Ebbes aus Hohenlohe
„Ich muss einfach draußen sein“

„Ich muss einfach draußen sein“

Roland Weihbrecht ist in Dorf, Beruf und Familie bestens integriert

Roland schaut, wo sich seine 40 Hühner und seine drei Hähne verstecken. Er versorgt sie mit Futter und mistet aus. Die gesammelten Eier wäscht er und bereitet sie für den Verkauf vor. Der 27-Jährige mit Down-Syndrom kümmert sich sehr gewissenhaft um seine Tiere.

Das Ehepaar Renate und Roland sen. Weihbrecht aus Triensbach hat insgesamt fünf Kinder im Alter von 23 bis 37 Jahren. Auf dem elterlichen Hof mit Milchviehhaltung und in der Großfamilie ist Roland jun. einfach so „mitgelaufen“ und hat geholfen, wo es ging. „Er war ein lebhaftes Kind, das viele Streiche im Kopf hatte“, erzählt sein Vater. „Die Zeit war nicht immer einfach.“ Der Junge hatte viel Energie und Kraft, die er ausleben wollte. Roland hat in seiner Liebe zur Natur und zu den Tieren seine Berufung gefunden: Er arbeitet bei der LebensWerkstatt in Crailsheim im Garten- und Landschaftsbau. „Ich muss einfach draußen sein“, betont er. Bei dieser Einrichtung der Diakonie pflegt er zusammen mit seinen Kollegen Grünanlagen von Firmen und Privathaushalten und hält sie in Schuss. Morgens wird er mit dem Bus abgeholt, im Sommer fährt er auch schon einmal die fünf Kilometer bis nach Crailsheim mit dem Fahrrad.

Eines seiner vielen Hobbys ist Fußball. Bei der SpVgg Satteldorf spielt er bei den „Blue Tigers“, einer Gruppe von 16 Behinderten. Mehrmals im Jahr ist er mit seiner Mannschaft auf Turnieren in ganz Baden-Württemberg unterwegs. „Er braucht den Sport als Ausgleich“, erklärt Mutter Renate. Doch nicht nur Spielen gefällt Roland Weihbrecht, er ist auch ein großer Fan des FC Bayern München. Beim verlorenen Pokalendspiel war er im Berliner Olympiastadion, das Erlebnis war „total schön“, auch wenn er im Frankfurter Block saß und das Spiel aus seiner Sicht nicht wie erhofft zu Ende ging.

Sehr wichtig ist für den 27-Jährigen seine Familie: Er genießt Familienfeste wie Hochzeiten und freut sich darum, zweifacher Onkel zu sein. Von seiner ältesten Schwester Tanja und ihrer Familie wird er oft zum Schwimmbadbesuch abgeholt. Seine Schwester Petra und ihr Mann Michael, die im Haus wohnen, unternehmen ebenfalls viel gemeinsam mit ihm. An seinem großen Bruder Ralf hängt er sehr – dieser wohnt allerdings in Stuttgart und ist geschäftlich viel unterwegs, „er fehlt mir“. Einzig zu seiner jüngeren Schwester Lisa war das Verhältnis nicht immer ganz einfach. „Er konnte nie verstehen, dass seine Schwester Dinge machte, die er nicht durfte, obwohl sie einige Jahre jünger ist“, erzählt Mutter Renate Weihbrecht. Roland ist sehr wissbegierig, will alles ganz genau wissen und ausdiskutieren, was für alle Beteiligten nicht immer leicht ist. Seine Aufgaben in Haus und Hof nimmt er pflichtbewusst wahr und ist sehr ordentlich, freut sich seine Mutter. Neben den Hühnern hat Roland noch einen Schafbock und drei Mutterschafe, um die er sich täglich sehr liebevoll kümmert.

In Triensbach ist Roland viel unterwegs, hat Freunde, ist im Ort integriert. Zu seinem ehemaligen Mitschüler und Fußballkollegen Markus pflegt er ein sehr enges Verhältnis. Er geht gerne auf Feste und mit seinem Vater in die Wirtschaft, „Bierchen trinken“, stellt er klar. Seine Eltern sind guter Dinge: „Mit Roland ist uns nie langweilig.“ th

Renate und Roland sen. Weihbrecht.
Die Geschwister halten zusammen: „Eine große Familie“.

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