Fünf Ferienwohnungen, die im historischen Brauhaus von Schloss Langenburg entstehen sollen, werden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Ein Baustellenbesuch.
Der Bohrhammer dröhnt durch den Gang. Von Zeit zu Zeit poltert lautstark Bauschutt eine Rutsche herunter: In der alten Brauerei und im danebenliegenden, sogenannten Hausknechtbau links neben dem Eingang des Langenburger Schlosses, sind Handwerker zugange: Sie reißen Böden heraus, schlagen den Putz von den Wänden und schauen in die Decken. „Überall kommen morsche Balken zum Vorschein“, erzählt Fürstin Saskia zu Hohenlohe-Langenburg. „Das ist total frustrierend“.
So wurden tragende Holzelemente beim Bau beispielsweise direkt an die Stützwand des Schlossgrabens gestoßen. Da die Steine kalt und nass sind, hat das Holz mit den Jahren stark gelitten. Nun enden die neuen Balken einfach ein paar Zentimeter vor der Wand und ermöglichen damit einen Luftaustausch. „In den neu entstehenden Zimmern müssen wir vor der Mauer eine Verblendung anbringen, damit die Steinwand trocknen kann.“ Auch in den Böden wurden altersschwache Balken gefunden, die ausgetauscht werden müssen, „ein riesiger Aufwand“.
Das ehemalige Brauhaus, das 1835 im Graben des Schlosses gebaut wurde, soll nach 40 Jahren Leerstand als Gästehaus genutzt werden. In den Räumen aßen Queen Elizabeth II. und ihr Gemahl Prinz Philip 1965 bei ihrem Besuch in Langenburg zu Abend, bevor sie mit dem Zug weiterreisten. Die anderen Räume des Schlosses waren damals durch den verheerenden Brand von 1963 noch im Rohbau und konnten nicht genutzt werden.
Fürstin Saskia möchte – neben den schon vier bestehenden Ferienwohnungen im Marstall und im Kutscherhaus – fünf weitere Apartments direkt im Schloss einrichten. Die bisherigen Urlaubsdomizile werden überwiegend kurzfristig an Hochzeitsgäste oder Gäste andere Veranstaltungen vermietet. Nun sollen zusätzlich Unterkünfte für langfristigere Aufenthalte dazu kommen. Über der ehemaligen Brauerei im Schlossgraben und im Hausknechtbau sind dafür Räumlichkeiten mit einem tollen Blick ins Jagsttal vorhanden. Auf drei Etagen entstehen vier Wohnungen mit jeweils zwei und eine mit vier Betten – dazu kommen noch Schlafplätze für Kinder auf der Couch. Insgesamt gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 22 Personen. „Das ist der neue Trend: Eine ganze Familie oder eine Gruppe Freunde will ihre Ferien gemeinsam in einem Haus verbringen“, erklärt Fürstin Saskia. Aus diesem Grund wird es im Erdgeschoss, im Gewölbekeller der ehemaligen Brauerei, einen Gemeinschaftsraum mit Küche für alle Gäste geben, in dem sie sich treffen, zusammen kochen und essen können. Wie der große Raum geteilt werden kann, damit er auch noch für andere Veranstaltungen, wie beispielsweise die Gartentage, zur Verfügung steht, sei noch nicht entschieden.
Der Zugang zu den neuen Wohnungen erfolgt über den Schlossgraben. Dort wird auch eine Terrasse gebaut, die die Gäste nutzen können. „Im Sommer ist es hier schön kühl“, kommentiert sie die Lage. Die vier Stockwerke werden über eine neue Treppe erschlossen: Sie muss aus Gründen des Brandschutzes aus Metall sein und durch das ganze Gebäude führen. Das erfordert starke Eingriffe in die Bausubstanz. So müsse dafür im untersten Stock etwa ein Gewölbe zurückgebaut werden. „Die Vorschriften sind schon enorm“, beschreibt Fürstin Saskia die Situation: Der Denkmalschutz möchte beispielsweise einen Zugang erhalten, der Brandschutz will ihn schließen.
Die Atmosphäre des Gebäudes solle so weit wie möglich bewahrt bleiben, betont Fürstin Saskia: Die Fenster werden innen aus energetischen Gründen verblendet, die historischen Türen und Holzböden werden weiterhin zu sehen sein. „Das macht den Charme der zukünftigen Ferienwohnung aus.“ Wie die anderen Apartments auch, sollen die neuen Unterkünfte mit viel Liebe zum Detail mit möglichst alten Möbeln eingerichtet werden. „Wir überlegen noch, wie die Wohnungen heißen sollen“, erzählt sie. „Vielleicht nennen wir sie nach den alten Burgen und Schlössern, die einmal zu Langenburg gehört haben.“ Bis zum Frühjahr 2025 sollen sie bezugsfertig sein, „ein ehrgeiziger Zeitplan“.
Da die Planungen seit mehr als zwei Jahren laufen, und der Baubeginn durch den großen bürokratischen Aufwand immer wieder verschoben wurde, sind die Kosten deutlich gestiegen. Zwar haben die Fachleute von Kraft + Kraft Architekten aus Schwäbisch Hall schon mit einigen Überraschungen kalkuliert, „sie haben aber auch nicht in alle Decken und Wände schauen können“, betont die Fürstin. Für das Vorhaben seien Zuschüsse des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR) und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gewährt worden, sie bezogen sich allerdings auf die ersten Berechnungen, „die jetzt nicht mehr der Realität entsprechen“.
Dank privater Spenden und der Mittel der Lotterie GlücksSpirale unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Gesamtsanierung des ehemaligen Brauhauses mit 100.000 Euro. „Das Geld wird vorwiegend für Steinmetz- und Zimmererarbeiten eingesetzt“, legt Fürstin Saskia dar. „Der Betrag ist uns eine riesige Hilfe, entspricht aber nur einem Bruchteil der Gesamtkosten.“ th
Foto: Fürstin Saskia zu Hohenlohe-Langenburg erklärt das Bauvorhaben im Graben das Langenburger Schlosses.