Freiwillige präparieren in Blaufelden spiegelglatte Fläche für Schlittschuhläufer
Silberne Kufen gleiten übers Eis, schneiden Linien in die glänzende Fläche. Ihr kratzendes Geräusch braust durch die klirrend kalte Luft. Schlittschuhlaufen ist ein Spaß für Jung und Alt. Möglich machen’s in Blaufelden die Eiskratzer, eine Gruppe engagierter Privatpersonen. Bei knackigen Minusgraden wandeln sie eine Wiese in eine Eisbahn um und sorgen dafür, dass alles glattläuft.
Die Eiskratzer führen die Leute aufs Glatteis – im positiven Sinne: Das rührige Team verschafft Schlittschuhläufern die Gelegenheit, ihre Bahnen zu ziehen, Eishockey zu spielen oder Figuren auszuprobieren. Die Fläche im Industriegebiet West entspricht mit 1800 Quadratmetern in etwa der Größe eines Eishockey-Spielfelds. Dahinter steckt eine Menge ehrenamtliche Arbeit von einem halben Dutzend Personen und weiteren Helfern.
Die Idee entstand beim gemeinsamen Eishockey spielen auf dem Bemberger Blaubach-Stausee. „Angler sahen dadurch die Winterruhe der Fische gestört“, erzählt Hermann Zimmermann (61), einer der Mitspieler. Deshalb wollten die Eishockey-Fans selbst eine Eisbahn anlegen. Bis dort 2005 ihr Puck erstmals übers Feld sauste, dauerte es ein Jahrzehnt. „Man ist voller Euphorie und kriegt viele Nackenschläge“, beschreibt Hermann Zimmermann. Doch alle Probleme löste das Team bravourös.
Für ihr Vorhaben hatten sich die Gemeinde Blaufelden und die Eiskratzer die Ausgleichsfläche eines geplanten Regenüberlaufbeckens ausgeguckt. Sie installierten einen Wasseranschluss, planierten und verdichteten den Platz.
Ein Rohr leitet ihm Regenwasser aus dem Speichersee zu. Damit der Lehmboden nicht austrocknet, muss er auch im Sommer geflutet werden. Dann wachsen dort verschiedene Feuchtwiesen-Pflanzen. „Grundstückspflege ist ganzjährig nötig“, erläutert Hermann Zimmermann. Der pensionierte Polizist betont: „Wir machen das nicht nur für uns, sondern für alle. Uns ist das Eislaufen allgemein wichtig.“
Mehrere Firmen unterstützten die Eiskratzer bei ihrem Vorhaben. Das ermöglichte den Bau einer Hütte, in der sich die Besucher bequem ihre Schlittschuhe anziehen können. Zwei ausrangierte Kirchenbänke dienen als Sitzgelegenheit.
Tagsüber bewegen sich überwiegend Jugendliche, Mütter und Kinder über die Fläche. Hermann Zimmermann schätzt, dass bis zu 120 Leute gleichzeitig Platz haben. Am Abend spielen die Eiskratzer und ihre Freunde Eishockey, bei angeknipstem Flutlicht. Wenn die Voraussetzungen passen, findet ein Eiskratzerfest statt, an dem es Glühwein, Waffeln und Bratwürste gibt. Ansonsten bringt jeder Besucher seine Verpflegung selbst mit.
Kufen, die übers Eis flitzen, erzeugen Abrieb. Mit Schippen und einer Eismaschine hält das Team die Fläche sauber. „Sonst gibt’s raues Eis“, erklärt Hermann Zimmermann. Zusammen mit weiteren Mitstreitern spritzte er in der vergangenen Saison jeden Abend neues Wasser darauf. Die Wassertiefe beträgt bis zu
15 Zentimeter. Er sagt: „Wenn hier mindestens sechs Zentimeter gefroren sind, reicht es zum Schlittschuhlaufen.“ Letzten Winter hielt der Zustand vier Wochen an. Die Besucher kommen aus dem ganzen Altkreis Crailsheim und Umland. Eintritt verlangen die Eiskratzer keinen. Wer möchte, kann spenden. Das Geld fließt in Investitionen rund um die Eisbahn. Für einen der nächsten Winter wollen die Eiskratzer rundum eine Bande anbringen. Die Bretter liegen schon parat.
Wenn das Thermometer drei Nächte hintereinander minus acht Grad angezeigt hat, ist es in der Regel soweit: Dann machen die Eiskratzer die Eisbahn bereit für den spiegelglatten Spaß.
Info: Die Eisbahn in Blaufelden ist über die Rudolf-Diesel-Straße zu erreichen. Etwa 300 Meter bevor die Straße endet, zweigt auf der rechten Seite ein Weg ab, der zur Eisbahn führt. Sie liegt hinter einer Fichtenreihe. Das Betreten des Geländes und der Eisfläche geschieht auf eigene Gefahr. Neuerdings ist der aktuelle Stand im Internet einsehbar: www.eisplatz-blaufelden.jimdo.com. (sab)