Nach milden Wintern besteht die Besorgnis, dass sich Zecken stark ausbreiten. Mit den Plagegeistern rücken dann verstärkt Krankheiten in den Mittelpunkt, die sie übertragen können.
Sie sind klein, lauern im hohen Gras und übertragen heimtückische Krankheiten: Zecken. Zu Beginn des Jahres wurde von Fachleuten darauf hingewiesen, dass nach einem relativ milden Winter die kleinen Krabbeltiere schnell wieder aktiv waren. Die Gefährlichkeit der Achtbeiner (sie gehören zu der Klasse der Spinnentiere und der Milben) resultiert aus ihrer Lebensart – dem Saugen von Blut. In Deutschland gab es ursprünglich rund zwanzig Arten, von denen jede einen speziellen Wirt bevorzugt. Durch die steigenden Temperaturen wandern aus den südlicheren Gebieten allerdings neue, zum Teil deutlich größere Arten ein.
Die Tiere warten entweder im Gras auf einen geeigneten Wirt oder gehen aktiv auf die Jagd. Sobald die Zecke auf einem Menschen gelandet ist, sucht sie sich oft stundenlang eine ideale Einstichstelle. Die Zecken zeigen eine klare Präferenz für etwas feuchte, warme und gut durchblutete, dünne Haut. Sie bevorzugen die Kniekehlen, den Haaransatz, die Leistenbeuge sowie die feine Haut hinter den Ohren. Anschließend beginnen die Beißer mit ihrer Arbeit. Das Blut wird von den Tieren als Nahrungsquelle genutzt. Aufgrund ihrer Lebensweise kommt es dabei häufig zur Übertragung von Krankheitserregern zwischen den Wirten, ohne dass die Zecken selbst erkranken. Für Menschen gefährlich sind vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Hirnhautentzündung, und die Borreliose. Letztere in drei Stadien verlaufende Erkrankung kann verschiedene Organe in jeweils verschiedenen Stadien und Ausprägungen befallen, speziell die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Im dritten Stadium könnte es sich um eine Autoimmunerkrankung mit teils schwerem Verlauf handeln.
Das Gesundheitsamt in Schwäbisch Hall erhält nur selten FSME-Pflichtmeldungen. Im Jahr 2023 waren es sechs Fälle, in diesem Jahr bisher nur zwei. Obwohl der Landkreis zu den Risikogebieten gehört, konnten die Fachleute keinen wesentlichen Unterschied zu den Vorjahren erkennen. Die vorhergesagte FSME-Welle blieb aus. Wie es bei Borrelien aussieht, ist nicht bekannt. In Baden-Württemberg gibt es keine Meldepflicht.
Bei entdecktem Zeckenbefall – unabhängig davon, ob die Zecke noch läuft oder bereits Blut saugt – muss sie möglichst sofort vollständig entfernt werden. Gegen die von Viren ausgelöste FSME gibt es eine gut verträgliche Impfung, die von den Fachleuten vor allem für Kinder dringend empfohlen wird. Ohne Impfung kann es zu grippeähnlichen Symptomen kommen, die sich bis hin zu Koordinationsstörungen, Sprech- und Bewusstseinsstörungen sowie epileptischen Anfällen verschlimmern können.
Die Borreliose wird hingegen von einem Bakterium ausgelöst, gegen das keine Impfung möglich ist. Bei einem Borrelien-Verdacht verordnen Ärztinnen und Ärzte jedoch Antibiotika. Wird die Infektion nicht entdeckt, kann sie sich zu einer multisystemischen Erkrankung entwickeln, die sich auch sehr viel später erst bemerkbar macht.
Nach einem Zeckenbiss erst einmal Ruhe bewahren: Nur ein geringer Teil der Tiere ist überhaupt infiziert und nicht jeder Mensch steckt sich an. Zudem verlaufen viele Infektionen ohne Symptome oder Erkrankung. Bei einer späteren Rötung rund um die Einstichstelle wird empfohlen, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. th