US-Präsident Donald Trump verunsichert Unternehmen weltweit. Auch Anleger sind orientierungslos, die Kurse sind flatterhaft. Und in Hohenlohe? Hier scheint Ratlosigkeit zu herrschen.
Es sollte ein „Tag der Befreiung“ werden, als US-Präsident Donald Trump Anfang April neue Zölle ankündigte: Nicht einzelne Produkte sollen bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten verteuert werden, sondern alle Waren aus bestimmten Ländern. Die zum Teil pauschalen Strafzölle sollen „Gegner“ treffen, die die USA bisher „ausgebeutet, geplündert, gebrandschatzt und vergewaltigt“ hätten. Expertinnen und Experten befürchteten von Anfang an schwere Verwerfungen für die Weltwirtschaft – und behielten Recht.
Die Börsenkurse stürzten ab und Kleinanleger rund um den Globus bangten um ihre Ersparnisse: Gerade in den USA sorgen Verbraucherinnen und Verbraucher mit Aktien für ihr Alter vor. Ziel der Zollpolitik sei es, erklärte Trump, dass Unternehmen wieder mehr in den USA produzieren und damit Arbeitsplätze schaffen. So werde die Wirtschaft insgesamt angekurbelt. Er sprach von einem bevorstehenden „goldenen Zeitalter“. Wenige Tage nach der Zollankündigung setzte der US-Präsident die Zölle jedoch wieder aus. Er scheint auf Verhandlungen zu hoffen.
Bislang haben diese Ankündigungen in der EU und in Deutschland für Verunsicherung und Verwirrung gesorgt: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem turbulenten Umfeld“, heißt es im Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Deshalb treffe die Entwicklung Deutschland zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. „Die Phase wirtschaftlicher Stagnation der vergangenen Jahre ist noch nicht überwunden.“ Auch wenn die Kurse an den Börsen zum Teil wieder kräftig gestiegen sind, ist das Thema noch nicht vom Tisch.
Gerade für die Region Heilbronn-Franken mit ihrem starken Automobil- und Maschinenbau und ihren exportorientierten Unternehmen seien diese Ankündigungen „eine Katastrophe in einer wirtschaftlich ohnehin schweren Zeit, auch wenn wir damit gerechnet haben“, kommentierte IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann. Die Unternehmen hätten bereits in der Vergangenheit auf diese restriktive Außenwirtschaftspolitik mit verstärkten Investitionen in den USA reagiert, aber: „Das geht zulasten des hiesigen Standorts und wird nicht verhindern, dass unsere Unternehmen hart getroffen werden.“ Für die IHK-Präsidentin ist es wichtig, dass auf nationaler und europäischer Ebene „schnell und entschlossen“ gehandelt wird: „In Deutschland muss die künftige Regierungskoalition alles unternehmen, um die Wirtschaft in dieser global äußerst angespannten Situation zu entlasten.“ Mit der Ankündigung der Zölle sei aber klar: „Den geordneten freien Welthandel, wie wir ihn gewohnt sind und wie er auch unserer Region wirtschaftliche Stärke und Wohlstand gebracht hat, haben die USA als wichtigster Absatzmarkt unserer Produkte aufgekündigt“, betont Kirsten Hirschmann.
In Hohenlohe ist die Irritation über die neue Handelspolitik deutlich zu spüren: Eine nicht repräsentative Umfrage dieser Zeitung bei einigen Unternehmen in der Region zeigt, dass sich viele noch keine abschließende Meinung über die Auswirkungen der Zölle auf ihr Geschäft gebildet haben. Sie wollen sich nicht öffentlich äußern oder befürchten, dass ihre heutigen Aussagen morgen schon überholt sein könnten. Nur Markus Ströbel, Gesellschafter und Vorstand bei Bausch und Ströbel in Ilshofen, lässt sich zitieren: „Als international aufgestelltes Unternehmen beobachten wir die handelspolitischen Entwicklungen sehr genau und bereiten uns auf unterschiedliche Szenarien vor. Dank unserer flexiblen Strukturen und weltweiten Präsenz sind wir gut aufgestellt, um mögliche Auswirkungen abzufedern – auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilt werden kann, in welchem Maß wir tatsächlich betroffen wären.“ Strafzölle sieht er als problematisch an, denn „grundsätzlich stellen protektionistische Maßnahmen wie Zölle eine Herausforderung für den freien Handel dar. Wir analysieren kontinuierlich mögliche Auswirkungen auf unsere Lieferketten und Exportaktivitäten und prüfen entsprechende Optionen, um die Versorgungssicherheit für unsere Kunden weltweit aufrechtzuerhalten.“
Doch der Ilshofener Verpackungsmaschinenhersteller sieht sich gut gerüstet: Neben dem Hauptsitz in Ilshofen unterhält das Unternehmen eine Niederlassung in Branford im US-Bundesstaat Connecticut. „Unsere Standorte in Deutschland und den USA sind ein zentraler Bestandteil unserer langfristigen Unternehmensstrategie. Wir sehen derzeit keinen Anlass zur Sorge. Stabilität und Verlässlichkeit für unsere Mitarbeitenden sind uns sehr wichtig – unabhängig von kurzfristigen politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen“, betont Markus Ströbel.
Für Unternehmen wird die Situation nicht einfacher: US-Präsident Donald Trump überrascht die in- und ausländische Wirtschaft fast täglich mit neuen Ankündigungen. So soll es eine „Zollausnahme“ für Elektronikprodukte wie Smartphones, Laptops und Fernseher geben, die überwiegend in Ostasien hergestellt werden. Sie wären dann zwar nicht vom 145-prozentigen Zoll auf chinesische Waren betroffen, aber immer noch vom 20-prozentigen „Basiszoll“. th