Ebbes aus Hohenlohe
Auch in Zukunft gerne gesehen

Auch in Zukunft gerne gesehen

Es gibt immer weniger Schwalben. Der Nabu zeichnet deshalb Familien und Unternehmen aus, die den Vögeln Nistmöglichkeiten zur Verfügung stellen

Schwalben und Sommer sind untrennbar miteinander verbunden. Die wendigen Flieger kommen im April aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück und kündigen damit die warme Jahreszeit an. Mehlschwalben (unten weiß, oben schwarz) bauen ihre Nester typischerweise direkt an senkrechten Hausfassaden unterhalb von Dachvorsprüngen oder in Toreinfahrten. Dabei kleben sie das geschlossene, halbkugelige Nest aus unzähligen feuchten Lehmklümpchen zusammen. Den feuchten Lehm dafür sammeln sie in der direkten Umgebung. Die Mehlschwalbe ist die einzige heimische Schwalbenart, die bis in die Städte zieht.

Auch wenn die Vögel in Hohenlohe noch häufig am Himmel zu sehen sind, nimmt ihr Bestand ab: „In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Brutpaare um fast die Hälfte geschrumpft“, erklärt Dr. Günther Schleussner. Der Biologe war Kurator für Vögel in der Wilhelma und engagiert sich heute für das Umweltzentrum Schwäbisch Hall. Der Experte führt den Rückgang zum einen auf die sinkende Zahl der Insekten zurück, die eine der Hauptnahrungsquellen der Tiere sind. Außerdem finden die Schwalben kaum noch Baumaterial, da es immer weniger Pfützen gibt und selbst Feldwege asphaltiert werden. Zum anderen werden die Nester an den Hausfassaden nicht immer geduldet oder sogar gezielt entfernt. Durch die moderne Bauweise ohne Nischen fehlt es außerdem schlicht an geeigneten Nistplätzen.

Hier kommt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ins Spiel: Die Gerabronner Ortsgruppe zeichnet Familien und Unternehmen aus, die ein schwalbenfreundliches Haus besitzen. „Wir freuen uns, dass es noch Gebäude gibt, an denen Mehlschwalben nisten können“, betont Hartmut Himmelein, der Vorsitzende der Ortsgruppe. „Die Tiere machen Dreck und sind deshalb nicht immer erwünscht.“ Umso mehr lobte er, dass am Raiffeisenmarkt der LBV in Gerabronn nach wie vor sechs Nester zu finden sind. „Seit 2015 brüten an unserem Gebäude die Schwalben“, erzählt Marktleiterin Sabine Kremkus. „Und die Nester bleiben auch in Zukunft dort.“ Als Anerkennung und zum Dank verlieh Hartmut Himmelein dem LBV die Plakette „Schwalben willkommen – schwalbenfreundliches Haus“.

Das ist nicht selbstverständlich, wie Dr. Günther Schleussner weiß: „Dass die Nester nicht weggeschlagen wurden, ist eine Ausnahme.“ Die Schwalben, die ihre Beute im Flug fangen, sind als gefährdet eingestuft und daher nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Eine Zerstörung der Nester ist auch bei Renovierungsarbeiten verboten, andernfalls drohen Geldbußen. Hartmut Himmelein berichtet von einer Sanierung an einem Haus, an dem Schwalben genistet hatten. Nach einem entsprechenden Hinweis ruhte die Baustelle bis in den Herbst, als die Schwalben wieder in den Süden gezogen waren. Hartmut Himmelein findet: „Das war vorbildlich.“

Die Tiere brüten bevorzugt in Kolonien. Dabei nutzen sie die Nester aus dem Vorjahr wieder und wenn sie keine Möglichkeit zum Nestbau haben, nehmen sie gerne auch künstliche Nisthilfen.

Neben den Mehlschwalben sind bei uns in Hohenlohe auch Rauchschwalben heimisch. Sie unterscheiden sich durch ihre langen Schwanzspitzen sowie ihre rotbraun gefärbte Kehle und Stirn. „Sie brüten mit Vorliebe in dunklen, schlecht durchlüfteten Ställen“, erläutert Dr. Günther Schleussner. „Das kennen wir alle: Die Vögel fliegen aus den gekippten Fenstern oder offenen Stalltüren.“ Da aber immer mehr Ställe aus Hygienegründen geschlossen oder als offene Laufställe umgebaut werden, fühlen sich die Rauchschwalben dort nicht mehr richtig wohl. Trotzdem ging ihre Population nicht so stark zurück wie die der Mehlschwalben: Sie verringerte sich in den letzten Jahren nur um etwa ein Fünftel.

Auch wenn die Vögel derzeit nicht mehr brüten, übernachten sie nach wie vor in ihren Nestern. Sie sammeln sich auf Stromleitungen und bereiten sich ganz aufgeregt auf ihren demnächst anstehenden Flug gen Süden vor. Dabei überqueren sie das Mittelmeer und die Sahara und legen dabei nicht selten mehrere Tausend Kilometer mit verschiedenen Non-Stop-Etappen zurück. th

Bild: Über das schwalbenfreundliche Gebäude freuen sich (von links): Dr. Günther Schleussner (Umweltzentrum), Thomas Schmidt (LBV), Sabine Kremkus (LBV), Hartmut Himmelein (Nabu) und Roland Franz (Nabu).

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