Verena Leuze produziert Videos mit Yoga-Übungen und stellt sie allen Interessierten im Internet kostenlos zur Verfügung. Die Elpershofenerin schließt damit eine Lücke.
An einem See in Hohenlohe, auf einer Hinterhofterrasse in Berlin, in der eigenen Wohnung oder auf dem Dachboden in der elterlichen Mühle in Elpershofen bei Gerabronn – Verena Leuze findet immer einen Platz für ihr Power-Yoga-Workout. Und das Schöne daran ist, dass sie die ganze Welt kostenlos daran teilhaben lässt, weil die 30 bis 100 Minuten langen „Klassen“ als Videos auf Youtube bereitstehen.
Über 12.600 Menschen haben den Kanal der 23-Jährigen abonniert. Das beliebteste Video ist ein Yoga-Vinyasa-Flow, den schon mehr als 78.000 Besucher angeschaut haben. „Während der Corona-Pandemie fehlten mir die passenden Online-Angebote“, erzählt Verena Leuze. „Dann habe ich angefangen, eigene Übungen zusammenzustellen und sie auf Youtube hochzuladen.“
Die Elpershofenerin hat jahrelang fünf bis sechs Tage in der Woche Ballett gemacht. Um fitter zu werden, suchte sie einen Ausgleich und stieß 2014/2015 auf Yoga. Sie dachte, dass die aus Indien stammende, ursprünglich philosophische Lehre vor allem spirituell wäre. „Die Übungen waren mir zunächst fremd.“ Doch bei näherer Betrachtung und den ersten Videos, die sie auf Youtube gesehen hatte, fand sie Gefallen am Training: Die einzelnen Elemente sind fließend und dynamisch, es gibt wiederkehrende Übungen und immer wieder etwas Neues. Die einzelnen Teile werden nacheinander, oft im Atemrhythmus ausgeführt – es gibt kaum Pausen, ein Teil geht in den anderen über.
Nach einem längeren Urlaub in Südostasien, bei dem sie verschiedene Yoga-Richtungen kennengelernt hatte, fand sie ihren eigenen Stil: das Power-Yoga. Dabei werden die einzelnen Übungen sehr kraftvoll ausgeführt, „das ist fast schon ein Workout“, charakterisiert sie die einzelnen Elemente. Dazwischen gebe es immer mal wieder entspannende Phasen. Zurück in Deutschland suchte sie an ihrem Studienort Berlin entsprechende Angebote und probierte sie aus. Im Frühjahr 2020, als die ganzen Yoga-Studios geschlossen hatten, fand sie keine entsprechenden Übungen im Internet, „hier gibt es nach wie vor eine Lücke“. Die 23-Jährige, die sich 2020 eigentlich zur Yoga-Lehrerin ausbilden lassen wollte, sorgte kurzerhand selbst für entsprechenden Input und hat die Lücke geschlossen. Ihre Videos sind aus verschiedenen Elementen zusammengestellt und gliedern sich in drei Teile: Aufwärmen und Ankommen, die Hauptsequenz sowie den Abschluss. „Ich versuche, die einzelnen Klassen wie in einem Yoga-Studio zu kombinieren.“ Die Übungen entstehen, wenn Verena Leuze selbst trainiert, „wenn ich im Flow bin“. Dabei hat sie meistens eine Hauptposition im Kopf, auf die sie mit verschiedenen Übungselementen hinarbeitet.
Das Feedback auf ihre ersten Versuche – unter anderem von ihrem Yoga-Lehrer – war recht positiv und bestärkte sie auf ihrem Weg. In der Zwischenzeit sind über 30 Filme entstanden, die sich vorwiegend an Fortgeschrittene wenden, „es sind auch ein paar kürzere Videos dabei, die für Anfänger interessant sind“.
Da sie kein eigenes Studio zur Verfügung hat und ihre 40 Quadratmeter große Wohnung in Berlin nicht immer für die Videoaufnahmen umräumen wollte, ging sie oft nach draußen, in die freie Natur. Während des Lockdowns war sie die meiste Zeit in Hohenlohe. „Es war schwierig, entsprechende Locations zu finden“, erklärt sie, „denn dort sollte es ruhig sein, da die Filme an einem Stück, ohne Schnitt entstehen“.
Um die Videos möglichst professionell zu produzieren, musste die Elpershofenerin in eine entsprechende Ausrüstung investieren, „ich habe schon meinen eigenen, hohen Anspruch an die Qualität“. Zu einer Kamera kamen entsprechende Objektive, Mikrofone für die Nachvertonung und ein entsprechendes Schnittprogramm. Gleichgesinnten rät sie, nur etwas zu machen, „das ihnen wirklich Spaß macht“. Sie müssen dabei jederzeit authentisch bleiben und „sich einfach mal trauen“.
Ihr Hobby-Projekt will die Studentin weiterbetreiben und alle ein bis zwei Wochen ein neues Video ins Netz stellen, „so wie mein Betriebswirtschaftsstudium es erlaubt“. Die Filme sollen kostenlos bleiben und für Fortgeschrittene sein, „die vielen dankbaren Kommentare erfüllen mich“, freut sich Verena Leuze, „und ermuntern mich, weiterzumachen“.
In den nächsten Monaten will sie die Ausbildung zur Yoga-Lehrerin angehen. So könnte sie ihr Studium durch Kurse finanzieren, die sie selbst gibt. „Es macht mir Spaß, andere Menschen anzuleiten, ihnen zu assistieren und sie zu korrigieren“, fasst die 23-Jährige ihre Motivation zusammen. „Der Fokus wird aber weiterhin auf den Videos liegen.“ Ob daraus später einmal ein Beruf wird, weiß sie noch nicht: „Das lasse ich auf mich zukommen und nehme es, wie es sich entscheidet.“ th