Ebbes aus Hohenlohe

Helfen und geholfen werden

Das Zusammenleben im Ort soll gefördert werden

Ein kleines Fachwerkhaus mit grünen Holzfenstern: das Dorfgemeinschaftshaus in Cröffelbach. Dort beschreiben drei Gründerinnen gut gelaunt den Verein „Wolpis nullbishundert“: Regina Weinmann, die 1. Vorsitzende, Hanne Coskun, die 2. Vorsitzende, und Helma Wimmer, die Kassiererin. Alle drei sind jetzt im Ruhestand und haben früher im Sozialbereich gearbeitet.

Gegründet wurde der Verein im Herbst 2016 nach einer Umfrage in Wolpertshausen: „Was wünscht man sich im eigenen Dorf?“, die im Zuge der Teilnahme am Entwicklungsprogramm ländlicher Raum durchgeführt wurde. Auf Basis des Ergebnisses wurde die Idee für den Verein geboren, die aber zunächst weiter konkretisiert werden musste. „Es gibt viele Vereine für junge Leute in Wolpertshausen und auch Treffen für Senioren. Mit dem Wolpis-Verein wünschen wir uns einen Austausch zwischen den Generationen“, erklärt Regina Weinmann. Ein Verein, der den Bewohnern der Gemeinde hilft, allen, Jung und Alt, und der auch Generationen miteinander verbindet. So entstand das Konzept von „Wolpis nullbishundert“. Alle Mitglieder von null bis hundert Jahre, können Hilfe anbieten und annehmen. Der Flyer der Wolpis spricht für sich: Viele Hände, die sich festhalten und die Idee des Zusammenhalts vermitteln. Das Angebot ist umfangreich: Mithilfe beim Einkaufen und bei Besorgungen, Besuchsdienste, Vorlesen, Informationen und Beratung (zum Beispiel über Finanzen, Pflege, Adressen von Fachleuten und zuständigen Ämtern, usw.), Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, bei Notsituationen, Haustierbetreuung, Kinderbetreuung, Begleitung zum Arzt, zu Behörden, bei Spaziergängen, Unterstützung im Haushalt, Garten oder bei kleinen technischen und handwerklichen Reparaturen. Die Tätigkeiten sind ehrenamtlich und werden innerhalb der Gemeindegrenze Wolpertshausens ausgeübt. Alle Mitglieder sind daran beteiligt, bieten Hilfe an und nehmen Angebote in Anspruch.
Regina Weinmann erzählt vom Grillfest am idyllisch gelegenen See, auf Einladung des Vereins „Jugendtreff“, der diese Anlage pflegt und betreut. Die Jungen haben für die Senioren gegrillt und alle haben eine schöne Zeit zusammen verbracht. „Das Ziel für solche Aktionen ist der Austausch zwischen den Generationen, damit die Jungen die Älteren wahrnehmen können.“ Die drei Frauen erzählen von lustigen Begebenheiten während des Grillfestes und anderen Veranstaltungen. Sie berichten, wie die ältere Männergeneration überrascht war, weil die jüngeren Männer den Frauen in der Küche geholfen haben. Sie erzählen, wie jeder von so einem Austausch profitieren kann und eine Bereicherung erlebt. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Treffen „Kochen wie bei Oma“, bei dem zwei Seniorinnen sechs Jüngeren die Geheimnisse des alten Kochens verrieten. Die Seniorinnen waren überrascht, wie selbstverständlich die jungen Männer den Frauen in der Küche halfen. Das war zu ihrer Zeit noch nicht so.
Die Gründer des Vereins berichten über einen Erfolg: Sie haben 2016 mit 60 Mitgliedern angefangen und heute, nach nur drei Jahren, sind es schon 120! Das Ziel ist natürlich, noch mehr Mitglieder zu gewinnen, dass die Gemeinde zusammenrückt und dass jüngere Familien Teil der Gemeinde werden und sich mehr engagieren. Ein Punkt im Flyer ist besonders interessant: „Hilfe annehmen“. Warum wird das „Annehmen“ so klar in den Vordergrund gestellt? Ist es heutzutage so schwierig, Hilfe anzunehmen? Die drei Frauen erzählen, dass früher in einem traditionellen Dorf die Familie ein zentraler Netzwerkpunkt war: Sie bestand aus mehreren Generationen, die oft unter einem Dach gewohnt und sich gegenseitig geholfen haben. Heute ist die Realität anders: Viele Kinder wohnen und arbeiten in anderen Städten und können die Eltern nicht regelmäßig unterstützen. Gerade diese Generationen älterer Menschen muss lernen, von anderen Hilfe anzunehmen. Umgekehrt können die zugezogenen jungen Familien sich durch die Mitgliedschaft im Verein durch das Konzept „Hilfe geben und Hilfe annehmen“ vielleicht schneller und leichter in der Gemeinde integrieren.
Der Verein bietet auch ein Jahresprogramm an: Die Aktionen finden momentan entweder im Dorfgemeinschaftshaus Cröffelbach, im Bürgerhaus oder Europasaal Wolpertshausen statt. Die Aktivitäten der „Wolpis“ werden von der Gemeindeverwaltung sehr wertgeschätzt und unterstützt. Ebenso von den Bürgern. Und der Wunsch nach einem barrierefreien Raum als Treffpunkt für alle Vereine im Ort geht in nicht allzu ferner Zukunft auch in Erfüllung. Es ist geplant, die „Herolthalle“ als „Campus“ für Kindertagesstätte, Schule und Treffpunkt für Vereinsarbeit umzubauen. „Das wäre ein Schritt“, meinen Regina Weinmann, Hanne Coskun und Helma Wimmer. cf

Hanne Coskun, Regina Weinmann und Helma Wimmer (v.li.) sorgen in Wolpertshausen für einen Austausch der Generationen.

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