Die Orgel in der Bächlinger Johanneskirche feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. Der Orgelbauer Tilman Trefz aus Stuttgart lädt zu einer „Wartung live“ ein.
Die Bächlinger Kirche gilt als eine der ältesten in der Region. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1245. Im 14. Jahrhundert bekam sie im Chorraum prächtige Fresken, die den Ritter Rezzo von Bächlingen zeigen. Leider wurden sie während der Reformation übertüncht. Erst 1914 wurden die Malereien wieder entdeckt. Als erste Orgel kam im Jahre 1774 ein Instrument des Rothenburger Orgelbaumeisters Georg Martin Gessinger in die Kirche. Sie passte nicht so richtig an den vorgesehenen Platz unter der Empore. Später wurde ein spezieller Balkon nur für die Orgel gebaut. Doch auch das gefiel den Bächlingern nicht, und so wanderte die barocke Anlage in den Chorraum, wo sie 210 Jahre stehen blieb. Als die Fresken Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden, störte sie wieder: Die Bilder konnten nicht als Gesamtheit wirken, weil die Orgel im Weg stand.
2006 ging die Kirchengemeinde an die Generalsanierung des kleinen Gotteshauses: Zunächst sollten die Wandbilder restauriert werden – die Orgel musste dafür weichen. Bei dieser Gelegenheit fanden die Bächlinger eine Lösung für das Jahrhunderte alte Platzproblem: Das Instrument sollte verkleinert unter die Empore passen. Ein weiterer Vorteil: Die Orgel wurde dadurch günstiger, sie kostete „nur“ knapp 100.000 Euro.
Orgelbauer Tilman Trefz konzipierte ein filigranes Instrument nach historischen Vorbildern – mit der entsprechenden Optik und der dahintersteckenden Technik. Es kamen nur Holz, Leder, Filz und Metall zum Einsatz, kein Kunststoff. Der sichtbare Teil passt unter die Empore, der unsichtbare Teil liegt eine Etage darüber: Direkt über der Orgel haben der Blasebalg und die langen, tiefen Pfeifen ihren Platz gefunden. „Eine ausgelagerte ,Lunge‘ ist selten, aber so konnten wir im Kirchenschiff Platz sparen“, erklärt der Fachmann bei der „Orgelwartung live“ den rund 20 Interessierten. So entstand das „kleine und knuffige Instrument, eine elegante Lösung“. Vor dem Konzert zum zehnjährigen Jubiläum sollte die Orgel noch einmal gereinigt und neu gestimmt werden.
Für die Wartung musste Tilman Trefz einen Teil der Holz- und Metallpfeifen ausbauen, „das Innere der Orgel ist vollgepackt“. So konnte er den Besucherinnen und Besuchern die unterschiedlichen Klänge der Pfeifen demonstrieren: Die Holzflöten haben einen weichen und „gemütlichen“ (Trefz) Klang, die Metallpfeifen einen klaren und strengen. Über das Verhältnis der Holz- und Metallpfeifen bestimmt der Orgelbauer den Gesamtklang des Instruments.
Die Kirche in Bächlingen fordere die Orgel sehr, erzählt der Experte: Sie ist sehr feucht und hat eine Fußbodenheizung. Die Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede setzen der Orgel zu. Er zeigt den Interessierten die Stock- und Schimmelflecken an den Holzpfeifen sowie den Belag an den metallenen Pendants. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit lässt das Holz quellen, verschließt den Luftaustritt („Aufschnitt“) etwas und verändert so die Tonhöhe. Sinkt die Feuchtigkeit, wechselt der Klang wieder. „Bei einer grundsätzlichen Überholung nach 20 bis 25 Jahren müssen wir überlegen, ob wir nicht die Holz- durch Metallpfeifen ersetzen sollten“, denkt Tilman Trefz laut nach.
An der Orgelbank zeigt der Spezialist die Funktionsweise der unterschiedlichen Register: Je nachdem, welches gezogen wird, kommen zu den Grundtönen weitere Obertöne hinzu. So verändert sich der Klang des Spiels von einer warmen Blockflöte bis hin zu einer schrillen Pfeife. Das Besondere an dem Bächlinger Instrument ist, dass der Organist direkt in der Klangschneise sitzt und somit nicht das hört, was die Gemeinde wahrnimmt – die Bässe beispielsweise fehlen komplett. Der Spieler hat somit eher einen kräftigeren, härteren Ton, die Zuhörerinnen und Zuhörer hören hingegen den gewünschten, harmonischen Klang. Auch ist die Orgel wegen des einzigen Manuals schwierig zu spielen, denn die Register müssen während des Stücks gezogen oder eingeschoben werden. Tilman Trefz sorgt mit seiner Feinabstimmung dafür, dass das Instrument wieder den ursprünglich konzipierten Klang bekommt. th