In Langenburg gibt es Befürchtungen, dass das Freibad auf Dauer finanziell nicht mehr zu halten ist. Bei einer Informationsveranstaltung legte die Stadtverwaltung die aktuelle Situation dar.
Die Stadthalle war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor Beginn der Veranstaltung herrschte gespannte Erwartung unter den rund 250 Interessierten. Bürgermeisterin Petra Weber informierte zunächst über die rechtliche Situation der Gemeinden: „Die Kommunen sind die eierlegende Wollmilchsau und für viele Aufgaben zuständig und verantwortlich.“ Land und Bund hätten sie mit vielen Aufgaben überhäuft, aber keine Regelungen zur Finanzierung getroffen. „Wir haben kein Geld mehr für das, was wir alles machen müssen.“
Gerade in Langenburg sei die finanzielle Situation angespannt. „Wir laufen Gefahr, nicht mehr handlungsfähig zu sein.“ Bis 2027 habe die Stadt von der Kommunalaufsicht Hausaufgaben bekommen: Prioritäten müssten gesetzt, Konzepte erarbeitet und realisiert werden, um von der horrenden Pro-Kopf-Verschuldung von derzeit 4.469 Euro herunterzukommen, erklärte die Bürgermeisterin. „Wenn wir das nicht schaffen, sind wir nicht mehr Herrin des Verfahrens.“ Als ein Punkt zur Lösung der Finanzprobleme werde von den Beratern immer wieder die Schließung des Freibades genannt. „Das wollen wir natürlich nicht.“
Das 1977 erbaute Bad mit seiner 50-Meter-Bahn ist in die Jahre gekommen, einiges muss saniert werden. Die Verwaltung rechnet mit Kosten von rund drei Millionen Euro. Fördermöglichkeiten seien derzeit nicht in Sicht, da die Behörden davon ausgehen, dass Langenburg nicht einmal den Eigenanteil aufbringen könne, berichtete Petra Weber. Unterm Strich bleibe für den Betrieb des Freibades ein Defizit von rund 160.000 Euro pro Jahr. Diese Summe entspreche in etwa den Personalkosten. „Die Lage ist ernst“, resümierte die Bürgermeisterin.
Das Bad wird gut angenommen: In den vergangenen elf Jahren besuchten durchschnittlich 35.000 Leute die Freizeiteinrichtung – darunter auch 2016, als das Bad wegen Hochwasserschäden zeitweise geschlossen war, und die beiden Corona-Jahre. In den letzten Monaten fragten die Verantwortlichen nach dem Wohnort der Besucher – nur 24 Prozent der Schwimmerinnen und Schwimmer kamen aus Langenburg, der Rest aus den umliegenden Orten. Aus Gerabronn fanden beispielsweise 6480 Personen (rund 22 Prozent aller Gäste) den Weg ins Nachbarbad. Betrug der jährliche Zuschuss der Gemeinden in den Vorjahren noch 35.000 Euro, beteiligten sie sich 2023 nur noch mit 17.000 Euro an den Betriebskosten.
Vor 20 Jahren stand eine Schließung schon einmal zur Diskussion, damals gründeten sich die Freibadfreunde, deren heute 537 Mitglieder die Gemeinde mit ehrenamtlicher Arbeit unterstützen: Erst kürzlich haben sie den Grünbereich zurechtgestutzt. Damals wurde auch die Wärmeversorgung umgestellt: Mit der Abwärme des nahe gelegenen Mawell Resorts von Wolfgang Maier wird das Freibad kostenlos auf angenehme 27 Grad geheizt – ein weiterer Grund für die hohe Attraktivität des Bades.
Bürgermeisterin Petra Weber will das Bad in andere Hände geben: Die Vorsitzenden der Freibadvereine Geifertshofen, Gelbingen und Goldbach berichteten von ihren Erfahrungen und machten den Anwesenden Mut, einen ähnlichen Schritt zu gehen und das Bad als Verein zu betreiben. „Es funktioniert, man braucht nur Leute, die hinter dem Konzept stehen und es vorantreiben“, lautete ihr Fazit. Ähnlich sah es Petra Weber: „Die umliegenden Gemeinden haben insgesamt 20.000 Einwohner, da müsste das doch zu schaffen sein“.
Nach der Veranstaltung kritisierten einige Besucherinnen und Besucher, dass die Gemeinde es verpasst habe, sofort engagierte Menschen für die Mitarbeit in einem noch zu gründenden Verein zu gewinnen: „Die Leute hätten sich gleich in eine Liste eintragen sollen“, hieß es. „Dann hätte es schon einen Grundstock an Interessierten gegeben.“ th