Ein einst weltbekannter Maler hat seine Wurzeln in Hohenlohe: Georg Arnold-Graboné nannte sich nach seinem Heimatort Gerabronn. Er ist für seine eindrucksvollen Gebirgsbilder bekannt, die er in seiner charakteristischen Spachteltechnik ausführte.
Im Internet auf Seiten von Kunstauktionshäusern und Internetplattformen werden die Bilder mit den typischen Gebirgslandschaften immer noch zwischen 500 und 9000 Euro gehandelt: Georg Arnold-Graboné hatte seine Hochphase von den 1930er bis hinein in die 1960er Jahre – damals war er einer der bekanntesten deutschen Maler. Viele Bilder hängen auch heute noch in den Wohnstuben der Gerabronner, denn es gehörte zum guten Ton, einen echten „Graboné“ zu besitzen.
Hineingeboren in eine höhere Beamtenfamilie in München kam der fünfjährige Georg Arnold 1901 nach Gerabronn, die Heimat seines Vaters, der schon früh starb. Im Hohenlohischen erlebte er ernste und heitere Tage – die schwierige wirtschaftliche Situation der Familie war das eine, die unbeschwerte Jugend das andere. Nach der Grundschule besuchte er die Lateinschule in Langenburg und schon früh gerierte er sich als Lausbub, wie es Manfred Wankmüller, der ehemalige Chefredakteur des Hohenloher Tagblatt, in einem Aufsatz 1971 zum 75-jähren Geburtstag des Malers in vielen Episoden beschrieb.
„Der Onkel Schorsch war ein echtes Schlitzohr“, bestätigt heute seine Nichte, Christine Barz. Die Gerabronnerin erinnert sich bewusst an Georg Arnold-Graboné seit den 1960er Jahren, als er schon ein bekannter und erfolgreicher Maler war. „Er war ein ganz normaler Verwandter, wenn er zu Besuch war.“ Im Rückblick erinnert sie sich an den einen oder anderen Schabernack, den er getrieben hat. Oder an seine Freunde, oft bekannte Zeitgenossen, was ihr damals, als junges Mädchen gar nicht so bewusst war.
Georg Arnold-Graboné schloss seine Schulzeit in Schwäbisch Hall ab, wo auch seine zeichnerische Begabung auffiel. Nach dem Abitur durfte er aus diesem Grund nach München auf die Akademie. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich der 18-Jährige wie viele seiner Altersgenossen begeistert zum Kriegsdienst. In seiner Einheit war auch Adolf Hitler. Es geht die Legende, dass der damalige erfolglose Maler und spätere deutsche Diktator Graboné darin bestärkte, nach den Krieg den künstlerischen Weg weiter zu verfolgen.
Ende der 1920er Jahre feierte der Gerabronner seine ersten Erfolge. Er kombinierte die für ihn charakteristische Spachteltechnik mit eindrucksvollen Landschaftsmotiven: meist Bergpanoramen mit einer alten Hütte oder einem Holzkruzifix, später kommen Meeresbilder hinzu – Porträts sind nur wenige bekannt. Der Maler war sehr produktiv, seine Motive trafen den Zeitgeist und Ausstellungen auf der ganzen Welt zeugten davon. Die Spachteltechnik gab den Landschaften einen dreidimensionalen Charakter und die impressionistische Lichtführung betonte die Stimmung in der Natur.
In dieser Zeit wurde ein Nebengebäude auf dem Buchhof bei Starnberg zu seinem künstlerischen Zentrum, „kein spektakuläres Haus, sondern eigentlich ein Bauwerk, das seinen Herrn so ganz und gar verkörpert“, schrieb Manfred Wankmüller. Während des Dritten Reichs war Graboné zunächst Polizeichef in Starnberg und musste später in den Krieg ziehen. In der britischen Gefangenschaft wurde schnell bekannt, wer der ehemalige Soldat war und er durfte Militärangehörige porträtieren.
Nach dem Krieg bekam er 1951 hohen Besuch: Eine Militärkolonne hielt eines Tages vor seinem Atelier und NATO-General Dwight D. Eisenhower stieg aus. Der Hobbymaler wollte den Künstler hinter den beeindruckenden Bildern und der einmaligen Technik kennenlernen. Daraus entwickelte sich zunächst eine herzliche Lehrer-Schüler-Beziehung und später eine innige Freundschaft. Georg Arnold-Graboné war zu Gast im Washingtoner Weißen Haus und verlangte dort – ganz Schlitzohr – ein Leberwurstbrot und bekam es auch. Einen weiteren Politiker lernte er auf diese Weise kennen, den britischen Premierminister Winston Churchill. Sie malten sechs Wochen gemeinsam in einer einsamen Hütte auf der Isle of Man in der Irischen See.
Diese Kontakte führten in den folgenden Jahren zu weiteren Ausstellungen in Nordamerika. Grabonés Bilder hingen auch im Hause der Kennedys, beim Schah von Persien und in den Privaträumen des japanischen Kaisers.
„Dies war alles kein Thema bei uns“, erzählt die Nichte Christine Barz. Wenn der Onkel kam, legte er großen Wert auf ein gutes Vesper – er liebte Schinkenwurst – und genoss die Zeit, die er mit seiner Familie verbringen konnte. Er verschenkte gerne seine Bilder, sodass die Wände bei Familie Barz einer Galerie gleichen. Darunter, laut Christine Barz, eines der ersten Bilder, das er in Spachteltechnik ausführte. Und sie besitzt auch eines seiner letzten Werke, eine Tuschezeichnung, die er kurz vor seinem Tod auf dem Bett liegend malte.
In den letzten Jahren ist es still geworden um den berühmten Gerabronner Maler. Dr. Volker Schenk aus Ettenhausen ist als Alpinist ein großer Fan der Landschaftsgemälde von Georg Arnold-Graboné. Er hat sich in seine Biografie eingelesen und bedauert es sehr, dass es lange keine Ausstellung des Künstlers in seiner Heimat gegeben hat.
Foto oben: Eines der ersten Bilder, die Georg Arnold-Graboné in Spachteltechnik gemalt hat: „Im wilden Kaiser“.