Ebbes aus Hohenlohe

Kommt kein Vogel mehr geflogen

Ulrich Hartlieb wünscht sich mehr naturnahe Gärten in Hohenlohe.

Immer wieder wird beklagt, dass die Zahl der Singvögel im Garten und in der freien Natur abnimmt. Die Ursachen sind vielfältig und nicht eindeutig zu benennen. Die intensive Landwirtschaft und zugebaute Flächen in den Ortschaften spielen dabei eine große Rolle.

Hainbuche, Liguster, Hartriegel, Falscher Jasmin, Wildrosen und Weißdorn sind typische Heckenpflanzen, die in Hohenlohe heimisch sind. Doch leider sind sie in immer weniger Gärten zu finden. „Die Pflege eines ,traditionellen‘ Gartens ist aufwändig“, weiß Ulrich Hartlieb vom Naturschutzbund (Nabu) Kirchberg. Auch sei die Bauplatzgröße in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen, sodass kaum Platz für Holunderstrauch, Apfelbaum und andere raumgreifende, aber sehr insekten- und vogelfreundliche Pflanzen bleibt. Viele Familien wollten den Pflegeaufwand auf ein Minimum reduzieren, indem sie sterile Schotterflächen anlegten, wo sich weder Pflanzen noch Insekten oder Vögel halten können. Die hier heimischen Tierarten fänden in diesen Gärten nicht mehr das gewohnte pflanzliche oder tierische Futter, fühlten sich dort nicht mehr wohl und bevorzugten andere Reviere. Auch würden viele Vögel Opfer von (Haus-)Katzen, die immer häufiger als Mitbewohner angeschafft werden.

Ulrich Hartlieb hat manche Vogelarten schon lange nicht mehr im eigenen Garten oder am Vogelhäuschen gesehen oder gehört. „Gefüttert werden kann übrigens das ganze Jahr über“, erklärt der Vogelkenner. „Im strengen Winter etwas mehr, im Sommer immer mal wieder aussetzen.“ Dass derzeit weniger Tiere zu sehen sind, könnte auch auf den relativ milden Winter zurückzuführen sein – die Vögel haben im Wald genügend Nahrung gefunden.

Der Rückgang der Vögel ist nicht nur auf den Garten beschränkt, auch in Feld, Wald und Wiesen sind immer weniger Tiere anzutreffen. Der Nabu-Mann untermauert diese Erkenntnis mit Statistiken: Seit 1980 habe die Menge der Vögel in der EU um 56 Prozent abgenommen. Die Zahl der Arten, die im Wald oder in der Nähe des Menschen leben, sei seit 1970 um ein Drittel gesunken – der Bestand sei jetzt aber stabil, betont Ulrich Hartlieb.

Das erinnere ihn von den Ausmaßen her an den Rückgang der Insekten. Die Ursache führt der ehemalige Biologielehrer hier wie dort auf die intensivierte Landwirtschaft zurück, die keine Brachflächen und keine ungepflegten Winkel mehr zulasse. Andererseits spiele aber auch die Versiegelung von Flächen durch Überbauung eine schädliche Rolle für die Artenvielfalt.

Um wieder mehr Vögel in die Ortschaften zu locken, wünscht sich Ulrich Hartlieb naturnahe Gärten. Die Möglichkeiten, den Vögeln mehr Nahrung zu bieten, seien vielfältig: die Gras- bzw. Wiesenflächen (oder Teile davon) sollten nicht mehr so häufig gemäht werden, ein Komposthaufen sei ein regelrechtes „Biotop“ und somit Nahrungsquelle für Insektenfresser, außerdem würden blühende Stauden je nach Jahreszeit Schmetterlinge und andere Insekten anziehen. th

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