Ebbes aus Hohenlohe

Gaststätten bieten für jeden Geschmack etwas

Im Hauptort von Rot am See gibt es noch verhältnismäßig viele Restaurants und Wirtschaften. Die familiengeführten Lokale ziehen vor allem Stammgäste an. 

Die Wirtshaus-Landschaft in Hohenlohe ist in den letzten Jahren eintöniger geworden – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie: Viele Gaststätten fanden keinen Nachfolger, mussten schließen oder haben nur stark eingeschränkte Öffnungszeiten. Ansonsten sind verstärkt Lieferdienste zu finden. Nicht so in Rot am See: Dort gibt es im Hauptort einige etablierte Restaurants und Gaststätten.

„Wir haben die schönste Ortsdurchfahrt der Region“, führt Bürgermeister Dr. Sebastian Kampe aus seiner Sicht den Hauptgrund für die gute Ausstattung mit Lokalen an. „Die Bundesstraße ist die Lebensader für unseren Ort. Hätten wir eine Umgehungsstraße, dann gäbe es keine so ausgeprägte Gastronomie mehr.“ Da ist sich Irmgard Lutz vom Gasthaus Adler nicht ganz so sicher: „Wir haben hier überwiegend familiengeführte Betriebe, die sich jahrzehntelang ihre Stammkundschaft aufgebaut haben.“ Jeder habe seine eigenen Schwerpunkte und viele der Kundinnen und Kunden wechselten auch durch. „Rot am See ist bekannt für gute Gastronomie.“ Im Adler gibt es eine saisonale, regionale Küche und lokale Biere. Jetzt im Sommer steht beispielsweise Kurzgebratenes auf der Speisekarte und im Herbst eher die deftigen Gerichte.

Für Elsbeth Haberstock-Markert von Landgasthof Lamm ist es ein „Phänomen“, dass Rot am See so viele gute Gaststätten und zwei Cafés mit einem breiten Spektrum an Angeboten hat. Dazu komme auch noch ein Lieferservice. „Wir reden miteinander und stimmen beispielsweise die Ruhetage zusammen ab.“ Für sie ist die Regionalität das A und O: Seit 26 Jahren ist das Lamm beim Programm „Schmeck den Süden“ mit dabei, das sich die Vermarktung von regionalen Spezialitäten auf die Fahnen geschrieben hat. Elsbeth Haberstock-Markert bietet dafür Spezialitätenwochen an, beispielsweise gibt es ab dem 9. Juli Hohenloher Kaninchen in verschiedenen Variationen.

Das gute Miteinander lobt auch Matthias Mack vom Landhaus Hohenlohe: „Es gibt bei uns keinen Neid, jeder hat sein eigenes Publikum.“ Er setzt mit seiner hohenlohisch-mediterranen Küche auf eine Leichtigkeit, die bei seinen Gästen Anklang findet. Dazu komme die „ernstgemeinte Herzlichkeit“ des gesamten Teams. „Die schwierige Corona-Zeit hat uns zusammengeschweißt, darum haben wir nach wie vor einen großen Stamm an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“

Die hochwertigen Gerichte haben ihm seine Reputation verschafft, die vor allem beim Catering gefragt ist. „Wir beliefern sehr viele Veranstaltungen außer Haus, das können wir ganz gut“, betont der kreative Koch. „Hier kommt vor allem unsere Flexibilität an.“ Jede Gesellschaft bekomme genau die Speisenfolge, die sie wünscht und die zu ihr passt, „gerne auch mit Anleihen von ausländischen Küchentraditionen.“

Das Geheimnis des Erfolgs ist für Nicole Hengster vom Gasthaus zum Rössle die persönliche Einstellung: „Gastronomie muss man leben.“ So bezeichnet sie sich als „Wirtin mit Herz und Seele“ und ihr Mann Wolfgang sich als „Koch aus Leidenschaft“. Aus diesem Grund bieten die beiden 35-Jährigen eine traditionelle deutsche Küche an, „das wird für die meisten Familienfeiern gewünscht“, die im eigens renovierten, rustikalen Gewölbekeller stattfinden können. Mit dieser Haltung haben sie sich eine Stammkundschaft aufgebaut, „denn Rot am See lockt nicht so viele Touristen an“, lacht sie.

Wolfgang Hengster wurde vom „Koch-Virus“ in der Kindheit durch die Mithilfe bei seiner Oma infiziert. Dort hat er sich schon in jungen Jahren das Handwerkszeug angeeignet und seine Liebe zum Kochen entdeckt. Zehn Jahre lernte er in verschiedenen Häusern das Kochen und verfeinerte seinen Stil. 2012 zog es ihn wieder in das heimatliche Rot am See und er eröffnete das frisch sanierte, familieneigene „Rössle“ neu. Nicole Hengster ist gelernte Bürokauffrau mit Hang zur Natur, darum hat sie sich zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen. „Unsere Verbundenheit mit der Natur ist unsere gemeinsame Basis.“ So zeigt sie ihren Gästen, welche Kräuterschätze Feld, Wald und Wiesen bereithalten und ihr Mann stellt anschließend die entsprechenden Gerichte zum Probieren vor.

Darum war es nur konsequent, dass in ihrem rund ein Hektar großen Garten hinter dem Haus Kräuter, Obst und Gemüse wachsen, die in der Küche des Rössles verarbeitet werden. „Wir nutzen nur die Zutaten, die gerade regional verfügbar sind, entweder aus eigenem Anbau oder von den Weckelweiler Gemeinschaften.“ Diese Auswahl sei wichtig, „denn frische Kräuter, Obst und Gemüse schmecken einfach anders“.

Der Schwerpunkt an familiengeführten Gasthäusern in Rot am See sei ein Vorteil, findet Irmgard Lutz vom Gasthaus Adler: „Wir identifizieren uns mit unserm Lokal und wollen etwas Ordentliches ’rüberbringen.“ Aber auch ein Risiko, wie Matthias Mack vom Landhaus Hohenlohe betont: „Wenn die jetzigen Inhaber keinen Nachfolger finden, dann ist meistens Schluss.“ Einen Betreiber zu finden, der das Haus weiterführt, sei nicht so einfach.

Durch den guten Ruf von Rot am See als Ort mit einer intakten Gastronomie sollte das aber in Zukunft möglich sein. th

Bild: Nicole Hengster vom Gasthaus zum Rössle in Rot am See sind frische Kräuter und selbst angebautes Gemüse wichtig, „das schmeckt einfach anders“.

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