Ebbes aus Hohenlohe

Selbstständigkeit lernen

Die Fröbelschule ist keine Einbahnstraße, sie ist durchlässig 

Die Vorbereitung der Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben ist das Ziel der Lehrer in der Ellrichshausener Fröbelschule. Dadurch eröffnen sich für die jungen Menschen mit geistigem Handicap vielerlei Entwicklungsmöglichkeiten.

Vier Schüler erzählen stolz, was sie gerade gemacht haben: Zunächst die Weihnachtssterne eingepflanzt, den Topf beschriftet und schließlich gegossen. Auf Nachfrage der Lehrerin, warum die kleinen Pflanzen in der Schule bleiben müssen, herrscht zunächst einmal Ratlosigkeit. Bis dann einem Schüler einfällt, warum: „Die Töpfe müssen nachts im Dunkeln stehen, damit sie zu blühen anfangen. Zu Hause brennt abends das Licht.“ Für diese scheinbar einfache logische Schlussfolgerung müssen sich die Schüler der Fröbelschule konzentrieren – sie alle benötigen Unterstützung bei ihrer geistigen Entwicklung. 

Da nicht jedes Kind die gleichen Voraussetzungen hat, wird zusammen mit den Eltern ein individueller Förderplan besprochen. „Unser Ziel ist es, unsere Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten“, erklärt Schulleiterin Hildegard Saur. Dazu gehören die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen genauso wie die Bewältigung des Alltags: Einkaufen, Kochen, Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und kleine Reparaturen. Die
66 Schüler in elf Klassen bringen unterschiedliche Voraussetzungen und Interessen mit. Die Schüler werden annähernd jahrgangsorientiert in der Grund-, Haupt- und Berufsschulstufe unterrichtet. „Durch unsere systematische, maximale Förderung bringen wir die Kinder und Jugendlichen so weit wie möglich.“ Die Schulleiterin betont, dass sie die Schüler in Ellrichshausen nicht „wegschließen“, sondern bei einer entsprechenden Entwicklung gerne auch wieder gehen lassen, „wir sind keine Einbahnstraße“. So  kommt es immer wieder vor, dass Schüler in andere Schulen wechseln.

Die inklusive Beschulung, also den Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit geistigem Handicap in Regelschulen, sieht Hildegard Saur kritisch. „Da wir zu wenige, speziell ausgebildete Lehrer haben, erhalten die Schüler nicht die für sie richtige Förderung.“ Sie setzt auf Außenklassen: Es gibt Klassen an der Grundschule in Satteldorf und an der Karlsberg-Realschule in Crailsheim. „Ihre“ Schüler werden separat unterrichtet, haben aber Kooperationsstunden mit den anderen Schülern: Sie machen gemeinsam Sport, basteln zusammen, musizieren im Chor und begegnen sich in den Pausen. Auch mit weiteren Schulen gibt es eine Zusammenarbeit oder punktuelle Projekte, zum Beispiel mit dem Albert-Schweitzer-Gymnasium. „Das unterstütze ich sehr, es ist für alle Seiten positiv.“ 

Während in der Grund- und Hauptstufe allgemeine Themen im Vordergrund stehen, wird in der Berufsschulstufe zur Vorbereitung auf das kommende Arbeitsleben die Selbstständigkeit weiter intensiv gefördert. Dabei geht es im ersten Jahr verstärkt um die Schlüsselqualifikationen Lern-, Sozial- und Arbeitsverhalten. Auch in dieser Stufe gibt es neben dem geschützten Lernen in Ellrichshausen eine Außenklasse an der Berufsschule in Crailsheim. In verschiedenen Praktika – die von den Lehrern der Fröbelschule begleitet werden – lernen die Schüler zunächst verschiedene Arbeitsfelder kennen, um ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Im zweiten Jahr können sie sich für einen Tätigkeitsbereich entscheiden. Nach der Schule wechseln die Jugendlichen in eine beschützende Werkstätte, manche können auch eine Anlerntätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt antreten. th

 

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