In der kleinen Bienenschule in Billingsbach zergeht der Unterricht wie Honig auf der Zunge.
Ohne Bienen sähen die Supermarktregale ziemlich kahl aus. Sie bestäuben Obstbaumblüten sowie Gemüsepflanzen und spielen damit für die Ernährung der Menschen eine wichtige Rolle. Mit den gestreiften Insekten kennen sichdie Imkerinnen Liane Horlacher und Fabienne Sawitzki bestens aus. Sie möchten ihr Wissen weitergeben und haben in Billingsbach „Die kleine Bienenschule“ gegründet. Hier erfahren Kindergarten-, Schüler- und Erwachsenen-Gruppen mit allen Sinnen, wie es in einem Bienenstock zugeht.
Schon gehört? Für ein Glas Honig legen Bienen insgesamt etwa 120000 Kilometer zurück. Die fleißigen Flügelträgerinnen verdienen eine hohe Wertschätzung. Das finden auch Liane Horlacher (41) und Fabienne Sawitzki (33). „Die kleine Bienenschule“ heißt in den Frühlings- und Sommermonaten Gruppen von zehn bis etwa 25 Personen willkommen. Anmeldung unter Telefon 07952/926218. Letztes Jahr riefen sie „Die kleine Bienenschule“ ins Leben. Seither ist die Region um eine Attraktion reicher. Die sympathischen Freundinnen sitzen bei Kaffee und Honigbroten am Frühstückstisch und erzählen, wie es dazu kam. Beide arbeiten bei der Firma Dehner – Bienenwohnungen aus Hohenlohe, die Imkereibedarf anbietet. Aus Interesse meldeten sie sich zu einem Kurs des Bezirksimkereivereins an. Schon bald nannten die Billingsbacherinnen vier junge Bienenvölker ihr Eigen. Die Tierchen entfachten in ihnen eine große Leidenschaft. Das beobachtete eine Freundin und schlug vor: „Eröffnet doch eine kleine Bienenschule.“ Zu der Idee hatte sie „Die kleine Schweineschule“ in Michelbach an der Heide inspiriert. Liane Horlacher und Fabienne Sawitzki waren begeistert und beschlossen: „Das machen wir!“ Unterstützt von ihren Familien renovierten sie ein älteres Stallgebäude, in dem Gruppen bis zur Größe einer Schulklasse ausreichend Platz haben. Mit viel Liebe tüftelten die Imkerinnen ein Konzept aus, das sich für Kindergartenkinder und die Sekundarstufe genauso eignet wie für Landfrauen. Jede Gruppe erwartet ein maßgeschneidertes Programm, das drinnen und draußen umsetzbar ist. Wie sieht der „Unterricht“ in der kleinen Bienenschule aus? Alles andere als blütenstaubtrocken! Die Teilnehmer entdecken, erleben und erfahren die Welt der Bienen mit allen Sinnen.
Im letzten Sommer luden sie probeweise drei Kindergruppen ein. Die gelernte Erzieherin Fabienne Sawitzki blickt zurück: „Es ist sehr gut gelaufen. Die Resonanz war super.“ Zu den Highlights gehörte ein Spiel, bei dem die Kinder ein Bienenvolk nachahmen. „Jeder durfte in die Rolle einer Biene schlüpfen, die im Stock eine bestimmte Aufgabe hat“, verrät Liane Horlacher. Die Putzbienen sorgten mit kleinen Besen für Sauberkeit, Wächterbienen kontrollierten die ausschwärmenden Pollensammlerinnen. Fabienne Sawitzki berichtet: „Die Kinder waren sehr erstaunt, wie gut diese Arbeitsteilung funktioniert.“
Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Altersklassen begegnen die Billingsbacherinnen mit einem breiten Repertoire. Kindergartenkinder lernen mit Hilfe eines Puzzles das Aussehen der Bienen kennen: Wo sitzen Streifen, Flügel und Fühler? Mit älteren Teilnehmern tauchen sie tiefer in die Materie ein und zeigen ihnen zum Beispiel, wie Stachel und Giftblase funktionieren.
Die Expertinnen haben sich sorgfältig überlegt, wie sie ihre Gäste vor Stichen schützen können. Aus Sicherheitsgründen gewähren sie keinen direkten Kontakt zu den Bienen. Allerdings hat Liane Horlacher einen Schaukasten besorgt, in dem nun ein Kleinvolk lebt. Den verriegeln sie vollständig und entfernen ihn für eine viertel Stunde von seinem eigentlichen Standort. Dadurch haben die Teilnehmer die Chance, echte Bienen aus der Nähe zu beobachten. Wer findet die Königin? Wo stecken die Drohnen?
Selbstverständlich kommen alle auch in den Genuss der Bienen-Erzeugnisse: Auf der Speisekarte stehen Honigkranz, Honigbrot oder Honigwaffeln. Jeder darf zudem etwas Selbstgemachtes mit nach Hause nehmen: An Arbeitsstationen stellen die Teilnehmer Lipgloss aus Bienenwachs her, bauen Insektenhotels oder rühren ein Erkältungsbalsam an. Zum Schluss bekommt jeder Gast einen Stempel. Darauf steht: „Gecheckt! Ich bin jetzt ein Bienenprofi.“
Ihren Erfahrungsschatz weiterzugeben, ist für Horlacher und Sawitzki ein Herzensanliegen. Inzwischen betreuen sie sechs eigene Völker. „Das Honigschleudern ist unser Jahres-Highlight“, sagt Liane Horlacher. Die Imkerinnen entnehmen die Waben und holen Honig heraus, den sie in Gläser füllen. Sie verwenden ihn für verschiedenste Zwecke: als Brotaufstrich, Gesichtsmaske und Medizin. „Mit unserem Honig versorgen wir uns selbst sowie Freunde und Verwandte“, merkt Fabienne Sawitzki an, die momentan eine Fortbildung zur Fachberaterin für Bienenprodukte absolviert. „Uns geht es nicht um den Profit. Es macht uns einfach Spaß.“ Den Freundinnen ist bewusst: Eine einzelne Biene produziert in ihrem vierwöchigen Leben nur etwa einen Teelöffel Honig. Da schmeckt das Honigbrot gleich doppelt so gut. sab