Erzieherin Ute Weigel betreut seit über vier Jahrzehnten Kinder
Viele Veränderungen hat Ute Weigel im Kindergarten miterlebt. Manches blieb jedoch gleich: Das aus Krepp-Papier geflochtene Kränzchen zum Geburtstag, Lieblingsbücher wie Räuber Hotzenplotz und das Fingerspiel „Zehn kleine Zappelmänner“.
„Wo hat der Bürgermeister schon im Sand gespielt und sich im tiefen Matsch so richtig wohl gefühlt? Wo hat der Polizist sich im Gebüsch versteckt und immer wieder neue Streiche ausgeheckt? Im Kindergarten, da fangen alle mal als kleine Leute an.“ Diese Zeilen aus einem Lied von Rolf Zuckowski spiegeln einen Ausschnitt aus dem Alltag von Ute Weigel (61) wider. Die Leiterin des Evangelischen Kindergartens Arche Noah in Schrozberg kann im Sommer uf 4 erufsjahre zurückblicken. iele leine Prinzessinnen nd reikäsehochs, ie ei hr auklötze auftürmten nd apier-Häschen falteten, sind heute gestandene Erwachsene. Einige davon bringen sogar schon die eigenen Kinder zu ihr. An ihrer täglichen Arbeit liebt Ute Weigel die Vielfalt, die Abwechslung und den Umgang mit Menschen. „Es war in unserem Kindergarten noch nie ein Tag gleich“, resümiert die Mutter zweier erwachsener Töchter. Manche Begebenheiten vergisst sie nie: Einmal fiel dem kleinen Roman ein Haufen Spielsteinchen auf den Boden. Um sie nicht aufheben zu müssen, imitierte der Steppke ganz keck seine Oma: „I hob’s heit sou im Kreiz.“
Wie hat sich der Nachwuchs im Laufe der Zeit verändert? „Die Kinder sind selbstbewusster geworden und wissen, was sie wollen. Allerdings haben sie weniger Ausdauer und lassen sich leichter ablenken.“ Das beobachtet Ute Weigel zum Beispiel beim Baukastensystem „Plasticant“, mit dem ihre Schützlinge schon seit Jahrzehnten spielen: Blaue Kunststoffröhrchen stecken sie mit gelben Dübeln zu Fahrzeugen zusammen. Früher konstruierten die Kinder selbstständig Dreiräder und Flieger. Heute müssen die Erzieher sie oftmals Schritt für Schritt anleiten.
Einen großen Einfluss auf die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder haben die Medien: Fernseher, Computer, Konsolenspiele und Handys. „Das gehört dazu, aber in Maßen“, meint die Erzieherin. Die Eltern sollten sich beim Fernsehen dazusetzen und das Pensum von einer halben Stunde nicht überschreiten. Manche Sendungen seien zu schnell geschnitten und wirkten hektisch. Das sei früher anders gewesen: Eher gemächlich plätscherte das Urmel aus dem Eis der Augsburger Puppenkiste dahin. Ute Weigel empfiehlt stattdessen Bilderbücher. „Da kann man auch mal was wiederholen“, sagt sie. Die kleine Hexe und der Räuber Hotzenplotz finden heute noch großen Anklang. Genauso die alten Pumuckl-Schallplatten des Kindergartens, bei deren Anblick ein Kind staunend feststellte: „Ihr habt aber große CDs.“ Zeitlos sind auch Fingerspiele wie „Zehn kleine Zappelmänner“ und das Stuhlkreisspiel „Ich bin ein dicker Tanzbär“.
Hat ein Mädchen Geburtstag, erhält es seit den 1950er-Jahren eine ganz besondere Kopfbedeckung, nämlich ein buntes Krepppapier-Kränzchen. Die insgesamt vier Erzieherinnen des Kindergartens Arche Noah basteln es selbst, nach einer althergebrachten, gut gehüteten Flechttechnik. Der Evangelische Kindergarten in Schrozberg kann auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken, doch erst seit 1968 ist er fest in der Vorbachstraße verwurzelt. Deshalb wird im Juni 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Am Eingang hängt ein Mosaik der Arche Noah von Werner Grund aus Gerabronn. So kam der Kindergarten 2005 zu seinem Namen.
Vor rund zwei Jahrzehnten hielt die Bürokratie Einzug. „Wir müssen Entwicklungsgespräche und Beobachtungen dokumentieren, mit den Ämtern und den Schulen kooperieren“, zählt die Leiterin auf. Das koste viel Zeit, die sie lieber mit den Kindern verbringen würde. Mit Sorge beobachtet Ute Weigel, dass viele Kindergartenkinder schon heute Terminschwierigkeiten haben, wenn sie sich mit ihren Freunden treffen möchten. Sie wünscht sich, dass sie frei sind und einfach nur Kind sein dürfen. Denn, wie Rolf Zuckowski schon sang: „Im Kindergarten da fangen alle mal als kleine Leute an.“ sab