Durch die Corona-Pandemie ging die Zahl der Kinder, die sich sicher im Wasser bewegen können, zurück. Die DLRG-Ortsgruppen in der Region versuchen, das Defizit zu verringern.
Die Zahlen hören sich bundesweit dramatisch an: Durch die Corona-Pandemie haben 2020 knapp 75 Prozent weniger Kinder schwimmen gelernt als im Vorjahr, rechnet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vor. Auch wurden 2020 über 70 Prozent weniger Seepferdchen-Prüfungen abgenommen. Der DLRG-Bundesverband spricht von zwei verlorenen Jahrgängen, die nicht Schwimmen könnten. Grund dafür sei vor allem die Schließung der Bäder, sodass kein Schwimmunterricht stattfinden konnte. Die Ortsgruppen in der Region versuchen dieses Defizit wieder wettzumachen.
Die Crailsheimer DLRG bietet derzeit einen Ferienschwimmkurs im Freibad an, wie Vorsitzender Jens Steinbach berichtet: 14 Kinder lernen unter Begleitung ihrer Eltern in zwei Kursen das Schwimmen. „Die Eltern sollen sehen, was wir unterrichten und dann mit den Kindern weiterüben.“ Die Ehrenamtlichen haben viele Anfragen für die Kurse, aber nur wenige Mitstreiter, die den Unterricht abhalten können: „Da wir fast eine 1:1-Betreuung bieten, benötigen wir viele Lehrscheininhaber und Schwimmhelfer.“ Die Ortsgruppe hatte im Hallen- und im Freibad nur begrenzte Trainingszeiten zur Verfügung und konnte keine weiteren Kurse anbieten. „Nun haben wir zusätzliche Zeiten im Freibad bekommen“, berichtet der Vorsitzende. Die Kurse umfassen zehn Stunden à 45 Minuten und werden zweimal pro Woche abgehalten, „so können wir das gesamte Programm in den Ferien durchziehen“.
Die Kinder ab sechs Jahren können am Ende das „Seepferdchen“ ablegen und damit ihre Schwimmfähigkeit unter Beweis stellen. Sicheres Schwimmen sei damit aber noch nicht möglich, die Kinder müssten weiter üben. Nach dem Anfängerschwimmkurs können die Kleinen bei der DLRG einen Kurs für Fortgeschrittene besuchen und dabei die Schwimmqualität, den Stil und die Ausdauer verbessern. Spätestens danach legen die Kinder die Prüfung ab. „Dann können sie auch schwimmen“, ist sich Jens Steinbach sicher.
Der Vorsitzende der DLRG Crailsheim hat festgestellt, dass die Kinder bei einem Schwimmkurs oft das erste Mal Kontakt mit dem nassen Element haben, „die Wassergewöhnung fehlt“. Das Kind müsse sich auch trauen, ins Schwimmbad zu gehen.
Diese Erfahrung teilt auch Manfred Franz, Technischer Leiter Ausbildung bei der DRLG Gerabronn: Manche hätten vor dem Wasser regelrecht Angst. „Wir arbeiten mit jedem Kind individuell.“ Druck bringe gar nichts, wenn ein Teilnehmer mal keine Lust habe. Das, was sich die Kinder trauen, sollen sie auch versuchen. „So dauert es bis zur Prüfung mal länger und mal geht es schneller“. Wichtig sei es, dass man keine abschreckenden Ziele formuliere. Beispielsweise schwimmen die Kinder nicht ins „tiefe“ Wasser, sondern einfach die Bahn im Bad „runter“. Auch die Prüfung nehmen Manfred Franz und seine Mitstreiter eher nebenbei ab: Wenn ein Kind die 25 Meter schafft, dann hat es einen Aufgabenteil erfüllt. „Der Schwimmkurs soll den Kleinen Spaß machen, sie sollen Freude am Wasser haben.“
In der zwölf Schulstunden in Gerabronn lernen die Kinder Brustschwimmen. In zusätzlichen Kursen können sie dann weitere Stile erlernen und mehr Routine bekommen. Die Schwimmkurse sind auch eine Möglichkeit der Nachwuchsgewinnung, erzählt Manfred Franz: „Aus Nichtschwimmern werden Schwimmer, aus Schwimmern werden Rettungsschwimmer und aus Rettungsschwimmern werden Wasserretter oder Ausbilder.“ Je nach Können, werden die Jugendlichen auf weiterführende Lehrgänge geschickt, bei denen sie andere Techniken lernen und neue Bekanntschaften schließen. Auch die Teilnahme an Wettkämpfen sei möglich. So habe es die Gerabronner Ortsgruppe mit über 500 Mitgliedern zur größten im Landkreis Schwäbisch Hall geschafft.
Aber auch in Gerabronn fehlt es derzeit an Trainingsmöglichkeiten und vor allem an Personal, um Kindern das Schwimmen beizubringen, bedauert der Ausbildungsleiter. Einzig das Training für die Mitglieder sei wieder angelaufen. th