Vor zehn Jahren fand die runderneuerte Bücherei im alten Langenburger Schulhaus eine neue Heimat. Der Geschichts- und Kulturverein sorgt dafür, dass ständig neues Material zum Lesen, Ansehen und Zuhören vorhanden ist.
Die altehrwürde Holztreppe knarzt nach wie vor beim Gang in den ersten Stock. Der Besucher erwartet jeden Augenblick, dass ein Schulkind um’s Eck kommt und das Treppengeländer herunterrutscht. Doch im ersten Stock der alten Schule in der Langenburger Hauptstraße sind heute mehr als 4000 Medien zu finden, die von derzeit 428 Nutzerinnen und Nutzern aus dem Hauptort und der Umgebung eifrig ausgeliehen werden.
Die erste Idee für eine Bücherei kam den Mitgliedern des Geschichts- und Kulturvereins 2002 beim vom Land veranstalteten Kultursommer, erzählt Heide Ruopp. Zusammen mit ihrem 2020 verstorbenen Mann Wilhelm Arnold Ruopp, Luise Cramer und Sabine Schick trieben sie die Gründung der Bücherei voran. Langenburg hatte zwar eine Sammlung von Büchern, sie war aber im damaligen Feriendorf in einem armseligen Zustand – ein neuer Platz musste her. Die Brüder Hans und Karl Schaeff waren von der Idee so begeistert, dass sie das alte Schulhaus, das sich in ihrem Privatbesitz befindet, auf eigene Kosten sanieren ließen und dem Verein kostenlos zur Verfügung stellen. Dort fand nicht nur die Bücherei eine neue Heimat, sondern auch das Stadtarchiv.
Trotzdem musste der Verein noch viel Geld aufbringen, um das Projekt umsetzen zu können: So gab es eine ganze Reihe hochkarätiger Veranstaltungen, beispielsweise eine Lesung des äthiopischen Prinzen Asfa-Wossen Asserate, oder ein Gespräch mit den beiden ehemaligen „Ober-Grünen“ Rezzo Schlauch und Joschka Fischer – der ehemalige Außenminister lernte in der Langenburger Schule das Lesen und Schreiben.
Am 22. Mai 2011 eröffnete die Bücherei dann ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Der Träger ist die Stadt, denn nur dadurch erhält eine Bücherei Unterstützung der Fachstelle des Regierungspräsidiums, betont die Leiterin Sabine Schick: „Mit der Expertise der Fachleute wurden die ersten Bücher, Hörbücher und Filme angeschafft.“ Die Kommune unterstützt den Verein bei den Betriebskosten für die Bücherei und auch bei der Anschaffung neuer Medien.
Die Zeit der Schließung während der Corona-Pandemie nutzte das Büchereiteam, um die Ausleihe über OPAC (Online Public Access Catalogue, öffentlich zugänglicher Online-Katalog) ins Internet zu bringen. „Wir benötigten die Zeit der Schließung, um unsere Medienliste in das neue System zu übernehmen“, berichtet Sabine Schick. „Parallel zu den normalen Öffnungszeiten wäre das nicht möglich gewesen.“ Nun können die Nutzerinnen und Nutzer seit Mai den Katalog im Internet durchsuchen, sich Medien reservieren und sie dann in der Bücherei abholen. Die Kosten für das erste Jahr übernahm die Familie zu Hohenlohe-Langenburg über ihre Windpark-Stiftung. Seitdem ist die Bücherei auch an die Onlineausleihe Heilbronn-Franken angeschlossen. Dort können die Medien online ausliehen werden.
In Kooperation mit der VHS finden das ganze Jahr über Veranstaltungen für Jung und Alt rund ums Buch statt. Dem Team ist es wichtig, schon Kinder ans Lesen heranzuführen und sie mit dem entsprechenden „Lesestoff“ zu versorgen. So gibt es beispielweise eine Kooperation mit der Grundschule Langenburg.
Heide Ruopp freut es, dass sich aktuell neun Menschen für die Bücherei ehrenamtlich engagieren, das Veranstaltungsprogramm erstellen und die Ausleihe organisieren, „dafür bin ich grenzenlos dankbar“. Den Mitgliedern des Teams ist es wichtig, neue Bücher kennenzulernen und den Schatz des Lesens an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Dieses Alter ist dann auch die Haupt-Zielgruppe der Bücherei.
Durch die Einschränkungen der Pandemie trat das zehnjährige Jubiläum etwas in den Hintergrund: Es sind keine besonderen Veranstaltungen geplant. Leiterin Sabine Schick wünscht sich für die Zukunft, dass trotz Onlineausleihe der Standort erhalten bleibt und die Kinder somit eine Anlaufstelle haben, wo sie Bücher zum Anfassen finden. th
Foto: Das Team der Langenburger Bücherei vor der alten Schule (von links): Doris Kunz, Heide Ruopp, Andrea Wolz, Luise Cramer, Maik Reimann und Sabine Schick. Es fehlen Axel Dittrich, Friedemann Haug und Andreas Schmelz.