Unterhalb des Sophienbergs wird das ehemalige Sommerhaus des Dichters Georg Harro Schaeff-Scheefen saniert und zu einem Klassenzimmer in der Natur umgebaut.
„Dieser Garten gehört der Sonne. […] Zwischen zwei Welten liegt der Garten in jener Friedsamkeit, die zwischen dem Gestern und Heute entsteht. […] Da schaut das langgestreckte Schloss gelassen von der Höhe.“ So poetisch beschrieb der Schriftsteller Georg Harro Schaeff-Scheefen, laut einer Dokumentation von Grete und Dietrich Gonser, in Briefen an seine spätere Frau Caroline („Lini“) das Sommerhaus und den dazugehörigen Garten unterhalb des Sophienbergs in Kirchberg. Und es stimmt auch heute noch: Das Plätzchen ist wie aus der Welt gefallen, ein Ruhepol in der hektischen Gesellschaft. Darum ist es Teil des Sanierungsprojektes der Stadt Kirchberg, mit dem der Sophienberg und seine Bauten wieder zugänglich gemacht werden sollen.
Den Reiz des Bergs gegenüber der Stadt macht die Kombination aus kulturhistorisch interessanten Bauten sowie einer charakteristischen Kultur- und Naturlandschaft aus: Ende des 18. Jahrhunderts ließ Fürst Christian Friedrich Karl zu Hohenlohe-Kirchberg für seine Frau Philippine einen Landschaftspark nach englischem Vorbild anlegen. Verschiedene Häuser entstanden damals zusammen mit Brücken, Sonnenuhren und Ziervasen. Schon im 19. Jahrhundert setzte der allmähliche Verfall ein. Viele, teils exotische Pflanzen zeugen noch heute von der Nutzung.
1935 kaufte Georg Harro Schaeff-Scheefen das Holzhaus unterhalb des Bergs und baute es zusammen mit Handwerkern zu seinem Sommerdomizil aus: Rund um das Anwesen entstand ein Bauerngarten, der heute noch verwildert zu sehen ist. Der 1903 geborene und 1984 verstorbene Dichter verbrachte hier seine Sommertage mit Blick auf Kirchberg und auf sein Wohnhaus direkt neben dem Schloss. Mehrere Gästebücher mit Tagebucheintragungen zeugen von den vielen Besuchern. Caroline Schaeff schenkte das Sommerhaus kurz vor ihrem Tod 1997 der Stadt Kirchberg mit der Auflage, dass es durch Künstler, Schriftsteller oder Dichter genutzt werden sollte.
Im Jahr 2016 beantragte die Stadtverwaltung Mittel als dem Leader-Programm, um das gesamte Ensemble um den Sophienberg zu sanieren und wieder zugänglich zu machen. Parallel zu den Bauten von Fürst Christian wird auch das Sommerhaus Stück für Stück erneuert. Laut Bürgermeister Stefan Ohr war lange nicht klar, was mit dem Gelände passieren sollte, „wir wollten dem Willen des Schenkers gerecht werden“. Auf Vorschlag von Försterin Florentine Blessing soll daraus ein Waldklassenzimmer werden, aber auch die Volkshochschule und die Bücherei möchten das Gebäude, den Garten und die Terrasse mit dem unvergleichlichen Blick auf Kirchberg für Veranstaltungen nutzen. Die Kosten von rund 33.000 Euro wurden zu 60 Prozent durch das Leader-Programm gefördert.
Architektin Monique Staack vom Büro Strebewerk in Stuttgart berichtete von den Arbeiten: Es mussten Balken erneuert, Fenster ausgebaut und das Dach komplett neu gedeckt werden. „Alle Gegenstände, die noch halbwegs aufbewahrungswürdig waren, haben wir gesichert. Die Original-Möbel von Georg Harro Schaeff-Scheefen sind ebenfalls noch da.“
Über das erste Etappenziel und das neue Waldklassenzimmer im Freien freute sich Florentine Blessing. Es müssten nur noch die Innenausbauten gemacht werden, ab 2022 sind dann Kindergärten und Schulen willkommen. Gerade im Frühjahr sei der Garten mit seinen Märzrosen und seinen Winterlingen wunderschön. Auch Bürgermeister Ohr ist von dem Ensemble ganz angetan und ist sich sicher, dass das Haus genutzt wird: „Jetzt schauen wir mal, wie wir das Anwesen mit Leben füllen.“ th
