieden. 

Eine Woche vor dem letzten Regionalwettbewerb ging die Flöte kaputt. Sich in kürzester Zeit auf eine fremde einzustellen, war keine Option. So probierte sie es trotzdem und erhielt einen ersten Preis. Der Reparateur war bass erstaunt über diesen Erfolg, da der Defekt erheblich war. Die Polster waren so abgenutzt, dass die Klappen nicht mehr richtig schlossen. 

Seit zwei Jahren nimmt Stephanie Unterricht bei Oliver Gehrung an der Musikschule Schwäbisch Hall. Momentan studiert sie mit ihm „Trockene Blumen“ von Franz Schubert ein. Ob die Schülerin 2019 erneut in den Bundeswettbewerb einzieht, mag sie nicht einschätzen. „Ich schraube meine Erwartungen lieber runter. Es kann ja sein, dass ich mal einen schlechten Tag erwische.“ Wenn das passiert, braucht sie keine Sorge vor elterlicher Kritik zu haben. „Egal wie’s läuft, Mama und Papa freuen sich immer an meiner Musik.“ Stephanie und ihre Geschwister durften frei entscheiden, ob sie ein Instrument spielen möchten. Inzwischen könnte die Familie ein Orchester mit Klavier, Tuba, Tenorhorn, Quer- und Altflöte gründen. An Weihnachten musizieren sie gemeinsam.   

Stephanie übt normalerweise ein bis zwei Stunden, aber nicht jeden Tag. Sie teilt die Musikstücke in Fragmente, die sie separat erlernt. Schnelle Stellen spielt sie erst einmal ganz langsam und steigert die Geschwindigkeit mit einem Metronom. Ihr Wissen gibt sie gerne weiter: Beim Musikverein unterrichtet sie mit großem Spaß zwei Gruppen und drei Einzelpersonen. 

Reicht es, wenn ein Musiker intensiv übt oder ist Begabung unerlässlich? „Ich bin der Meinung, man kann durchs Üben viel erreichen“, sagt Stephanie. „Aber ab einem gewissen Punkt braucht man auch Talent.“ Für die Bühnenpräsenz spiele die optische Erscheinung eine Rolle. „Das Auge hört mit“, meint sie. 

Der Wunsch, ein Instrument lernen zu wollen, müsse vom Kind selbst ausgehen. Wenn der Druck nur von außen komme, bringe das nichts. Ihre Mutter nickt und ergänzt: „Um Motivation zu schöpfen und sich weiterzuentwickeln, ist es wichtig, vor Publikum zu spielen.“ Für den Anfang genüge ein Auftritt vor der Familie. 

Stephanie gibt mittlerweile Konzerte mit dem Landesjugendorchester und anderen Ensembles. Zudem spielt sie in einer christlichen Lobpreisband und als Solistin auf Hochzeiten, Taufen oder Vernissagen. Die Wolpertshausenerin sagt: „Es macht mich froh, andere glücklich zu
machen.“ sab

Stolze Leistung: Beim Bundeswettbewerb in Lübeck erhielt Stephanie jüngst einen zweiten Preis.

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