Jahrmillionen Kirchberger Stadtgeschichte werden im Sandelschen Museum sichtbar. Mehrmals im Jahr gibt es Sonderschauen rund um die Themen Geologie, Archäologie, Historie und Kunst – die nächste beginnt Ende März.
Das Sandelsche Museum ist ein Haus, das voller Geschichte steckt: In dem 1748 als Lateinschule errichteten Gebäude in der Altstadt haben Stücke ihren Platz gefunden, die unmittelbar mit dem ehemaligen Residenzstädtchen der Kirchberger Fürsten zu tun haben. Der Museums- und Kulturverein mit seinem Vorsitzenden Ralf Martius kümmert sich seit 1980 um die Bewahrung und die museale Präsentation der Ausstellungsstücke.
Sowohl die Bandbreite der gezeigten Exponate als auch deren Alter ist groß: In der letzten Sonderausstellung des Arbeitskreises Geologie/Archäologie „Saurier und ihre Beute“ wurden Versteinerungen aus der Muschelkalkzeit (243 bis 235 Millionen Jahre alt) gezeigt. Dabei legten die Ausstellungsmacher ein besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Kauwerkzeuge der Saurier und deren Hinterlassenschaften: riesige Schädel mit Zähnen sowie Koprolithe (Kotsteine) zeigten, welche Nahrung die Tiere zu sich genommen haben. Die Sonderausstellungen, die von Museumsleiter und Töpfer Stefan Fitzlaff gestaltet werden, wechseln zwischen den Themen Geologie/Archäologie, Stadtgeschichte und Kunst. Die nächste ab Ende März 2022 wird sich dem Künstler Hans Emil Braun-Kirchberg widmen. Dem talentierten Maler und Radierer gelang es Anfang des 20. Jahrhunderts nicht, von seiner Kunst zu leben. Das Museum bewahrt wesentliche Teile des Nachlasses auf und präsentiert sie in einer eigenen Schau.
Im Keller des Barockhauses, das direkt auf den Felsen gebaut wurde, ist die „Kirchberger Verwerfung“ zu sehen. Vor rund 20 Millionen Jahren gab es eine plattentektonische Verschiebung, die noch heute als messerscharfer Schnitt durch das Gestein zu sehen ist. Und gleich nebenan hat der älteste Kirchberger seinen Platz gefunden: ein 250.000 Jahre altes Waldnashorn, dessen Knochen auf der Gemarkung entdeckt wurden.
Die Sammlung der eigentlichen Stadtgeschichte reicht von den Ursprüngen der Burg im Mittelalter, über die Blütezeit als Residenzstadt bis hin zur württembergischen und zur Neuzeit. Viel Platz werden den drei Stiftern, dem Namensgeber Theodor Sandel als Großbürger und Nordafrikareisender, dem Ehepaar Schaeff-Scheefen mit seinem literarischen Erbe und den Trophäen des Kolonialoffiziers Kurt Freiherr zu Crailsheim-Rügland, eingeräumt. Der aus Gaggstatt stammende Staatsrechtler und Historiker August Ludwig von Schlözer, der Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem die Geschichte Russlands erforschte, wird ebenso im Museum gewürdigt.
In der frei zugänglichen Bibliothek sind viele Archivalien rund um das Thema Kirchberg zu finden. Auch darf ein im Original erhaltenes Klassenzimmer der ehemaligen Schule nicht fehlen. Die Sammlung an Bildern von akademischen und Freizeitmalern repräsentiert viele Jahrzehnte der Kunstgeschichte, darunter Werke des Malers und Radierers Hans Emil Braun. Die vielen Motive aus Kirchberg und der Umgebung dienen Interessierten als gutes Anschauungsmaterial für die unterschiedlichen Malrichtungen.
Ralf Martius ist seit zwei Jahren Vorsitzender des Vereins und mit der Entwicklung sehr zufrieden, „es läuft sehr gut“. Der Geschichts- und Geografielehrer hat viele Kontakte und kann so auch Leihgaben für Ausstellungen organisieren, „ich weiß, was in der Region läuft“. Die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder wird von der Stadt Kirchberg finanziell unterstützt, sie sorgt unter anderem dafür, dass die Sonderausstellungen möglich sind. „Wir haben eine reiche Geschichte und tolle Arbeitskreise“, erzählt Ralf Martius, „es wäre schade, wenn wir das nicht nutzen würden und in Sonderausstellungen zeigen“.
Die derzeit noch überwiegend klassische und statische Präsentation, soll nach dem Wunsch des Vorsitzenden zusammen mit der Jugendgruppe des Vereins („Jugend macht Museum“ JuMaMu) und dem Geschichtsarbeitskreis der Schloss-Schule behutsam modernisiert werden. So werden die Besucherinnen und Besucher in manchen Räumen schon von Tiergeräuschen begrüßt, sobald sie eintreten.
In den Depots unter dem Dach des Sandelschen Museums schlummern noch viele Ausstellungsstücke, die in Zukunft in einer neuen Präsentation gezeigt werden könnten, berichtet Ralf Martius von den Plänen: Die Afrikasammlung werde derzeit von Experten begutachtet. Das Ergebnis könnte in den nächsten Jahren die Räume des Museums bereichern. „Wir sind das einzige Museum in der Region, das viele Materialien aus der Kolonialzeit besitzt.“ Auch seien viele interessante Geschichten aus Kirchberg zu erzählen, beschreibt der Lehrer die weiteren Überlegungen: Der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und Offizier Friedrich Gustav Jaeger etwa wurde in Kirchberg geboren und verbachte einige Jahre in Hohenlohe. Dafür möchte Ralf Martius sein Netzwerk nutzen, denn „wir zeigen unsere Schätze gerne“. th