Ebbes aus Hohenlohe
Spitzenhexen zaubern Feines

Spitzenhexen zaubern Feines

14 Frauen treffen sich in Crailsheim zum gemeinsamen Klöppeln

Eine Frau verdreht und verkreuzt Fäden, bis sie ein zartes Spitzendeckchen in den Händen hält. Was wie Zauberei klingt, ist eine seit dem 16. Jahrhundert bekannte Handarbeitskunst namens Klöppeln. Kundige dieser Technik treffen sich in Crailsheim.
Es klackern die Klöppel an jedem zweiten Donnerstag in der Crailsheimer Leonhard-Sachs-Schule. 14 Damen treffen sich hier, um gemeinsam ihrem Hobby nachzugehen. Sie nennen sich Spitzenhexen. Eine von ihnen ist Christa Ciupke (Zweite von rechts, auf dem Foto rechts unten). „Klöppeln ist das Erstellen von Spitze“, erklärt die Schwäbisch Hallerin. Die Frauen haben einige fertige Werke mitgebracht, hinter denen viel Mühe und Fingerspitzengefühl steckt. Darunter sind zauberhafte Tischläufer, Weihnachtsbaumschmuck und Schals.
Christa Ciupke zeigt ihre Arbeitsmaterialien: Einige zehn Zentimeter lange Edelholz-Klöppel, ein spezielles Kissen als Unterlage, Stecknadeln und Garn. Die Grundhandbewegung ist das Drehen oder Kreuzen der Klöppel, auf die das Garn gewickelt ist. „Manche sagen, Klöppeln sei einfacher als Stricken oder Häkeln. Aber es ist steigerungsfähig. Je feiner und mehr Muster, desto schwieriger“, beschreibt die 57-Jährige und beginnt, mit zwei Klöppeln ein Bändchen zu flechten, das sie mit einer Stecknadel auf dem Klöppelbrief fixiert. Dieses papierene Dokument ist die Vorlage für das Muster der Spitze. Die Punkte zeigen an, wo die Nadeln gesteckt werden. Zusätzlich orientiert sich Christa Ciupke an einer technischen Zeichnung. Die darauf abgebildete Farbsymbolik kennt keine Landesgrenzen. Sie ist sozusagen die gemeinsame Sprache aller Klöpplerinnen weltweit.
Christa Ciupke hat selbstgearbeitete Lavendelsäckchen (Foto oben rechts) mitgebracht. Klöppeln bedeutet für die Bankkauffrau Entspannung nach Feierabend. Vor zwei Jahrzehnten entdeckte sie die Kunst im Freilandmuseum Wackershofen. „Ich war neugierig, wie das funktioniert“, sagt sie. Eine Kollegin vermittelte ihr eine private Klöppel-Lehrerin, bei der sie vier Gleichgesinnte traf. Vor genau zehn Jahren stellte das Quintett seine erste Ausstellung auf die Beine und gründete zeitgleich die Spitzenhexen. Ziel war es, weitere Interessierte zu finden, um sich noch besser austauschen zu können. Tatsächlich kamen neun Frauen dazu. Bei ihren Treffen werkelt jede für sich, doch unterstützen sie sich gegenseitig. Einmal pro Jahr laden die Spitzenhexen eine Referentin ein, um neue Klöppel-Techniken zu lernen, von denen es insgesamt mindestens 40 gibt, zum Beispiel Mailänder Spitze oder Torchon.
Die älteste Spitzenhexe ist 77 Jahre alt, die Jüngste heißt Corina Lang und ist 27. Die Industriemechanikerin arbeitet gerade an einem Stück mit sage und schreibe 70 Paar Klöppeln. Zu der Gruppe stieß die Satteldorferin vor einem Jahrzehnt durch Gründungsmitglied Margot Reinhardt, die ihre Nachbarin ist. „Sie meinte, ich sei ein Naturtalent“, lacht Corina Lang.
Drei Stühle weiter sitzt die 72-jährige Brigitte Winkler aus Crailsheim. Sie ist zu 80 Prozent sehbehindert. Das hält sie aber nicht vom Klöppeln ab. „Ich vergrößere die Vorlagen am Computer, schaue wo ich die Nadeln stecken muss und mache mir Markierungen.“ Sie zeigt ein schönes selbstgearbeitetes Lesezeichen. „Ich finde das Hobby wahnsinnig toll“, sagt die pensionierte Hauswirtschaftslehrerin. „Wo die Augen versagen, muss ich halt auf Hilfsmittel zurückgreifen.“ Wie alle anderen verdreht und verkreuzt sie die Fäden, bis wieder ein kleines Kunstwerk fertig ist. Spitze!

Wer Interesse hat, sich der Klöppelgruppe anzuschließen, kann Christa Ciupke kontaktieren: Tel.: 0791/84211, E-Mail: christa.ciupke@spitzenhexen.de. Anfänger sollten zuvor einen Volkshochschulkurs besuchen, um die Grundbegriffe zu erlernen.

Info:
Eine Ausstellung zum zehnjährigen Jubiläum der Spitzenhexen findet am Sa, 9. und So, 10. Dezember 2017, von 10 bis 17.30 Uhr statt. Aufgebaut ist sie im Konventraum der Volkshochschule Crailsheim (Spitalstraße 2 A), im ersten Stock. Zu sehen sind Klöppelarbeiten aus den Themengebieten sakral, Weihnachten, Sternzeichen und Ergebnisse der letzten zehn Jahre. (sab)

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