Viele Gerüchte ranken sich um die Anlage, wissenschaftlich ist wenig bewiesen
Nur einen Kilometer vom südöstlichen Ortsausgang on Blaufelden und 100 Meter vom Straßenrand der Bundesstraße 290 entfernt liegt deutlich sichtbar ein kleines rundes Hügelgebilde zwischen Wiesen und Äckern. Dahinter versteckt sich eine ehemalige Burganlage. Werner Schieber, Leiter des Kulturamts in Blaufelden, berichtet:
Das Wäldchen an der Straße fällt deshalb so auf, weil es mitten in einem ebenen, leicht abfallenden Gelände steht. Der Volksmund weiß einiges über das so genannte „Fleiseele“ und über die noch vorhandenen Reste auf der Flyhöhe zu berichten. So wird von einer Burg, einem Schlösschen und einem Wasserschloss gemunkelt. Man spricht von einem Kellergewölbe und von unterirdischen Gängen, denen verschiedene Ausgänge zugeordnet werden – bewiesen ist davon wenig.
In der Geschichtsforschung ist bekannt, dass schriftliche Überlieferungen und aussagekräftige Bodenfunde bis etwa zum 12. Jahrhundert sehr selten sind. Das trifft auch auf die Flyhöhe bei Blaufelden zu. Einige Hinweise gibt es aber doch. In der topographischen Karte findet sich der Flurname „Burgstall“ für das nordwestlich und westlich gelegene Gelände bei der Flyhöhe. Der Name besagt, dass in diesem Bereich eine Burg stand, die heute nicht mehr existiert. Als Ort kommt nur die Flyhöhe in Betracht und nicht eine von Historikern zwar vermutete, aber bis heute nicht bewiesene Burg der Herren von Blaubach auf dem sogenannten „Berg“ oberhalb des Dorfes.
Über die Zeit der Entstehung dieser frühmittelalterlichen Turmhügelburg gehen die Ansichten der Historiker und Heimatforscher um mehr als vier Jahrhunderte auseinander. Einigkeit besteht allein darüber, dass es sich um nachrömische Wehrbauten handelt.
Urkundlich wird die Flyhöhe erst im späten Mittelalter erwähnt, als der dazugehörige Weiler seine Abgaben („Zehnt“) zum Stift Neumünster und an die Kirche in Blaufelden abzuführen hatte. Im Jahr 1434 bewirtschaftete der Müller von Blaufelden einen halben Morgen Acker an der „Fleuhöhe“, der damals im Besitz der Herren von Ansbach war. Einen zweiten Hinweis enthält die Dorfordnung von 1698: Hier wurde eindeutig festgestellt, dass auf der Flyhöhe eine Burg und ein Weiler existierten, zu denen 60 Morgen Land gehörten. Beide waren aber schon gut ein Jahrhundert vorher verlassen worden. Die Flyhöhe war demnach eine Turmhügelburg mit Wirtschaftsbetrieb, bei der nur die Burg, nicht aber der Weiler durch einen Wall geschützt wurde.
Heute sind noch die Reste eines runden Turmhügels mit einer charakteristischen Wehranlage erkennbar. Der Wall, der Wassergraben und der Turmhügel in der Mitte sind einmalig schön, vollkommen und unberührt erhalten. Beim Bau dieser rein künstlichen Anlage konnten keinerlei Geländevorteile genutzt werden, einzig die heute noch vorhandene Quelle spricht für den Ort.
Die Reste der Flyhöhe sind viel besser erhalten als fast alle anderen Überbleibsel von Turmhügelburgen, die in der Literatur beschrieben und in Abbildungen gezeigt werden. Der Wehrbau hat zusammen mit Wall, Wassergraben und Hügel einen Durchmesser von 64 Metern. Er ist kreisrund wie mit einem Zirkel gezeichnet. Der Hügel selbst ist ein abgestumpfter Kegel, er hat von der Grabensohle an gemessen eine Höhe von vier Metern, einen Durchmesser von 38 Metern; die Hügelkrone bildet ein kleines Plateau mit vier Metern Durchmesser und ist heute von Hainbuchen umwachsen. Der Graben hat eine durchschnittliche Breite von zehn Metern, der Wall eine Höhe von nur einem Meter. Gegen Norden und Nordwesten ist er stark abgeflacht, sonst ist er aber noch gut ausgebildet. Sicher ist die beim Ausheben des Grabens übriggebliebene Erde zur Aufschüttung des Dammes und des kegelförmigen Hügels verwendet worden. Der Graben ist bis auf den Zugang in nordöstlicher Richtung noch heute mit Wasser gefüllt.
Um mehr über die Besiedlung zu erfahren, gab es zwei Grabungen: 1949 und 1976. Beide waren nicht sehr ergiebig, es sind einige Topfscherben, mittelalterliche Keramikreste, eine Handspindel zum Verspinnen von Wolle, Schafzähne und Schafknochen gefunden worden, Brandspuren kamen öfters zum Vorschein. Die Ausgrabungen ergaben keinerlei Hinweise auf eine zweite Besiedlung oder Bebauung, auf keinen Fall hat der Hügel einen Steinbau getragen.
Beide Ränder des Grabens sind heute mit dichtem Gebüsch und mit Bäumen bewachsen, der Hügel selbst trägt nur eine kümmerliche Grasnarbe und einige verkrüppelte Obstbäume. Manche Bäume liegen vom Sturm geknickt am Boden, sodass der Eindruck eines unberührten Geländes entsteht. Es soll möglichst noch lange so erhalten bleiben, denn die historisch wertvolle Anlage ist nur deshalb noch heute in diesem guten Zustand, weil sie weder landwirtschaftlich noch baulich genutzt worden ist. (Quelle: Friedrich Rieck)